Frühlingsfest:Es dirndlt wieder auf der Theresienwiese

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Das Frühlingsfest ist das erste richtige Münchner Volksfest seit Beginn von Corona. (Foto: Wolfgang Maria Weber/Imago)

Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause darf beim Frühlingsfest endlich wieder richtig gefeiert werden. Entsprechend voll sind die Festzelte. Ein Besuch.

Von Andreas Schubert

Schon bei der Eröffnung am Freitagnachmittag kann man sehen, dass es in der Stadt offenbar einen Nachholbedarf beim Feiern gibt. Das Festzelt Hippodrom ist voll. Und beim Anzapfritual zeigt Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dass er auch einen guten Rekommandeur abgeben würde. So nannte man einst die Ansager auf Volksfesten, die das Publikum zu Attraktionen lockten und Stimmung machten. Auf der Bühne sagt Söder, dass es auch in diesen schweren Zeiten ein bisschen Lebensfreude brauche. Applaus, ein Tusch - dann haut Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) mit drei Schlägen den Zapfhahn ins Spaten-Fass, angefeuert von seinem Parteichef.

Schon am ersten Nachmittag und Abend ist der Andrang auf der kleinen Schwester der Wiesn riesig. Die beiden Festzelte sind schnell gefüllt. Und am Wochenende überrennen die Münchner das Fest förmlich. Obwohl diesmal Buden und Fahrgeschäfte etwas weiter voneinander entfernt sind, um die Besucherströme zu entzerren, kommt man nur langsam in den Budengassen voran. Am späten Samstagnachmittag ist es schwer, im Getümmel irgendwo ein Bier zu ergattern. Sei es im Hippodrom, in der Festhalle Bayernland oder im Weißbiergarten: Gegen 17 Uhr geht ohne Reservierung nirgends etwas mehr.

Nichts geht mehr: Menschenmassen vor der Festhalle Bayernland. (Foto: Florian Peljak)

Die Trachtendichte ist zwar geringer als auf dem Oktoberfest. Nach zwei Jahren Abstinenz dirndlt es trotzdem wieder gewaltig auf der Theresienwiese. Ob am Geldautomaten, an den Bratwurst- oder Crêpe-Ständen, vor den Schießbuden oder den Fahrgeschäften und natürlich vor den Toilettencontainern: Überall reihen sich die Menschen in lange Schlangen, Corona scheint vergessen, man geht wieder auf Tuchfühlung.

Im Proseccostüberl gleich beim Eingang ist die Stimmung ausgelassen. Ein akkurat in Tracht aufgeputztes Trüppchen steht um einen Tisch herum und stößt mit Rosé-Prosecco an. Als man ins Gespräch kommt, zückt eine am Tisch ihr Smartphone und zeigt ein Video vom Einzug am Freitag. Ganz gerührt sei sie gewesen, erzählt die Frau, die sich als "Riesen-Wiesn-Fan" bezeichnet und sozusagen als Volksfest-Weise entpuppt: "Es freut sich jedes Dirndl, wenn es mal wieder an die frische Luft darf."

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Stüberl-Wirtin Laura Krafka strahlt übers ganze Gesicht. "Uns macht's Spaß, die Leute haben Spaß, das ist es, was Feste ausmacht", sagt sie. Und dass das Wetter am ersten Wochenende mitspielt, hebt Krafkas Laune und die ihrer Gäste dabei noch. Ihr Lebensgefährte, Peter Bausch, der auch Chef des Münchner Schaustellervereins ist, hatte Tage zuvor noch von "Balsam für die Seele" gesprochen. Denn für viele Schausteller ist es das erste Volksfest seit dem Ausbruch der Pandemie. Bausch selbst ist mit seinem Fahrgeschäft "Top Spin NO.1" nicht auf dem Frühlingsfest vertreten. Er bespaßt die Leute mit seiner überdimensionierten Hollywoodschaukel derzeit auf dem Augsburger Plärrer.

Den Anblick haben die Münchner lange vermisst: die Kirche St. Paul und ein Fahrgeschäft. (Foto: Florian Peljak)

Aus den Fahrgeschäften kreischt es standesgemäß, begleitet von der üblichen Kirmesmucke. Aus den Zelten klingt die Stimmungsmusik. Weil vorne kein Reinkommen mehr ist, versucht ein Grüppchen es durch die Hintertür doch noch irgendwie in die Festhalle Bayernland zu schaffen. Vergeblich. In der Dämmerung ziehen immer noch neue Gäste mit Gehbier oder auch Weinflaschen in der Hand Richtung Festgelände, in der Hoffnung auf die maximale Gaudi. Manchen aber, die es weder ins Zelt noch in einen Biergarten geschafft haben, ist der Spaß vergangen. Enttäuscht ziehen sie wieder ab und tragen ihre Lederhosen und Waschdirndl eben in irgendeinem nahegelegenen Wirtshaus zur Schau.

Unter der Woche dürften sie eher Glück haben und: Das Frühlingsfest dauert ja noch bis zum 8. Mai. Nächsten Samstag, 30. April, wird die Theresienwiese aber erst Recht wieder rappelvoll sein, wenn zusätzlich zum Volksfest auch noch Münchens größter Flohmarkt stattfindet.

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