Freizeit in München:Wiedereröffnung des Münchner Olympiabads

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Für Kinder gibt es einen eigenen Bereich zum Planschen und Spielen. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Das Olympiabad wird nach drei Jahren wiedereröffnet und ist technisch auf dem neuesten Stand.
  • Es gibt einen neuen Kinderbereich und sogar eine Saunalandschaft, in der es schneit.

Von Sabine Buchwald

Es schneit im Münchner Olympiabad. Nicht durch das immer noch spektakulär geformte Dach, sondern dort, wo es eigentlich schön warm ist: in der Saunalandschaft. Die "Schneekabine" im Untergeschoss ist eine der Besonderheiten des Schwimmbads, das nach drei Jahren grundlegender Renovierung am Freitag nun offiziell wiedereröffnet wurde. Der zwölf Quadratmeter große Raum, der auf frostige Temperaturen heruntergekühlt wird, ist deutschlandweit einzigartig für ein öffentliches Bad. Nicht mehr als fünf Minuten sollte man sich dort beschneien lassen, warnt Bäderchefin Christine Kugler. Aber warum auch, da es doch kuscheligere Temperaturen hier gibt? Im danebenliegenden Dampfbad "Höllentalklamm" etwa hat es angenehme 40 Grad. Dort rieseln und fließen regelmäßig Salz und Honig fürs Ganzkörperpeeling.

Solche Luxuskomponenten dürfte Architekt Günter Behnisch wohl kaum in den Sinn gekommen sein, als er die Schwimmhalle für die Olympischen Spiele 1972 entwarf. Damals ging es um den Wettbewerb, um das Wohl der Athleten und um die Zuschauer. Die können heute noch immer auf einem Teil der hellgrünen Plastikschalensitzen von damals Platz nehmen und ins Wasser schauen, ohne einen Spritzer abzubekommen. Von hier oben wirkt das große Becken länger, als es ist. Immerhin ist es das einzige überdachte in München, das 50-Meter-Bahnen bietet. Acht sind es nebeneinander. Heute müssen es zehn sein, wenn man internationale Wettkämpfe abhalten will. Nationale aber sollen schon bald wieder stattfinden. Wünscht man sich jedenfalls. Das ans Schwimmerbecken anschließende kleinere am Ende des Bades hat als Besonderheit einen Respekt einflößenden Zehn- und auch einen Fünf-Meter-Sprungturm. Je nach Tageszeit kann man hier Leistungssportler beim Training beobachten.

Besonders futuristisch mutet die Treppe an. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Über das Springerbecken spannt sich zudem neuerdings eine Slackline, die hohes Unterhaltungspotenzial hat, nicht nur für den, der sich ausprobiert und ins Wasser plumpst. Neben den Trainingsmöglichkeiten sei auch immer Platz für "normales" Schwimmpublikum, betont Kugler. Damit meint sie Freizeitschwimmer und Familien, für die das Bad nun tatsächlich attraktiver ist, als es bisher war. Nicht nur weil es den Muff der Siebzigerjahre ausgeatmet hat und es hier nicht mehr nach Chlor und Pommes riecht. Der neue Caterer soll "gesündere Snacks" verkaufen.

Nun gibt es auch einen Kinderbereich. Dieter Reiter, Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke, kam am Freitagnachmittag die Aufgabe zu, bei der als "Bürgerfest" deklarierten Wiedereröffnung das hellblau gekachelte Planschareal freizugeben. Auf der niedrigen Rutsche und in extra flachen Becken können sich die Kleinsten an Wasser gewöhnen, ohne unterzugehen. Wasser speiende Tierfiguren gucken dabei zu.

Das umgebaute Olympiabad hat von sieben bis 23 Uhr geöffnet. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Vor allem aber ist das Bad nun auf technisch neuen Standard gebracht. Die marode gewordene Hubbodentechnik in den Becken wurde ausgetauscht, die Duschen und Toiletten renoviert. Das Trainingsbecken unter der Tribüne kann nun wieder mit einer einwandfrei funktionierenden Trennwand vergrößert oder verkleinert werden. Dort stehen an den Seiten Kanus, und in Gitterschränken sind Schwimmnudeln und Schaumstoffbretter verwahrt. Die Olympiaschwimmhalle ist aber immer noch kein palmenumkränztes Funbad und soll es auch niemals sein.

Dafür aber ist der olympische Geist mit ein paar schönen Ideen und farblichen Tupfern wieder auferstanden. Orange, ein bisschen kräftiger als in den Siebzigerjahren, harmonisiert auf abgerundeten Wänden. Kacheln in Himmelblau und Sonnengelb geben fensterlosen Nutzräumen einen fröhlichen Touch. An der niedrigen Decke wurden Lochgitterverkleidungen angebracht, wie sie schon zu Behnischs Zeiten zu sehen waren.

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Das alles ergänzen großformatige, von der Rückseite beleuchtete Fotomotive der Münchner Künstlerin Stefanie Zoche. Sie halten den Besucher in der Gegenwart und verweisen dennoch auf die Vergangenheit - nämlich den sportlichen Zweck der olympischen Halle. Ein Bild eines Schwimmers an der Decke begleitet ins Beckengeschoss. Und eine Aufnahme eines Springers unter Wasser in Hockhaltung verweist auf die Disziplin, für die es so viel Körperbeherrschung braucht.

Noch ist nicht alles fertig, deshalb will man auch die Renovierungskosten noch nicht beziffern. Ein zweistelliger Millionenbetrag, sagt die Bäderchefin. In den nächsten Monaten werden nach und nach noch die Glasfronten ausgetauscht. Damit es nicht kalt im Inneren wird, findet das hinter einer Bauwand statt, vom Künstlerkollektiv Blauer Vogel bemalt.

© SZ vom 16.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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