Wohnungsbau:Mehr Effizienz oder großes Fiasko?

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Gemeinsam verfügen die Gesellschaften GWG und Gewofag über einen Bestand von 66 000 Wohnungen - und es sollen schnell mehr werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Die geplante Fusion der beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag stößt bei der Opposition im Stadtrat auf scharfe Kritik. Externe Berater sollen den Prozess nun begleiten.

Von Anna Hoben

Die größte Vermieterin in München ist die Stadt mit ihren Wohnungsbaugesellschaften GWG und Gewofag. Ungefähr 66 000 Wohnungen haben sie zusammen im Bestand und von deren Mietpreisen können viele Münchnerinnen und Münchner nur träumen: 7,59 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter bezahlten etwa die Bewohner der Gewofag-Wohnungen durchschnittlich im vergangenen Jahr.

Die grün-rote Rathauskoalition will die beiden Gesellschaften nun zusammenführen. Wenn es nur noch ein städtisches Wohnungsunternehmen gibt, so das erklärte Ziel, dann entstehen mehr bezahlbare Wohnungen und sie entstehen schneller als bisher. Am Mittwoch hat der Stadtrat beschlossen, die Fusion von Spezialisten begleiten zu lassen. Fünf Millionen Euro werden bis 2025 für diese externen Beratungen bereitgestellt.

Die Opposition übte scharfe Kritik, teils an dem Vorhaben überhaupt, teils an der Vorgehensweise. Die Linke lehnt die Fusion generell ab und forderte, den Prozess zu beenden. Die Probleme beim Bau neuer Wohnungen, von Grundstücksfragen über die Schaffung von Baurecht, würden durch die Fusion nicht verschwinden, prophezeite Stadträtin Brigitte Wolf. GWG und Gewofag sollten sich lieber darauf konzentrieren, "ihr jetziges Bau- und Sanierungsprogramm abzuarbeiten".

Die Kollegin der Linken habe ihr aus der Seele gesprochen, sagte Heike Kainz (CSU). Der Beschluss zur externen Beratung gehe nun zwar in eine Richtung, die die CSU schon vor Monaten gefordert habe. Man habe sich den Weg aber andersherum vorgestellt, also: erst die gründlichen Vorüberlegungen, dann die Entscheidung für oder gegen eine Fusion. Die CSU kritisierte zudem, dass einem der Geschäftsführer der Gesellschaften im Leitungsgremium bei Stimmengleichheit eine doppelte Stimme zugedacht sei.

Für die Mitarbeiter soll es eine Arbeitsplatzgarantie geben

Anna Hanusch (Grüne) verteidigte dies, es handle sich um einen "gängigen Passus", das Gremium treffe zudem keine gewichtigen inhaltlichen Entscheidungen. Christian Müller (SPD) verwies darauf, dass man bisher zwei Geschwindigkeiten erkannt habe bei den beiden Gesellschaften. Bei der Linken bedankte er sich "fürs Klugscheißen auf höchstem Niveau". Die Zusammenführung sei ein "ganz normales Thema", es gehe darum, wie Abläufe besser organisiert werden könnten.

Das ganze Projekt sei "von vorne bis hinten falsch aufgesetzt", fand indes Jörg Hoffmann (FDP), es werde in einem "Fiasko" enden. Seine Fraktion habe "Brand-E-Mails bekommen aus den Gesellschaften, die genau diese Vorgehensweise kritisieren". Wenn es nun im Stadtrat heiße, die eine Firma sei schon weiter als die andere, würden die beiden auch noch "aufeinander gehetzt".

Man sei mit den Mitarbeitern im vergangenen Jahr viel im Gespräch gewesen, versicherte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Sie ist Aufsichtsratsvorsitzende von GWG und Gewofag und soll die Fusion künftig übergeordnet koordinieren. Dass die Mitarbeiter Angst um ihren Arbeitsplatz hätten, sei nachvollziehbar, räumte OB Dieter Reiter (SPD) ein. Es solle aber eine Arbeitsplatzgarantie geben. Er habe in der Debatte kein Argument vernommen, das gegen die Fusion spreche. Sie sei richtig, weil sie mehr Effizienz bringe, "bei einem der drängendsten Themen der Stadt". Dass es nun externe Hilfe gebe, sei dringend erforderlich. Diese wurde am Ende mehrheitlich beschlossen.

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