Münchner Innenstadt:Sport-Scheck schließt Filiale - 100 Mitarbeiter verlieren ihren Job

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Das Joseph-Pschorr-Haus in der Neuhauser Straße: Dort, wo heute noch Sport-Scheck sitzt, wird künftig C&A zu finden sein. (Foto: Robert Haas)

Im Juni soll das Haus in der Neuhauser Straße geschlossen werden. Sport-Scheck will dort alle Beschäftigten entlassen - obwohl das Unternehmen angeblich nach einem neuen Standort in München sucht.

Von Catherine Hoffmann

Die Sport-Scheck-Filiale in der Münchner Fußgängerzone soll zum 15. Juni geschlossen werden. Den rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter droht die Entlassung. "Die wollen alle loswerden, auch die Schwerbehinderten und Betriebsräte", sagt ein Beschäftigter, der selbst von den Kündigungen betroffen sein wird. Er berichtet von einer emotionalen Achterbahnfahrt und weinenden Kollegen. Das Unternehmen selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu den Entlassungen äußern. Doch Insolvenzverwalter Axel Bierbach bestätigt, dass der Flagshipstore in München, die Filialen in Aachen, Augsburg und Bremen sowie das Outlet in Unterhaching geschlossen werden und 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter rund 100 Beschäftigte in der Münchner Filiale, die Kündigung erhalten.

Dominik Datz, bei Verdi für den Einzelhandel zuständig, bestätigt die bittere Nachricht. "Das Unternehmen will die Kündigungen bis Ende März unter Dach und Fach haben", sagt der Gewerkschaftssekretär. "Wir unternehmen alles, um noch Zeit zu gewinnen und auf die Entscheidung Einfluss zu nehmen."

Am Mittwoch wurde bekannt, dass der italienische Sportfachhändler Cisalfa den Zuschlag für die Übernahme des Münchner Traditionsunternehmens erhalten hat. Sport-Scheck musste im Zuge der Pleite seines österreichischen Eigentümers Signa selbst Insolvenz anmelden. Cisalfa beabsichtigt, die Marke weiterzuführen, wenn auch mit weniger Filialen.

Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) zeigt sich verärgert über die Entscheidung von Sport-Scheck. "Man hat den Eindruck, sie nutzen die Insolvenz, um Mitarbeiter loszuwerden", sagt er. "Ich finde es aus Sicht des Unternehmens unklug, pauschal allen Mitarbeitern zu kündigen, und aus Sicht der Stadt ist es kein freundliches Zeichen." Baumgärtner verweist darauf, dass die Stadt Tausende offene Stellen habe: "Wenn Sport-Scheck seine Mitarbeiter nicht mehr haben will: Wir brauchen Leute."

Der Mietvertrag von Sport-Scheck im Joseph-Pschorr-Haus wurde vom Eigentümer zum Ende des Jahres gekündigt. Allerdings hatte das Unternehmen angekündigt, einen neuen Standort in München zu suchen. Gewerkschaftssekretär Datz fürchtet ein doppeltes Spiel: "Mit dem Insolvenzrecht kann man Menschen schnell und billig entlassen." Wenn dann eine neue Filiale gefunden sei, wolle die Firma offenbar einen Teil der Beschäftigten zu schlechteren Konditionen wieder einstellen. Die Verwaltungszentrale mit ihren rund 200 Mitarbeitern soll Datz zufolge in München bleiben, aber dort werde es "auf jeden Fall" zu Personaleinsparungen kommen.

Sport-Scheck, 1946 von Otto Scheck in München als Schneiderei von Winterausrüstung gegründet, gehörte ab 1991 der Hamburger Versandhausfamilie Otto. Das Stammhaus in München galt viele Jahre als exklusives Sporthaus. In den vergangenen Jahren häufte das Unternehmen allerdings Verluste an. Der österreichische Investor René Benko hatte Sport-Scheck 2020 vom Otto-Konzern übernommen. Weder die Otto-Gruppe noch Signa konnten die Ursachen für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten beheben.

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