München:Wie die "Urban League" den Nußbaumpark attraktiv machen will

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Zehra Spindler arbeitet gerne in großen Räumen, wie hier in der ehemaligen Druckerei Biering in Freimann. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Der Park am Sendlinger-Tor-Platz soll ein neues Image bekommen.
  • Die Kulturinitiative "Urban League" bespielt die Grünfläche tagsüber bis 22 Uhr, allerdings ohne starres Programm.
  • Heftig diskutiert wurde nun die Anschaffung von Hochbeeten, in denen die Anwohner gärtnern können.

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Das Image des Nußbaumparks am Sendlinger-Tor-Platz ist eher schlecht, mal geht es um Drogen, dann um Stricher, auch ums Betteln. Der Stadtrat und der Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt haben vor allem deshalb die Kulturinitiative "Urban League" beauftragt, den Park den Sommer über zu "bespielen" - mit leisen Tönen, ohne Bühne, schließlich grenzt das Klinikviertel an. Der Park soll ein neues Image bekommen, wieder mehr ein Park für die Anwohner werden, so das Ziel. Inzwischen sieht es, da es ums Geld geht, allerdings so aus, als ob so mancher Stadtteilpolitiker das Konzept infrage stellt.

Urban League, das ist vor allem Zehra Spindler, die sich in München mit spektakulären Zwischennutzungen einen Namen gemacht hat. Ihre bekannteste war das "Puerto Giesing" im Jahr 2010. Ein leer stehendes Kaufhaus an der Tegernseer Landstraße verwandelte sie damals für ein paar Monate in Münchens angesagtestes Kulturzentrum. Heute macht sie nicht nur Subkultur, sie berät Städte zur Nutzung des öffentlichen Raums.

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Zwischennutzungen für Kreative sind in der Stadt so rar wie bezahlbare Altbauwohnungen am Isarufer. Und auch die Toleranz der Anwohner nehme immer mehr ab, sagt Veranstalterin Zehra Spindler.

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Ein "Anti-Event" hat sie für den Nußbaumpark geplant, tagsüber bis 22 Uhr und ohne starres Programm. Vielmehr will sie eine Plattform bieten, auf der sich Anwohner und Nutzer präsentieren und einbringen können. Es gibt Sitzbänke und Sonnenschirme, Bier, Spiele und freies Wlan, einen "Speaker's Corner". Der Rest soll wachsen, sich nach und nach entwickeln. Drei Sommer hat sich Zehra Spindler für ihr Konzept ausbedungen.

Einige Ideen sind bereits ein Stück weit gediehen - so auch eine, für deren Verwirklichung Spindler einen Antrag auf Zuschuss im BA gestellt hatte. Mit Unterstützung von Green City soll mit zehn Hochbeeten ein Anwohnergarten initiiert werden. Um Pflanzen und Betreuer zu bezahlen, beantragte Urban League deshalb knapp 6500 Euro - ein Betrag, den der Ausschuss für Kultur, Jugend und Soziales bereits in seiner Empfehlung auf 4500 Euro gekürzt hatte.

Aber auch dieser Betrag schien einigen BA-Mitgliedern für Hochbeete an dieser Stelle immens. "Also ich würde kein Obst aus dem Nußbaumpark essen", kommentierte Martin Ruckert (CSU). Er stellte die Frage in den Raum, ob so ein Betrag zu rechtfertigen sei, wenn man gar nicht wisse, ob die Anwohner sich überhaupt in der Gartenarbeit engagieren wollten. Sein Fraktionskollege Armin Müller war bei der gedanklichen Verbindung von knackigem Salat und Nußbaumpark offenbar auch nicht wohl zumute, ihm falle der Park vor allem wegen der vielen Rattenfallen auf, sagte er. Hochbeete, wenn man sie überhaupt dort finanzieren müsse, "dann weniger drastisch", schlug Müller vor. "Pilotweise 1500 Euro."

Nicht mal den Grünen scheint das Konzept schlüssig

Auch so manchem Grünen erscheint die Hochbeet-Idee nicht schlüssig. Es sei absurd, in einer Grünfläche eine Grünfläche zu schaffen, sagte Arne Brach. "Und sie dafür andernorts, wo es nötig ist, vielleicht gar nicht erst in Erwägung zu ziehen." Die Urban-League-Veranstaltung an sich halte er für eine "gute Sache" - doch besser mit wenigen Hochbeeten. Man dürfe nicht eine der raren Grünflächen im Zentrum mit Hochbeeten zustellen, die nach dem Abbau keine grüne Stelle mehr hinterließen.

Beate Bidjanbeg (SPD) sprach dagegen von einem leisen Mitmachprojekt, das von den Anwohner erst einmal angenommen werden müsse. Sie hofft auf einen Schritt in Richtung Klimaänderung, auf hohe Anwohnerbeteiligung, auf Bienen und ein Gesamtwerk, das das Auge erfreut und die dort Wirkenden glücklich macht. Ihre Fraktionskollegin Barbara Turczynski-Hartje machte darauf aufmerksam, dass um den Park viele Kinder aus benachteiligten Familien wohnten. Kinder brauchten einen Bezug, eine Aufgabe. "Die Liegestühle und der Poetry-Slam richten sich wieder an die Älteren. Das hier wäre mal ein Projekt für Kinder."

Paul Bickelbacher (Grüne) meinte ebenfalls, dass die Hochbeete einen sehr guten Ansatz bieten könnten, die Menschen zu aktivieren und an den Park zu binden. Und das Schöne an den Hochbeeten sei, dass man sie nach den drei Jahren, sofern geboten, auch noch woanders nutzen könne. Bei der Abstimmung sprach sich die große Mehrheit für den vom Unterausschuss empfohlenen Zuschuss in Höhe von 4500 Euro aus, die volle Summe wollten nur die SPD und BA-Chef Alexander Miklosy (Rosa Liste) zugestehen.

Zehra Spindler nimmt die Diskussion gelassen. Das Projekt sei schwer zu vermitteln, schließlich passiere ja nichts, es gebe kein Event in dem Sinne, nichts konkret Vorgefertigtes wie etwa den Einsatz von DJs, sagt sie. Die Leute sollten die Mittagspause dort verbringen, die Sonne genießen, sich mit ihren Kopfhörern einstöpseln oder mit ihr zusammen Projekte schmieden. Sie rechnet mit Ausstellungen, zweimal wöchentlich solle es eine Live-Radio-Sendung aus dem Nußbaumpark geben. "Es wird keinen Veranstaltungskalender geben, aber es werden viele Veranstaltungen laufen, die nirgendwo angekündigt sind."

Urban League im Nußbaumpark, von Montag, 11. Juni an, täglich von 12 bis 22 Uhr, am Wochenende von 10 bis 22 Uhr.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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