Sommer-Festival:"Das wird wie Weihnachten"

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Riesenräder, Wildwasserbahn, Autoscooter: Der "Sommer in der Stadt" startet mit zwei Tagen Verspätung am 24. Juli. Auch wenn einige Schausteller absagen mussten, soll es ein "großes Überraschungspaket" geben.

Von Christian Rost

Da waren die Planungen doch etwas zu ambitioniert: Der Start des ersten "Sommer in der Stadt" muss um zwei Tage auf den 24. Juli verschoben werden. Der ursprünglich geplante Termin, der 22. Juli, könne nicht eingehalten werden, bestätigte das Wirtschaftsreferat am Mittwoch auf SZ-Anfrage. Vor allem die Schausteller und Marktkaufleute kamen wegen der kurzen Vorlaufzeit in die Bredouille. Sie mussten eiligst ein Konzept entwickeln, wie sie verschiedene Plätze in der Stadt trotz pandemiebedingter Einschränkungen so bespielen können, dass das Festival ein Erfolg wird. Nach anfänglich großer Skepsis meldet der Münchner Verband der Schausteller und Marktkaufleute jetzt: "Wir kriegen das hin", wie der Vorsitzende Peter Bausch einigermaßen erschöpft sagt. "Auch wenn wir graue Haare dabei bekommen."

Der "Sommer in der Stadt" ist vom Wirtschaftsreferat wegen des abgesagten Oktoberfests als Hilfe für Schausteller, Marktkaufleute und Kulturschaffende konzipiert worden. Der Stadtrat billigte das Programm einstimmig. Bis zum 5. September wird es an großen Hotspots wie dem Olympiapark und der Theresienwiese und auch an zahlreichen anderen Plätzen Unterhaltung und Verköstigung geben. Als markante Höhepunkte im Wortsinn sind zwei Riesenräder am Königsplatz und im Olympiapark vorgesehen. Auf der Theresienwiese, auf der es allerlei sportliche Aktivitäten geben soll, steht bereits eine Palmenoase. Rund 120 Schausteller und Marktkaufleute beteiligen sich daran; einige Betreiber größerer Fahrgeschäfte haben ihre Teilnahme wegen des Aufwands allerdings abgesagt.

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Bierzeltwirte und Schausteller haben heuer nicht viel zu lachen: Da wegen der Corona-Pandemie alle Volksfeste abgesagt sind, stehen Männer wie Burkhard Greiner und Edmund Radlinger vor den Scherben ihrer Existenz. Sollten auch die Weihnachtsmärkte ausfallen, ist es wohl vorbei.

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Peter Bausch zum Beispiel, der auf der Wiesn mit seinem "Top Spin" eine feste Größe ist, muss passen, weil sein Fahrgeschäft einfach zu viel Strom frisst. Die Infrastruktur gibt das nicht her. Alternativ will er nun am Königsplatz Getränke verkaufen. Andere Schausteller hätten ihre Großgeräte wegen der hohen Betriebskosten nicht aktivieren wollen, berichtet Edmund Radlinger, ebenfalls im Schausteller-Vorstand. "Bei Achterbahnen, die eigens vom TÜV neu geprüft und versichert werden müssen nach der Corona-Zwangspause, geht es schnell um Beträge von 50 000 Euro und mehr." Der finanzielle Aufwand hätte sich nicht gerechnet. Radlinger, der sonst mit seinem Weißbiergarten auf der Wiesn vertreten und nun auf dem Festival am Ackermannbogen mit seinem Gastronomiebetrieb dabei ist, bedauert die Absagen seiner Kollegen, sagt aber: "Weniger ist besser als nichts." Wichtig sei, "dass wir die Leute in dieser schwierigen Zeit unterhalten und zeigen, dass wir Schausteller und Marktkaufleute noch da sind".

Das große Geschäft sei mit den Einnahmen beim "Sommer in der Stadt" sicher nicht zu machen. Seine Branche wolle den Kommunen in Bayern und ganz Deutschland aber beweisen, dass solche Veranstaltungen auch in Corona-Zeiten möglich sind, so Radlinger. Gerade im Hinblick auf die Weihnachtsmärkte müssten die Beschicker ein Signal aussenden. "Wir brauchen das Geschäft mit den Weihnachtsmärkten, um wirtschaftlich durch den Winter zu kommen, ehe im Frühjahr wieder die Dulten anlaufen."

Nun aber zunächst das Sommerfestival. Die Stadt kam den Betreibern von Fahrgeschäften, Unterhaltungs- und Verköstigungsständen weit entgegen, um möglichst viele zur Teilnahme zu bewegen. Egal, ob sie auf dem Weißenburger Platz, dem Mariahilfplatz, dem Orleansplatz oder dem Wittelsbacherplatz dabei sind, wo es das typische Dult-Flair geben soll: Es werden keine Standgebühren verlangt. Die Energiekosten müssen die Schausteller und Marktkaufleute selbst tragen, für Toiletten und Sicherheitsdienst zahlen sie eine Pauschale. "Es ist für alles gesorgt, das war viel Arbeit", lobt Radlinger das Wirtschaftsreferat, das das Konzept binnen weniger Wochen auf die Beine stellen musste. Weil trotz des Termindrucks alles gut geklappt hat, ist man natürlich etwas enttäuscht im Referat über den verschobenen Starttermin. "Bei so einem Aufwand ist eben viel im Fluss", sagt die zuständige Sprecherin Gabriele Papke. Inzwischen steht auch das konkrete Programm unter www.muenchen.de/sommer im Netz und wird laufend aktualisiert. Demnach sind neben den Riesenrädern auch andere größere Fahrgeschäfte am Start, im Olympiapark etwa eine Wildwasser- und eine Achterbahn, dazu Autoscooter, Karussells und eine Showbühne.

Bleibt noch die spannende Frage, wie das Festival von den Besuchern angenommen wird. Edmund Radlinger ist sich sicher, dass sich gerade nach den Meldungen der vergangenen Tage über Ballermanntouristen, die sich um die Virusgefahr nicht scheren, doch sehr viele Münchner für einen Urlaub zu Hause entscheiden werden. Auf diese Klientel hoffen jedenfalls die Veranstalter des "Sommer in der Stadt" - und auf Touristen aus anderen Teilen Deutschlands, die ihren Urlaub in Bayern verbringen. "Die Leute vermissen uns", sind sich die Volksfestbeschicker sicher. Verbandsvorstand Peter Bausch sieht das Angebot der Schausteller und Marktkaufleute als "großes Überraschungspaket", das dem Publikum präsentiert werde. "Das wird wie Weihnachten."

© SZ vom 16.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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