Verzögerung beim Bau der Stammstrecke:Ein "Mega-Ärgernis" für die Münchner

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Oberbürgermeister Dieter Reiter musste im Untersuchungsausschuss zur Stammstrecke aussagen. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Vor dem Untersuchungsausschuss zur zweiten Stammstrecke im Landtag kritisiert OB Dieter Reiter die Kommunikation von Bahn und Freistaat: "Ich habe von keiner Seite ausreichend Information bekommen."

Von Heiner Effern

Die Verzögerungen beim Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke sind am Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und der Stadt weitgehend vorbeigegangen. Die Deutsche Bahn habe ihn als ausführendes Unternehmen erstmals am 29. September 2022 informiert, sagte Reiter am Donnerstag als Zeuge im Untersuchungsausschuss zur zweiten Stammstrecke im bayerischen Landtag. Die Kommunikation mit dem Freistaat als Auftraggeber und der Bahn sei "eher schlecht" gelaufen. "Was ich respektive die Stadt gewusst habe, war überschaubar."

An jenem 29. September hatten der Freistaat und die Bahn in einer Pressekonferenz bekannt gegeben, dass sich der Bau der Stammstrecke von 2028 bis 2035 oder sogar 2037 verzögern wird. Die Kosten von 3,85 Milliarden Euro sollten sich in etwa verdoppeln. Reiter nannte im Untersuchungsausschuss die Verzögerung "einen Faustschlag ins Gesicht der Verkehrswende" und ein "Mega-Ärgernis" für die Münchnerinnen und Münchner.

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Nachfragen auf der Arbeitsebene zu Kosten und Zeitplan seien sowohl bei der Bahn als auch beim Freistaat ergebnislos verlaufen. Das sei bereits im Herbst 2020 so gewesen, als in Medien erstmals über eine mögliche Verzögerung von 2028 auf 2032 berichtet worden war. Und das habe sich auch in der Folge nicht gebessert. Ein Spitzengespräch mit dem Unternehmen, dem Bund und dem Freistaat sei mehrmals angesetzt worden, aber aus verschiedenen Gründen nie zustande gekommen. "Ich habe von keiner Seite ausreichend Information bekommen."

Die Stadt München würde zwar zusammen mit dem Umland am meisten von der zweiten S-Bahn-Stammstrecke profitieren, doch mit Planung, Bau und Finanzierung hat sie praktisch nichts zu tun. Die Verantwortung liegt beim Freistaat Bayern, ausführendes Unternehmen ist die Deutsche Bahn. Die Stadt muss lediglich für die Anbindung des Nahverkehrs an der Laimer Röhre etwa 50 Millionen beibringen und gibt über ihre Flughafen-Anteile einen Kredit von 113 Millionen Euro.

In der Rolle des Zuschauers verspürt Oberbürgermeister Reiter seit Jahren schon mehr Frust als Vorfreude. Mehrmals monierte er die schlechte Kommunikation von Seiten der DB und äußerte sein Unverständnis über die massiven Verzögerungen bei Planung und Bau. "Unglaublich" nannte er den neuen Zeitplan im vergangenen Juli. Die Kommunikation der Bahn sei "eine Unverschämtheit" gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern. Als das Staatsunternehmen für die Verzögerungen auch noch Verhandlungen mit der Stadt München mitverantwortlich machte, wies Reiter das vehement zurück.

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