Besucher in München:Die Touristen sind zurück

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Kitty Tam mit ihren Töchtern Marina und Mikayla Wong (von links) reisten aus dem sonnigen Kalifornien an. (Foto: Florian Peljak)

Es kommen wieder deutlich mehr Urlauber nach München - aus anderen Regionen Deutschlands, aber auch dem Ausland. Auch auf den Christkindlmärkten in der Stadt wird das spürbar.

Von Laura Kaufmann

Wer über die Weihnachtsmärkte zieht und an den Buden vorbeischlendert, hat dabei vielleicht eine Tasse Glühwein in der Hand, vielleicht eine Bratwurst. Und hört ein buntes Sprachengewirr. Englisch hier und drüben Spanisch, das vorbeischlendernde Pärchen spricht Hebräisch, die geführte Gruppe Koreanisch. Der Christkindlmarkt ist nicht nur von Münchnern gut besucht. Vielleicht ist es das erste Jahr nach der Pandemie, dass sich wieder nach echter Normalität anfühlt, nach der Zeit, als Corona noch kein Thema war. Die Fallzahlen mögen so hoch sein wie nie. Doch offenbar sorgen sich die Menschen nicht mehr. Und selbst wer aus Sicherheitsgründen der Weihnachtsfeier fernbleibt, kommt vielleicht mit auf eine Tasse Glühwein - draußen ist die Ansteckungsgefahr geringer.

Vergangenes Jahr schien sich die Stadt noch in zwei Lager zu teilen. Die einen, die beinahe mit Trotz gingen und einen Glühwein mehr tranken, weil es eben wieder möglich war. Auf der anderen Seite die, die noch vorsichtig waren und zu Hause blieben. Zudem war es schwieriger, aus manchen Ländern anzureisen. Das ist jetzt kein Thema mehr.

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Angela Peters ist mit ihrer Familie aus Schleswig-Holstein gekommen. Die Tour nach München hat bei ihnen Tradition, während der Pandemie mussten sie darauf verzichten: "Mein Mann ist ein absolut eingefleischter Bayernfan", sagt sie. Und so verbinden sie, mal als Paar, mal als Familie, das letzte Heimspiel des Jahres mit einer Tour über die Münchner Christkindlmärkte. "Alle sind wahnsinnig schön, mit ihrer weihnachtlichen Beleuchtung." Nicht besser als Zuhause, aber anders. "Hier gibt es vielleicht mehr Stände mit handwerklichen Sachen", sagt ihre Nichte Rea Poppe. Am Sendlinger Tor waren sie, im Englischen Garten. Und zwischendurch noch shoppen. Für ein langes Wochenende sind sie da, dann nehmen sie den Zug zurück in die Heimat.

Wie Angela Peters und ihre Familie kämen mehr als 80 Prozent der Touristen in Bayern aus Deutschland, sagt Thomas Geppert, Landesvorsitzender des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Und was die Übernachtungen anginge, hätte Bayern in diesem Sommerhalbjahr sogar um 2,2 Prozent besser dagestanden als 2019, vor der Pandemie. Das Landesamt für Statistik meldet, dass im Jahresverlauf von Januar bis Oktober sowohl die Gästeankünfte mit gut 33,8 Millionen als auch die Übernachtungen mit rund 87,8 Millionen die Ergebnisse des Vorjahreszeitraums 2022 überstiegen - mit einem Plus von 14,4 Prozent und einem Plus von 9,1 Prozent. Zahlen, die jünger sind als die vom Oktober, gibt es noch nicht. Aber es ist davon auszugehen, dass der Trend auch in der Vorweihnachtszeit anhält.

Angela Peter und ihre Nichte Rea Poppe kamen aus dem hohen Norden Deutschlands nach München. (Foto: Florian Peljak)

Es stimmt also, was das Gefühl sagt: Die Touristen sind wieder da. "Nur das berufsbedingte Reisen hat sich noch nicht erholt", sagt Geppert. Von einer Entspannung möchte er nicht reden, weil die realen Umsätze wegen Inflation und Steuererhöhung nicht auf Vor-Corona-Niveau seien, aber von einer "gewissen Erholung". Und gerade in München hätten große Events wie die IAA oder das Oktoberfest wieder Menschen aus aller Welt angezogen.

Mikayla Wong ist mit ihrer Schwester Marina und ihrer Mutter Kitty Tam aus Kalifornien zu Besuch - weil Mama Kitty Weihnachten liebt. "Das war auf ihrer Bucket-Liste", sagt Wong. Eine Christkindlmarkt-Tour, die perfekte Idee für ihren Mutter-Töchter-Trip. Eine Woche lang pendeln sie von München aus zu anderen großen Weihnachtsmärkten, etwa nach Nürnberg oder Salzburg. "Wir haben eine Liste, welche wir in München sehen wollen", sagt Tam. "Allein schon hier um den Hauptplatz sind viele, und zum Beispiel den im Olympiapark wollen wir besuchen."

Sie sind aber gerade erst angekommen und trinken einen Apfel-Zimt-Cider auf dem Marienplatz, "Wir lieben es hier!" Die Reise nach München haben sie relativ spontan vor zwei Monaten geplant. "Letztes Jahr hätten wir uns bei der Rückkehr noch testen lassen müssen", sagt Tam. Als Andenken werden sie die Glühweintassen von den verschiedenen Märkten mit in die USA nehmen.

Die offiziellen Zahlen gibt die Stadt noch bekannt, aber beim Referat für Arbeit und Wirtschaft lässt man durchblicken, dass man auch als Veranstalter das Gefühl habe, auffällig viele Gäste aus dem Ausland zu Besuch zu haben. Vergleiche fallen in diesem Jahr allerdings schwer, wegen der sehr kurzen Adventszeit.

Aram Avetyan aus Armenien genießt einen Germknödel. (Foto: Florian Peljak)

Aram Avetyan hält seinen Teller mit dem Germknödel so vor seine Handykamera, dass er das Rathaus mit auf dem Bild hat an diesem sonnigen Mittag, bevor er ihn zurück zum Stand trägt und den ersten Bissen nimmt. Sehr gut schmecke der, sagt er. Avetyan ist Armenier, hat aber wegen des Kriegs vor einem halben Jahr ein neues Leben in Barcelona angefangen. Beide Brüder hat er verloren.

Einen Tag nur ist er in München zu Besuch, ein Freund hat Geburtstag, und der Pianist freut sich über das tolle Wetter, das er erwischt hat. "Die Menschen hier sind freundlich und entspannt", sagt er. Später wird er mit dem Freund noch in ein Restaurant gehen, den Geburtstag feiern. "So ein schöner, großer Christkindlmarkt", sagt er, blinzelt in die Sonne und wirkt dabei zufrieden. München kann auch an nur einem Tag verzücken.

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