Noch ein paar Wochen bleiben, bis die Münchner Landwirte die erste Saat des Jahres auf ihren Feldern ausbringen. Doch auf dem Acker an der Truderinger Straße dürfte heuer keiner mehr mit dem Traktor loslegen. Das sechs Hektar große Areal in Berg am Laim ist Bauland. In ein paar Jahren sollen dort knapp 2000 Menschen wohnen. Gerade werden auf dem Gelände Erkundungsbohrungen für Geothermie vorgenommen. Ein weiteres Bauprojekt in der Ecke wird ebenfalls konkreter.
In zwei Jahren sollen die 820 Wohneinheiten auf dem Feld an der Truderinger Straße fertiggestellt sein, wenn es nach dem Willen des Projektentwicklers - der Büschl-Unternehmensgruppe - geht. Aber: "Der genaue Zeitplan des Vorhabens an der Truderinger Straße hängt davon ab, wann Baurecht entsteht", sagt Sprecher Stephan Heller. Einen Entwurf für den Bebauungsplan gibt es zwar schon, die endgültige Fassung muss der Stadtrat allerdings erst noch beschließen. Anschließend kann mit den Bauarbeiten auf dem Gelände begonnen werden. Ende des Jahres soll der Plan dem Stadtrat zum Satzungsbeschluss vorgelegt werden, heißt es aus dem Planungsreferat.
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Neben Wohnungen sollen auf dem Gelände südlich der historischen Eisenbahnersiedlung und nördlich der Hansjakobstraße auch dringend benötigte Kindertageseinrichtungen für den Stadtbezirk entstehen. Außerdem ist ein kleines Quartierzentrum mit Platz für Läden und soziale Infrastruktur vorgesehen. Größter Streitpunkt an dem Projekt war in der Vergangenheit ein 15-stöckiges Hochhaus, das am Südwestrand des Neubaugebietes 47 Meter in die Höhe ragen und damit nach dem Büro- und Wohnturm Neo im nahen Baumkirchen-Mitte einen weiteren neuen Hochpunkt im Stadtteil setzen wird.
An die Stelle, wo das Hochhaus aufs Feld kommen könnte, grenzt eine Wiese, über die ebenfalls seit Jahren diskutiert wird. Die Grünfläche hat die Katholische Siedlungswerk München GmbH (KSWM) gepachtet, deren Hauptgesellschafterin die Erzdiözese München und Freising ist. Das Unternehmen verwaltet und vermietet in der näheren Umgebung mehrere Wohnblöcke und Reihenhäuser. Auf der Wiese gibt es einen Spielplatz und Tennisplatten. Im Sommer wird dort Fußball gespielt, das ganze Jahr über gehen Hundebesitzer Gassi. Die Grünfläche ist Teil eines jahrzehntealten Berg am Laimer Wunsches, den unterirdischen Teil des Hachinger Bachs zurück an die Oberfläche zu holen. Damit das Vorhaben gelingt, verhandelt die Stadt seit Jahren mit mehreren Grundstückseigentümern - bislang ohne Einigung.
Die katholische Kirche vertritt an dieser Stelle mehrere Interessen - als Pächterin der Spielwiese, aber auch als Eigentümerin der umliegenden Grundstücke. So will das Katholische Siedlungswerk etwa an der Hansjakobstraße 53a einen Garagenhof abreißen, um dort Wohnungen zu bauen. Das Projekt ist noch in der Planungsphase, ein Sprecher des Siedlungswerks will sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht dazu äußern. Fest steht, dass die mehr als 80 oberirdischen Einzelgaragen hinter den KSWM-Gebäuderiegeln weg sollen. In welchem Umfang eine neue Bebauung entsteht, ist noch nicht klar. In der Vergangenheit hatte es verschiedene Planungsansätze gegeben, die teils wieder verworfen wurden.
Dem Planungsreferat liegt jedenfalls ein Antrag auf Vorbescheid vor, worin der Neubau von Wohnungen - anteilig öffentlich gefördert - mit zugehörigen Stellplätzen in einer Tiefgarage abgefragt worden ist. Wie hoch das neue Gebäude werden darf, ergibt sich aus der Umgebung. Die Bestandsbauten aus der Nachkriegszeit sind vierstöckig, für die Wohnbauten im Neubaugebiet waren ursprünglich acht Geschosse angesetzt. Aber: "Die geplante Bebauung im Bereich des künftigen Bebauungsplans Truderinger Feld ist nicht Teil der maßgeblichen prägenden näheren Umgebung", sagt ein Sprecher des Planungsreferats.