Moosach:Drei Jahre Vollsperrung

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Ausgesprochen niedrig: Die Unterführung unter den Bahngleisen im Verlauf der Dachauer Straße in Moosach ist ein Unfallherd. (Foto: Stephan Rumpf)

An der Unterführung in Moosach im Verlauf der Dachauer Straße kam es immer wieder zu Unfällen. Nun wird sie saniert und aufgeweitet. In der Bauzeit ist mit starken Einschränkungen zu rechnen - für Züge und Autos.

Von Andreas Schubert

2010: Die Abi-Fahrt von 57 Schülern und sechs Lehrern aus Ludwigshafen endet jäh an der Dachauer Straße in München. Der Fahrer ihres Reisebusses hat sich bei der Höhe der Unterführung in Moosach verschätzt, der Bus bleibt in der Röhre stecken, 13 Schüler müssen verletzt ins Krankenhaus. 2011 und 2012 havarieren an derselben Stelle Lastwagen, 2013 rammt ein vier Meter hoher Doppeldeckerbus mit 55 überwiegend jugendlichen Passagieren die Unterführung: 40 Verletzte. Im Sommer 2014 beschädigt ein fast vier Meter hoher Betonmischer die Röhre so schwer, dass sie tagelang für den Autoverkehr gesperrt werden muss.

Dies sind lediglich ein paar Beispiele für Unfälle, die sich an der nur 3,70 Meter hohen Unterführung im Nordwesten der Stadt ereignet haben, erlaubt ist eine Durchfahrt für maximal 3,40 Meter hohe Fahrzeuge. Dabei wurden nicht nur Menschen verletzt: Auch die 1907 gebaute und seither zweimal (zuletzt 1972) sanierte und mehrmals reparierte Unterführung ist inzwischen so lädiert, dass sie nun komplett erneuert werden muss. Das wird zu massiven Einschränkungen im Bahn- und im Straßenverkehr führen.

Die Bauzeit wird insgesamt 30 Monate dauern. Für den Autoverkehr wird die Dachauer Straße im Umgriff der Unterführung deshalb volle drei Jahre gesperrt, der Fuß- und Radverkehr soll nur kurzzeitig blockiert bleiben und über den S-Bahnhof Moosach und die Jakob-Hagenbucher-Straße umgeleitet werden. Autofahrer, die sonst die hoch frequentierte Nord-Süd-Verbindung über die Dachauer Straße nutzen, müssen dann weitere Umwege in Kauf nehmen. Der Kfz-Verkehr wird großräumig über die Max-Born-Straße, die Triebstraße und den Georg-Brauchle-Ring umgeleitet.

Wann genau Baubeginn ist, wie lange die Strecke für Züge gesperrt wird und wie dann der Schienenverkehr geregelt wird, kann die Deutsche Bahn bisher noch nicht sagen. Fest steht: Baubeginn ist nicht vor 2024, von der Sperrpause betroffen sind die S-Bahn-Linie S1 nach Freising, der Regionalverkehr Richtung Landshut und Regensburg sowie der Güterverkehr.

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Künftig soll die Höhe 4,70 Meter betragen - das reicht für Doppeldeckerbusse

Vergangenes Jahr lagen die Pläne für die Erneuerung erneut öffentlich aus, nachdem sie noch einmal geändert worden waren. Nun hat das Eisenbahnbundesamt den Planfeststellungsbeschluss gefasst, also die Baugenehmigung erteilt. Weil die Höhenlage der Gleise nicht verändert werden kann, sieht der Plan unter anderem vor, dass die Straße abgesenkt wird, damit die lichte Höhe künftig 4,70 Meter beträgt und so auch Doppeldeckerbussen keine Schwierigkeiten mehr bereiten dürfte: Die sind in der Regel etwa vier Meter hoch. Auch eine mögliche Trambahn Richtung Dachau soll durch die neue Röhre passen. Die Absenkung der Fahrbahn bringt allerdings einigen Aufwand mit sich: So muss die Straße wegen ihre künftigen Tiefe in einer Grundwasserwanne geführt werden.

Breiter werden soll die Unterführung auch. Für Radfahrer und Fußgänger steht eine abgetrennte Geh- und Fahrbahn von 4,75 Metern Breite zur Verfügung. Auf der Süd-West-Seite ist ein 5,25 Meter breiter Zweirichtungsradweg vorgesehen. Die sogenannte lichte Weite der Fahrbahn sieht 10,25 Meter vor. Zwischen den Kreuzungen Gröbenzeller Straße auf der einen und Moosburger Straße auf der anderen Seite sowie Breslauer und Riesengebirgstraße wird die Dachauer Straße umgestaltet. Stadtauswärts wird der Linksabbiegerstreifen in Richtung Gröbenzeller Straße verlängert und durch den Tunnel reichen.

Nach den wiederholten Unfällen an der Unterführung hat die Stadt 2017 eine elektronische Höhenkontrolle an der Brücke anbringen lassen. Diese löst Alarm aus, sobald sich ein Fahrzeug nähert, das die zulässige Durchfahrtshöhe von 3,40 Metern überschreitet. Dennoch geschah es nach Angaben der Polizei auch danach weiterhin, dass Lastwagen in der Unterführung stecken blieben, weil sie die Signale missachtet hatten.

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