Standort am Englischen Garten:Sportverein muss Tucherpark kurzfristig räumen

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Blick auf den Tucherpark, vorne Sportplätze, hinten Bürogebäude. (Foto: Björn Holland/Visonicdesign/Hines Immobilien)

Mehr als 50 Jahre war das Gelände die Heimat des HVB Clubs. Doch zum Jahresende ist dort vorerst Schluss mit Fitness, Fußball und Tennis. Für den Verein kommt das überraschend. Die Eigentümer verweisen auf laufende Planungen.

Von Ellen Draxel

Die Information kam für die Mitglieder des HVB Clubs überraschend. Ende des Jahres ist Schluss mit Fitness, Fußball und Tennis am Tucherpark, erfuhren sie in ihrer Mitgliederversammlung vor wenigen Tagen. Der europäische Fitnessclub-Betreiber Aspria, der gehofft hatte, Nachmieter für das Sportgelände am Englischen Garten zu werden, hat eine Absage von der Commerzbank-Tochter Commerz Real und dem Projektentwickler Hines erhalten, denen der grüne Bürostandort seit 2019 gehört. Damit steht auch der HVB Club auf der Straße. Dabei hatten sowohl der Club als auch Aspria den Deal bereits unter Dach und Fach gewähnt.

Mehr als 50 Jahre lang war das 15 Hektar große Areal in Schwabing zwischen dem Englischen Garten und der Ifflandstraße Heimat des HVB Clubs, des Vereins für Mitglieder der Hypovereinsbank. Die Unicredit-Tochter, damals noch unter dem Namen Bayerische Vereinsbank firmierend, hatte den Tucherpark 1969 als neuen Verwaltungssitz nach den Plänen von Sep Ruf und Karl Kagerer errichten lassen - samt Hotel und großem Betriebssportgelände.

Mehr als 50 Jahre war der Tucherpark Heimat des HVB Clubs - doch nun muss der Sportverein kurzfristig ausziehen. (Foto: Bernd Ratzke/HVB Club e. V.)

Inzwischen ist die Hypovereinsbank nur noch Mieterin der Sportflächen. Der Vertrag läuft Ende Juni 2024 aus, zumindest übergangsweise hätte aus Sicht der Vereinsaktiven ein Sportbetrieb aber durchaus weiterlaufen können - bis die von der Commerz Real und Hines geplante Neugestaltung des Areals tatsächlich startet.

"Wir wollten das Sportgelände als Zwischenlösung für drei Jahre übernehmen, bis die Zukunft des Tucherparks final entschieden ist", sagt Thomas Strohmeyer. Der Geschäftsführer der Aspresso Deutschland GmbH, einer Marke innerhalb der Aspria-Gruppe, die vorwiegend Familien im Fokus hat, war in den vergangenen Monaten mehrfach an Ort und Stelle, um sich ein Bild von der Anlage zu machen. Er hat gesehen, wie sanierungsbedürftig vieles ist, allein das Schwimmbad, das seit Jahren ungenutzt ist, bräuchte eine Generalüberholung. Mit Beitragskosten zwischen 59 und 69 Euro pro Mitglied und Monat, glaubt er, wäre das jedoch zu stemmen gewesen. Es sollte ein Angebot für alle Münchner werden, "der ideale Ort, den Familien gemeinsam aufsuchen".

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Geplant war außerdem, die fünf Mitarbeiter und das gesamte Inventar zu übernehmen, die etwa 1700 HVB-Clubmitglieder hätten bei dieser Lösung einen Sondertarif bekommen. Dass dies nun nicht möglich ist, sei "sehr bedauerlich", sagt HVB-Club-Vorstand Oliver Kasparek. Es wäre "für alle Beteiligten eine sehr attraktive Lösung - vor allem auch für die Öffentlichkeit". Andere Vereinsmitglieder werden noch deutlicher, sprechen davon, dass die HVB-Sportler jetzt "mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen". Immerhin: Wer möchte, findet eine Zukunft beim SV Weißblau-Allianz an der Osterwaldstraße, unweit des bisherigen Standorts. Das sportliche Angebot und auch die Kosten für die Mitgliedschaft sind ähnlich.

Dennoch: Strohmeyer hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Einen reibungslosen Übergang beim Sportbetrieb wird es nicht geben, grundsätzlich geplatzt sei das Vorhaben für den Tucherpark aber nicht, sagt er. "Da ist nach wie vor die Hoffnung, dass da etwas Langfristiges entsteht." Für die Idee und das Konzept sei ihm von Investoren-Seite aus "eine große Wertschätzung entgegengebracht" worden.

Auch Commerz Real und Hines sprechen von einer "zukünftigen Sportnutzung"

Sowohl die Commerz Real als auch Hines betonen, das Bedürfnis der Sportclubmitglieder zu verstehen, zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund des laufenden Planungsprozesses aber noch keine Entscheidung zur Zwischennutzung des Sportareals treffen zu können. Beide stünden jedoch "2024 bereit, um die verschiedenen Interessen mit den machbaren Möglichkeiten abzuwägen und in einen weiter vorangeschrittenen Planungsprozess zu integrieren".

Unabhängig von der HVB-Sportclubnutzung sei es so, "dass wir auch zukünftig Sportnutzung im Areal geplant hatten und auch weiterhin vorsehen". Welcher Anbieter zum Zug kommen könnte, sei bislang allerdings offen: Man habe "verschiedenste Interessenbekundungen in den letzten Monaten erhalten". Der Stadtrat hatte bereits im Sommer im Rahmen des Aufstellungsbeschlusses eine weiterhin mögliche Sportnutzung für das Tucherpark-Areal beschlossen.

Im Referat für Bildung und Sport gibt man zu bedenken, dass man als Kommune bereits 2018 Interesse gezeigt habe, die Tennisplätze und das Schwimmbad zu übernehmen, um das Sportgelände zu sichern. "Das aber wollte die Hypovereinsbank damals nicht", sagt Sprecher Lukas Schauer. Die Bank bestätigt, seinerzeit Gespräche zu einer möglichen Übernahme des maroden Schwimmbads geführt zu haben, möchte sich ansonsten zu Verhandlungen von vor fünf Jahren aber nicht mehr äußern.

Als Nächstes muss nun der Masterplan für den Tucherpark überarbeitet werden, diese Aufgabe hatten die Stadträte den Investoren im Sommer mit auf den Weg gegeben. Mitte kommenden Jahres, verlautet aus Hines-Kreisen, soll das finale Drehbuch fertig sein.

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