Isar:Wohntürme zwischen Klinikcampus und Flussufer

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Visualisierung der geplanten Hochhäuser am Isarkanal in Thalkirchen. (Foto: Kuehl & Welzien FRESHIMAGES GbR)

In Thalkirchen sind Apartment-Komplexe und Krankenhaus-Erweiterungen geplant. Die Stadtplaner zeigen sich wohlwollend - doch es gibt wegen der Höhe auch kritische Stimmen.

Von Jürgen Wolfram

Wohnungen für Pfleger, Krankenschwestern und anderes Klinikpersonal zu bauen, erscheint als Gebot der Stunde. Denn der Mangel an adäquaten Unterkünften für diesen Personenkreis verschärft den Notstand, unter dem der medizinische Sektor leidet. Zur Problemlösung beitragen könnten zwei Wohntürme, die am Isarkanal 42 in Thalkirchen geplant sind.

In einem der beiden Gebäude, 41 Meter beziehungsweise 13 Geschosse hoch, sollen 99 Wohnungen unterkommen, im südlicher situierten 70 Wohnungen auf elf Etagen. Teils gefördert, teils frei finanziert, in jedem Fall reserviert für "kliniknahe Wohnbedürfnisse" auf Mietbasis, so ist das Ganze konzipiert.

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Gleich nebenan streben das Internistische Klinikum München-Süd sowie das Artemed-Klinikum München-Süd (vormals Rinecker-Klinik) eine Modernisierung und Erweiterung an. Auch dort steht ein Hochpunkt von deutlich mehr als 40 Metern Höhe im Zentrum der Überlegungen. Weil sich diese Höhenentwicklung in unmittelbarer Nähe der Isar unweigerlich auf das Stadtbild auswirkt, war das "Entwicklungsprojekt Klinik- und Gesundheitscampus Thalkirchen" jetzt ein Fall für die Stadtgestaltungskommission.

Weit überwiegend beurteilen die Experten den Entwurf für das Ensemble wohlwollend bis angetan. Architekt Manfred Kovatsch sprach unter breiter Zustimmung von einem "sympathisch zurückhaltenden Konzept" und meinte damit nicht zuletzt den erkennbaren Willen der beteiligten Büros, den üppigen Baumbestand auf dem Gelände zwischen Isarkanal und Schäftlarnstraße weitestgehend zu erhalten. Soziale Aspekte hob in der Diskussion Stadträtin Veronika Mirlach (CSU) hervor. Die Kommunalpolitikerin, die aus der Gegend stammt, würdigte ausdrücklich das Bemühen um Wohnraum für Krankenhaus-Mitarbeiter: "Da kommt von mir ein ,Daumen hoch'."

Verhalten kritische Stimmen waren in der Runde der Fachleute gleichwohl zu vernehmen. Architektin Birgit Rapp etwa fand die Ensemble-Wirkung der Hochpunkte "noch nicht ganz stimmig". Jürg Sulzer wiederum vermisste die Vorlage verschiedener Varianten statt eines fertigen Konzepts und Architekt Bernhard Landbrecht, der Stadtheimatpfleger, warf die Frage auf, ob zwei gleich hohe Wohntürme nicht optisch ansprechender wären als eine Abstufung. Die stärksten Vorbehalte äußerte Architektin Karin Schmid. Sie fand "die Häufung der Hochhäuser" an der Isar "schwierig".

Nicht nur für Klinikmitarbeiter wäre die Wohnlage fabelhaft. (Foto: Kuehl & Welzien Freshimages)

In Thalkirchen dürfe keinesfalls eine "Hochhaus-Skyline" entlang des Flusses ihren Anfang nehmen, mahnte sie. Im Zweifel sei es besser, zur Schonung der Stadtsilhouette einige Bäume zu opfern und flächiger zu bauen. Stadtbaurätin Elisabeth Merk widersprach heftig der Darstellung, am Isarufer drohe eine Aufreihung von Hochpunkten: "Diese Gefahr besteht nicht." Einzelne, noch dazu von reichlich Grün gesäumte Hochhäuser müssten sich aber nicht verstecken.

Die grüne Kulisse soll weitgehend erhalten und zugänglich gemacht werden

Die fünfeckigen Wohntürme sollen laut Architekt Gert Goergens und Projektleiterin Marianne Sigl vom Büro Goergens, Miklautz & Partner auf jenem mit 50 Bäumen bestandenen abgeschotteten Areal nördlich der Thalkirchner Brücke hochgezogen werden, auf dem die leerstehende Villa steht, die einst Hans Rinecker bewohnt hatte. Das gesamte Gelände in U-Bahn-Nähe werde der Allgemeinheit wieder zugänglich gemacht, versprach Goergens, ebenso wie die "Erhaltung der grünen Kulisse". Durch Holzhybridbauweise und Keramikfliesen sollen die Wohnhäuser die parkartige Atmosphäre des Areals widerspiegeln.

Stadtplaner Roman Leonhartsberger begründete die Notwendigkeit der Expansion medizinischer Einrichtungen "an einem der ältesten Krankenhaus-Standorte in München". Die Zahl der Klinikmitarbeiter steige stetig, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen nähmen zu, die Auslastungsquote bewege sich zwischen 80 und 96 Prozent. Trotz des großen Bedarfs an spezifischer Ausstattung sei man um eine Projektentwicklung bemüht, "die sich mit der nahen Flusslandschaft verträgt", beteuerte er.

Auf der Fläche des Klinikcampus Thalkirchen, die für Zwecke der Gesundheit reserviert ist, bedarf der Bebauungsplan aus den 1970er-Jahren gründlicher Überarbeitung, inklusive der Umstrukturierung von Verkehrsflächen. Über eine Neuaufstellung entscheidet der Stadtrat.

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