Wohnen in München:Der Viehhof soll dichter bebaut werden

Lesezeit: 2 min

Wo früher mit Vieh gehandelt wurde, soll es bald bezahlbaren Wohnraum geben. (Foto: Robert Haas)
  • Der Masterplan für den Viehhof sieht eine deutlich dichtere Bebauung vor als bislang bekannt.
  • Statt der ursprünglich vorgesehenen 400 Wohnungen sollen rund 600 entstehen. Außerdem wird es mehr Platz für Läden, Dienstleistungsangebote und Betriebe geben.
  • Die Verwaltung muss das Konzept konkretisieren, damit das Bebauungsplanverfahren starten kann.

Von Alfred Dürr

Die Vorarbeiten für die Umwandlung des ehemaligen Viehhof-Areals in ein Wohnquartier kommen weiter voran. Der Masterplan mit dem aktualisierten Konzept zur künftigen Bebauung des Gebiets zwischen dem Schlachthof an der Zenettistraße, der Thalkirchner Straße, der Tumblingerstraße und den Bahngleisen im Süden, war vor wenigen Tagen dem Bezirksausschuss vorgestellt worden. Nun wurde er auch dem Stadtrat präsentiert.

Wichtigste Änderung gegenüber den früheren Überlegungen: Statt der ursprünglich vorgesehenen 400 Wohnungen sollen rund 600 entstehen. Außerdem wird es mehr Platz für Läden, Dienstleistungsangebote und Betriebe geben. Angestrebt wird eine möglichst breite Nutzungsmischung in einem verdichteten Gebiet, das der umliegenden Bebauungsstruktur entspricht. Die überwiegend sechsgeschossigen Gebäude werden nach Aussage des Planungsreferats durch zwei sogenannte Punkthäuser mit jeweils acht Stockwerken ergänzt. In diesen soll es ausschließlich Wohnungen geben. Zentrales Ziel der Planer ist es, "dringend benötigten kostengünstigen Wohnraum zu schaffen und gleichermaßen Flächen für wohnverträgliches Gewerbe anzubieten".

Verschwundene Orte
:Vom Schlachthof zur Kulturstätte

Der Südbahnhof und die Viehhallen prägten lange den Alltag rund um die Zenettistraße. Seit einigen Jahren hat hier nun die Subkultur Einzug gehalten, nun folgt das Volkstheater.

Von Andreas Schubert

Entlang der Tumblingerstraße entsteht bereits der Komplex für das Volkstheater nach dem Entwurf des Stuttgarter Architektenbüros Lederer Ragnarsdottir Oei. Vor dem Theater mit seiner Ziegelstein-Fassade soll ein großzügiger Platz geschaffen werden. Er bietet Raum für verschiedene Veranstaltungen wie etwa für einen Wochenmarkt oder im Winter für den Weihnachtsmarkt. Auf der anderen Seite des Platzes schließen sich dann die neuen Wohnhäuser an.

Der Viehhof war einst von Arnold Zenetti als Umschlagplatz für Lebendvieh geplant worden. 2007 war Schluss mit dieser Nutzung. Danach haben sich Betriebe angesiedelt, deren Schwerpunkt Verarbeitung und Vertrieb von Lebensmitteln war und deren Tätigkeit im Zusammenhang mit dem benachbarten Schlachthof stand.

Das Wirtshaus am Schlachthof bezeichnet das Planungsreferat als eine kulturell prägende Institution, die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sei und eine beliebte Bühne für Vielfalt in Kunst und Kultur aber auch für die Gastronomie darstelle. Eine ganze Reihe von Gebäuden auf dem Areal steht unter Denkmalschutz. Das betrifft auch Reste der ehemaligen Einfriedung mit Backsteinmauern mitsamt Eisengitter und Tor beim Wirtshaus am Schlachthof und an der Tumblingerstraße. Diese Elemente müssen erhalten werden, um den speziellen Charakter des Quartiers auch in Zukunft zu bewahren.

Durch die Anordnung der Wohnblöcke wollen die Planer private Freiflächen für die neuen Bewohner ermöglichen. Diese Grünzonen sollen unmittelbar den Baukörpern zugeordnet und durch Dachflächen für die Gemeinschaft ergänzt werden. Weiter heißt es, dass anschließend an das Wohnareal in Richtung Süden "attraktive Erholungsflächen" vorgesehen sind. Dazu gehört eine Lärmschutz-Wand entlang der Bahnstrecke.

Auf die Dichte des Quartiers und auf die Mischung von Wohnen und Gewerbe will der Masterplan mit verschiedenen Maßnahmen reagieren. Das Gewerbe soll an den durch Verkehrslärm betroffenen Bereichen angesiedelt werden. So wird zum Beispiel an die Ecke Zenettistraße und Thalkirchner Straße ein Gewerbehof kommen. Dieser besetze die vom Verkehrs- und Anlagenlärm am stärksten belastete Fläche und schütze die dahinter liegende Wohnbebauung. Dieser Gewerbehof soll es den jetzigen Betrieben auf dem Viehhof dauerhaft ermöglichen, auf dem Gelände zu bleiben. Großhandelsfirmen sollen auf dem Großmarkt-Gelände unterkommen.

Der Stadtrat nahm den aktualisierten Masterplan ohne größere Debatte zur Kenntnis. Jetzt muss die Verwaltung das Konzept konkretisieren, damit das Bebauungsplanverfahren starten kann.

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Fotografie
:Wo München schön und schmutzig ist

Seit zweieinhalb Jahren fotografiert Lena Engel für ihr Buch "NullAchtNeun" Orte, an denen die Subkultur zu Hause ist. Schon jetzt existiert die Hälfte davon nicht mehr.

Von Michael Bremmer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: