Münchner Leute der Woche:Wie Günes Seyfarth weiter Lebensmittel rettet

Lesezeit: 3 Min.

Günes Seyfarth. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Community Kitchen bekommt finanzielle Hilfe und München hat bald ein neues Museum - unsere Menschen der Woche.

Von Sabine Buchwald, Martina Scherf und Stefanie Witterauf

Essen retten

Günes Seyfarth ist eine Retterin, vor allem aber eine Macherin. Schon seit Jahren bewahrt Seyfarth Lebensmittel vor dem Abfall. Allein in München landen jeden Tag 165 Tonnen Nahrungsmittel von Privathaushalten im Müll. Dagegen wollte Seyfarth etwas unternehmen. Zunächst verarbeitete sie die geretteten Lebensmittel für sich und ihre Familie, dann für die Nachbarschaft, verteilte kostenfreie Mahlzeiten an Bedürftige in der Stadt. Mit diesem Konzept gründete sie 2021 ein Sozialunternehmen und im Anschluss ein Restaurant.

Die Community Kitchen in der ehemaligen Kantine der Allianz-Versicherung in Neuperlach ist das erste Restaurant, das gerettete Lebensmitteln auftischt. Im Juli 2023 initiierte der Münchner Verein Retla dort die Aktion "Z'samm essen", bei der Seniorinnen und Senioren ein Mittagsmenü für vier Euro erstehen können. Das beinhaltet eine "leckere, gesunde Hauptspeise mit Salat, Getränk, Kaffee und Kuchen in netter Atmosphäre". Doch das Geld wurde knapp. Die Rettung kam durch einen Zufall: "Wir haben das Projekt zufällig entdeckt, weil wir im Shaere, in dem sich das Community Kitchen befindet, bereits regelmäßig mit den Seniorinnen und Senioren, die wir betreuen, zu Gast waren", sagt Lydia Staltner, Gründerin des Vereins Lichtblick. Der beteiligt sich nun an der Finanzierung, zudem gibt es private Spenden und Fördergeld. "Das Projekt wird vom Engagement der beiden Vereine profitieren. Die Seniorinnen und Senioren freuen sich bereits darauf, dass es nun endlich gesichert weitergeht. "Großartig, dass Lichtblick und Retla mit vereinten Kräften zusammenarbeiten", sagt Seyfarth.

Rauch vermeiden

Veronika Flora Rost. (Foto: Philip Morris)

Nach 31 Jahren verlässt Markus Essing das Unternehmen Philip Morris Deutschland mit Sitz in Gräfelfing, das er zuletzt als Geschäftsführer leitete. Er geht auf eigenen Wunsch, heißt es in einer Pressemitteilung. Seine Nachfolgerin Veronika Flora Rost kommt vom Kosmetikkonzern Estée Lauder Companies. Sie will nach eigenen Angaben den von ihrem Vorgänger eingeleiteten Wandel des internationalen Zigarettenkonzerns hin zu mehr Tabakerhitzern und einer "rauchfreien Zukunft" weiterführen. Philipp Morris hat einen Anteil von 39 Prozent am deutschen Zigarettenmarkt.

Illusionen erleben

Vanessa Kammermann. (Foto: privat/oh)

München bekommt ein neues, privat geführtes Museum. "WOW" wird es heißen, wow wie der Pop-Art-Ausdruck für: Das ist umwerfend, was für eine Überraschung. Vanessa und Matthias Kammermann haben das Konzept dafür erarbeitet. Vor vier Jahren eröffneten die beiden ein Museum gleichen Namens unweit der Zürcher Bahnhofstraße. 120 000 Besucher zählten sie im vergangenen Jahr, sagt Vanessa Kammermann am Telefon. Die Ausstellung ist interaktiv, baut auf Erlebnismomente, schafft mit Farben, Mustern, Musik und Lichtern Illusionen. "Man bewegt sich in einer anderen Welt, es gibt kein Richtig oder Falsch", erklärt Kammermann. Diesen Ansatz empfindet sie als "friedens- und sinnstiftend", denn die Message dahinter sei: "Jeder sieht die Dinge anders." Das Konzept verbinde Physik und Medizin, Psychologie und Kinetik, das fasziniere sie.

Auf die Idee kam das Paar bei einer Reise durch Neuseeland beim Besuch der "Puzzling World" in Wanaka. Vanessa Kammermann stammt ursprünglich aus Siegen in NRW, hat Lehramt studiert und in der Eventbranche gearbeitet. Matthias Kammermann ist Schweizer, sie haben vier Kinder. Die Finanzierung der Museen stemmen sie aus eigener Tasche. Für den zweiten Standort hatte das Paar erst Dresden und Leipzig ins Auge gefasst, dort fanden die beiden aber keine geeignete Location. In München ziehen sie nun ins Tal neben den großen Drogeriemarkt. Die Miete für die 500 Quadratmeter große Immobilie sei teurer als in Zürich, sagt Vanessa Kammermann, aber sie wollten mitten in der Stadt sein. Am 19. Juni soll das WOW-Museum eröffnen.

Natur zeigen

Veronika Christine Dräxler. (Foto: Stefan Hobmaier)

Die Videokünstlerin Veronika Christine Dräxler stellt neue Arbeiten in der Reihe "Die ersten Jahre der Professionalität" in der Galerie der Künstler aus. In ihren Filmen geht es um die Verarbeitung von Traumata und die Prägung von Kulturlandschaften. Dräxler hat an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Klaus vom Bruch, Andrea Fraser und Martin Fengel studiert und war Meisterschülerin bei Anna Anders an der Universität der Künste Berlin. Sie hätte gerne im Englischen Garten gedreht, sagt sie, bekam aber keine Genehmigung. Deshalb filmte sie in den Isarauen. Die Ausstellung geht bis 28. April, Maximilianstraße 42.

Brücken bauen

Erzählt und verbindet: Moira Thiele. (Foto: privat)

Es begann im Morgenland ... So lautet der Titel einer Veranstaltungsreihe, die versucht, Brücken zwischen Menschen zu bauen. Brücken, die angesichts des Krieges im Nahen Osten wichtiger sind denn je. Judentum, Christentum und Islam haben die gleichen Wurzeln, doch ihre Anhänger tun sich auch in München oft schwer, miteinander zu sprechen.

Moira Thiele, Germanistin, Erzählerin und begeistert von jüdischem Humor, will Anregungen zum Gespräch geben, indem sie Geschichten aus der muslimischen, christlichen und jüdischen Tradition erzählt. Bei Kaffee und Kuchen sollen die Gäste dann ihre Gedanken teilen. Alle Münchnerinnen und Münchner sind eingeladen. Diesmal findet der Erzählnachmittag in Kooperation mit der Himmelfahrtskirche Sendling und der Ditim-Moscheegemeinde statt. Am Sonntag 28. April, von 15 bis 17 Uhr im Gemeindesaal der Himmelfahrtskirche, Kidlerstraße 15. Der Eintritt ist frei. Anmeldung beim Team Viertelpunkt der Nachbarschaftshilfe: kathrinneumann@viertelpunkt.org.

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