Pilotprojekt in München:HIV-Test per Post

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  • In München, Nürnberg und Regensburg ist ein Pilotprojekt gestartet, mit dessen Hilfe sexuell übertragbare Krankheiten früher erkannt werden sollen.
  • Menschen können sich zu Hause testen und die Proben an ein Labor schicken. Nach drei Tagen bekommen sie Bescheid.
  • Das Kit enthält nicht nur einen HIV-Test, sondern auch für Syphilis, Chlamydien und Gonokokken.

Von Inga Rahmsdorf

Einen HIV-Test ganz unkompliziert zu Hause selbst machen - das ist mit einem neuen Pilotprojekt möglich, das vergangene Woche gestartet ist und das die Münchner Aidshilfe mit entwickelt hat. Wer herausfinden möchte, ob er HIV-positiv ist oder eine Geschlechtskrankheit hat, der kann eine Urinprobe, einen Blutstropfen oder einen Abstrich mit dem Wattestäbchen vornehmen und die Proben dann in einem Plastikbeutel per Post an ein Labor verschicken.

Innerhalb von etwa drei Tagen erhält er per SMS das Ergebnis, wenn es negativ ist. Wird eine Infektion festgestellt, erhält er eine SMS mit der Bitte zurückzurufen. In dem Fall bekommt der Infizierte ein Beratungsgespräch und wird bei Bedarf weiterverwiesen.

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Sich zu testen, ohne eine Anlaufstelle aufsuchen zu müssen, das ist in England bereits möglich. Dort kann man sich einfach online registrieren und den Test per Post anfordern. In Deutschland muss man dafür bisher einen Arzt, ein Gesundheitsamt oder eine Einrichtung wie die Aidshilfe besuchen. Gerade in ländlichen Regionen gebe es dabei Hemmschwellen, sagt Christopher Knoll von der Münchner Aidshilfe.

Auch bei dem neuen Pilotprojekt, das in München, Nürnberg und Regensburg getestet wird, muss man noch einmal zu einer ersten Beratung kommen. In München bietet das die Aidshilfe oder das Sub, das schwule Kulturzentrum, an. "Das hätten wir den Leuten gerne erspart", sagt Knoll, das sei aber rechtlich noch nicht möglich. Er hofft, dass die Gesetze in Deutschland mittelfristig dahingehend gelockert werden, dass Kunden wie in England die Tests auch online anfordern können.

"Ganz Deutschland wartet schon darauf"

Der Vorteil an dem neuen Verfahren ist, dass der Kunde einmal zu einem Erstgespräch kommt. Das verlaufe ganz unkompliziert und dauere etwa 15 Minuten, sagt Knoll. Dann kann man ein Abonnement auswählen, bei dem man das Testpaket alle drei, sechs oder zwölf Monate automatisch zugeschickt bekommt.

Enthalten sind darin Tests, die HIV, Syphilis, Chlamydien und Gonokokken, den Erreger von Tripper, feststellen können. Das Angebot kostet 32 Euro pro Testvorgang. Wohnt jemand im Bayerischen Wald, kann er sich bei einem Besuch in München einmal dafür registrieren und sich dann künftig regelmäßig von zu Hause aus testen.

Ziel ist es, mehr Infektionen frühzeitig zu entdecken und zu behandeln. In Deutschland leben Angaben der Aidshilfe zufolge etwa 13 000 Menschen mit HIV, ohne es zu wissen. Ein Drittel aller Diagnosen erfolge erst, wenn bereits Aids oder ein schwerer Immundefekt vorliegen. Auch andere sexuell übertragbare Infektionen bleiben oft lange unerkannt.

"Wir rechnen damit, dass nach eineinhalb Jahren das Projekt nahtlos in den bundesweiten Betrieb übergeht", sagt Knoll. "Ganz Deutschland wartet schon darauf."

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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