Das neue elektronische Stellwerk am Ostbahnhof wird noch ein weiteres Jahr später fertig als zunächst geplant. Am Mittwoch teilte die Deutsche Bahn (DB) mit, dass die Anlage erst im Sommer 2025 in Betrieb gehen kann. Erst hatte die DB versprochen, das aus dem Jahr 1971 stammende Relais-Stellwerk bereits im Sommer 2023 durch das neue zu ersetzen, dann hieß es August 2024. Seit Oktober 2021 wird an der neuen Anlage gebaut. Während der Arbeiten kommt es immer wieder zu Streckensperrungen.
Die Fahrgäste müssen nun weiterhin mit den vielen Ausfällen des alten Stellwerks und baustellenbedingten Einschränkungen leben. Als Grund für die erneute Verzögerung nennt die DB "ein bauliches Umsetzungsproblem". Dabei gehe es unter anderem um die Schnittstellen des neuen Stellwerks zu benachbarten bestehenden Stellwerken in München.
Das Problem habe sich erst in einer späten Projektphase herausgestellt, sei aber inzwischen gelöst. Einzelne Prozesse der Softwareplanung und baulichen Umsetzung hätten dafür jedoch aufwendig angepasst werden müssen.
Dadurch ergeben sich nach Angaben der DB größere Umplanungen und weitere Prüfschleifen, die mehrere Monate in Anspruch nehmen. Hinzu komme eine Baustellenpause für die Zeit der Fußball-Europameisterschaft in diesem Sommer, damit es keine Sperrungen wegen der Bauarbeiten gibt und die Züge während des Turniers möglichst ungestört fahren können.
Für den Abnahme- und Inbetriebnahme-Prozess des neuen Stellwerks Ost bei laufendem Betrieb seien rund 8000 Stunden notwendig. Insgesamt verlegt die DB rund 400 Kilometer Kabel und stellt mehr als 100 neue Signale auf.
Inwiefern andere Bauprojekte, etwa die Sendlinger Spange oder der Umbau der Station in Laim, von der Verzögerung betroffen sind, prüft die DB derzeit.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) reagierte erbost. Er fordere die DB auf, dezidiert zu erklären, wie es erneut zu "dieser äußerst ärgerlichen und unverantwortlichen Verzögerung" komme, teilte er mit.
"Es kann so mit der Unzuverlässigkeit des Münchner S-Bahn Systems einfach nicht mehr weitergehen", so Reiter. Die Bahn müsse von der zuständigen Regierung und dem Ministerium "enger geführt" werden.