Wild wuchern heimische Gartenkräuter auf einer vier mal zwei Meter großen Fläche am Straßenrand neben dem Luise-Kiesselbach-Platz. Zu den bewusst angepflanzten Kräutern, zu denen etwa die Moschus-Malve, die Wiesen-Flockenblume und die Wegwarte gehören, haben sich im Lauf der Jahre Dutzende Arten dazugesellt. An insgesamt 80 solcher Flächen haben Renaturierungsökologen der Technischen Universität München im Rahmen des Projekts "Blühende Bänder" getestet, wie sich Stadtbegrünung auf Biodiversität und das Klima auswirken kann. Ihr Fazit fällt ausgesprochen positiv aus.
So ist an einem warmen Sommertag die Temperatur der bepflanzten Flächen mehr als zehn Grad Celsius niedriger als die von klassischem Straßenbegleitgrün - und sogar fast dreißig Grad niedriger als herkömmlicher Asphalt, der um die 50 Grad heiß werden kann. Die Oberflächentemperatur wirkt sich auch auf die gefühlte Temperatur aus, davon sollten hitzegestresste Stadtbewohner profitieren können. Die Blühflächen erhöhen zudem die Anzahl der unter Druck geratenen Bienenpopulationen in der Stadt.
Andere Beobachtungen der Forscher wirken auf den ersten Blick überraschend. So entwickeln sich etwa die Grünflächen schlechter, wenn neben ihnen ein Baum steht. Denn die Baumkronen schirmen sie vor Regen ab und sorgen so dafür, dass die Pflanzen schneller austrocknen. Ein Gräseranteil von 25 bis 50 Prozent kann die Bewässerung hingegen verbessern.
Außerdem bevorzugen viele Pflanzen einen nährstoffarmen Boden. Daher kann man auch durch kleinere Maßnahmen wie etwa selteneres Mähen sowie Abtransport des Mähguts für mehr Biodiversität sorgen - indem man Nährstoffe dem Boden vorenthält, können sich mehr heimische Kräuter ansiedeln.
Das ambitionierte Forschungsprojekt hat 2019 begonnen und findet nun sein Ende. Simon Dietzel, Doktorand am Lehrstuhl für Renaturierungsbiologie, denkt, dass man die Ergebnisse nutzen kann, um sich für die gezielte Bepflanzung weiterer Straßenränder einzusetzen. Der Verein Green City, der das Projekt "Blühende Bänder" begleitet und ausgeweitet hat, arbeitet bereits mit interessierten Bürgern zusammen, die wahlweise die bereits bestehenden Flächen betreuen oder - nach ihren eigenen Vorstellungen - neue schaffen.