Wer am zweiten Wiesn-Samstagnachmittag einen Abstecher zur Eisbachwelle gemacht hat - und das waren Hunderte - um den Surfern zuzusehen, erlebte eine herbe Enttäuschung. Rund um die Welle haben übers Wasser gespannte Planen und ein Bauzaun die Sicht verdeckt. Hinter den Zaun durfte nur, wer Neoprenanzug und Surfboard bei sich hatte. Die Verhüllung der Welle organisiert hat die Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM). Mit Farbe auf das Sichthindernis gesprüht hatte sie ihre Protestbotschaft: "Mehr Wasser, mehr Wellen." Und damit auch die vielen internationalen Touristen im Bilde waren, das Ganze zweisprachig: "More waves, no view today!"
Jenseits des Zauns stand der Frust vielen in Gesicht geschrieben. "Das Datum haben wir bewusst gewählt", sagte Wolfrik Fischer, Vorsitzender der IGSM. "So können wir der Politik und der Verwaltung vor Augen führen, wie wichtig das Surfen auch für den Tourismus ist. Aber dafür muss es eben auch mal wehtun".
Doch wo liegt eigentlich das Problem? In den Augen der Surfer tut die Stadt nicht genug, um für den immer beliebter werdenden Sport ausreichend Kapazitäten zu schaffen. Geht es nach der IGSM, können nur der Bau neuer, frei zugänglicher Wellen und eine Ausweitung der Zeiten, an denen Surfen möglich ist, Abhilfe schaffen.
Letzteres gilt dabei gar nicht für den Eisbach, sondern für die Welle an der Floßlände in Thalkirchen, die einzige offizielle Anfängerwelle der Stadt. Die Argumentationslogik der IGSM: Würden die Stadtwerke zustimmen, mehr Wasser von der Isar in den Ländekanal abzuzweigen, liefe auch die Welle dort länger. Und der Surferandrang am Eisbach, so die Hoffnung, würde vielleicht etwas abnehmen. Laut den von der Stadt am Eisbach eigens aufgestellten Warnschildern sollen dort eigentlich nur Geübte im Fluss surfen. Doch wie zum Könner werden ohne Übung? Bisher läuft die Welle an der Floßlände nur zwischen Mai und September für einige Stunden am späten Nachmittag. Die Wartezeit an manchen Tagen: mehr als eine halbe Stunde.
Wem diese Gemengelage zu verworren und wer eher an einem Bildbeweis für den Besuch am berühmten "Iceriver" interessiert war, musste am Samstag nun - Selfie-untauglich - die Kamera über den Zaun recken.