Tantris:Der rote Gourmettempel wird ganz grün

Lesezeit: 3 min

"Grandiose Kochkunst" hat das Tantris zu dem gemacht, was es heute ist: Hans Haas (Mitte) mit seinen Vorgängern als Küchenchef, Heinz Winkler (links) und Eckart Witzigmann. (Foto: Robert Haas)

Bei der großen Gala zum 50-jährigen Bestehen des Tantris gibt es ein rein vegetarisches Menü. Das überzeugt nach anfänglicher Skepsis auch verwöhnte Gäste.

Von Franz Kotteder

Hoppala, wo sind denn heute der Hummer, der Steinbutt, die Gänseleber?! Fehlt nur noch, dass als Aperitif ein Kracherl kredenzt wird und kein Champagner! Ja, das Tantris geht anlässlich seines Geburtstags ganz neue Wege. Ein rein vegetarisches Gala-Dinner soll es geben, das ist dann doch recht ungewöhnlich für ein Gourmetrestaurant der europäischen Spitzenklasse. Noch dazu, wenn man Gastköche eingeladen hat wie Daniel Humm vom berühmten Eleven Madison Park in New York, Tim Raue aus Berlin, Klaus Erfort aus Saarbrücken, Fréderic Simonin aus Paris und Étienne Culot aus Grenoble. Unter den Gästen finden sich noch Alain Ducasse, der wohl erfolgreichste lebende Koch, und die drei ehemaligen Tantris-Küchenchefs Eckart Witzigmann, Heinz Winkler und Hans Haas - alle sind selbst Legenden ihrer Zunft.

"Das Tantris geht eben gerne ungewöhnliche, neue Wege", sagt Felix Eichbauer, der mit seiner Frau Sabine den neuen Stil des Hauses prägt. Immer mit Respekt für die große Geschichte dieser Münchner Institution und die Leistung derer, die sie geschaffen haben. Das sind, allen voran, Felix' Vater Fritz Eichbauer und seine Frau Ursula. "Ohne meine Eltern", sagt Eichbauer, "könnten wir heute nicht feiern. Sie hatten die verrückte Idee, nach Nordschwabing ein Fine-Dining-Restaurant zu setzen." Und dann war da noch natürlich "die grandiose Kochkunst von Witzigmann, Winkler und Haas" - an dieser Stelle ist der Applaus besonders lange während der kurzen, launigen Ansprache des Tantris-Inhabers.

Der neue Executive Chef Matthias Hahn (links) mit seinem früheren Chef Alain Ducasse aus Paris. (Foto: Robert Haas)

120 Gäste aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Politik sind geladen, um ein Geburtstagsfest nachzuholen, das man eigentlich schon im Dezember hätte feiern können. Denn tatsächlich wurde das Tantris bereits am 2. Dezember 1971 eröffnet. Vor acht Monaten aber war das Tantris nach längerer Umbau- und Sanierungsphase erst wieder neu eröffnet worden, mit neuem Konzept als "Maison culinaire", mit neuem Executive Chef Matthias Hahn, zwei Restaurants und einer Bar sowie dem Chefkoch Benjamin Chmura und der Chefköchin Virginie Protat. Der tatsächliche Jahrestag wäre als Partytermin dann wohl doch etwas anstrengend geworden für ein gänzlich neues Küchenteam.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Es hat auch an diesem Abend gut zu tun, denn im denkmalgeschützten Hauptrestaurant sind lange Tafeln aufgebaut, an die sich die Gäste nach dem Empfang auf der komplett neu gestalteten Terrasse (mit Champagner, nicht mit Kracherl) zum Dinner begeben. Die Schauspieler Heino Ferch und Axel Milberg sind gekommen, Comedian Michael Mittermeier und seine Frau, die Musikerin und Sängerin Gudrun Mittermeier, der Winzer und frühere DFB-Präsident Fritz Keller. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist nicht da, hat dafür aber seinen Bauminister Christian Bernreiter (CSU) entsandt. Deshalb begrüßt Eichbauer dann auch süffisant "die künftige Ministerpräsidentin Katharina Schulze von den Grünen". Die sind gut vertreten, auch Münchens Bürgermeisterin Katrin Habenschaden ist da, ebenso wie Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit Ehefrau Petra. Er ist anfangs noch ein bisschen skeptisch, ob ein vegetarisches Menü auch wirklich satt macht. Der ehemalige FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß äußert sich dazu nicht, nimmt aber interessiert zur Kenntnis, dass Felix Eichbauer das Tantris zu den Münchner Premiummarken Oktoberfest, BMW, FC Bayern und Residenztheater zählt. Das freut auch den Wirtschaftsreferenten Clemens Baumgärtner (CSU) und den Landtagsabgeordneten und ehemaligen Zweiten Bürgermeister Josef Schmid (CSU), BMW-Chef Oliver Zipse scheint ebenfalls einverstanden zu sein.

So geht es dann an vegetarische Kunstwerke und Köstlichkeiten wie Artischockensalat (Klaus Erfort) oder Topinambur mit Soja und Apfel (Tim Raue), kandierte Tomaten mit grünem Anis (Virginie Protat und Benjamin Chmura) oder eine zart-cremige Aubergine mit Shiso und Koriander (Daniel Humm). Im Stil der Zeit sind lediglich die Hauptbestandteile der Gerichte genannt, in der französischen Form klingen die allerdings wesentlich eindrucksvoller als auf Deutsch. Nach sieben Gängen sind die letzten Skeptiker überzeugt und schwärmen von den Genüssen der vegetarischen Küche. Die Zeiten ändern sich eben: Beim letzten Jubiläumsfest 2011 zum 40-jährigen Bestehen standen noch Froschschenkel-Mousseline, katalanischer Schweinebauch mit Kaviar und Rehkotelett mit getrüffeltem Chicorée auf der Karte. Und um zwei Uhr brachte Hans Haas ein riesiges Tablett voller Schweinswürstl an die Bar. Das wäre dann wohl eher ein Fall für den Würstlfan Markus Söder gewesen oder für Uli Hoeneß, den Wurstfabrikanten. Noch etwas ist anders als 2011: Die letzten Gäste gehen um ein Uhr nachts. "Beim 40-Jährigen waren Eckart Witzigmann und ich die letzten", hatte Hans Haas schon zu Beginn des Abends die Latte ziemlich hoch gelegt, "wir sind erst morgens um sieben rausgekommen."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusHotelbranche
:Fast wie vor der Pandemie

Die Münchner Hotels sind froh darüber, dass die Buchungen unerwartet stark ansteigen. Aber nicht alle Betriebe sind mit einem blauen Auge davongekommen.

Von Franz Kotteder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: