Jennerwein:Die Geweihe sind noch da

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Die guten alten Zeiten in der Neuauflage: Das Jennerwein eröffnet wieder. Manches haben die neuen Betreiber unverändert gelassen, auf den Kult-Anspruch aber verzichten sie.

Von Jacqueline Lang

Der schwere, graue Vorhang, den man früher beim Betreten erst zur Seite schieben musste, um ins Innere der Bar zu gelangen, ist verschwunden. An den beiden großen Fensterfronten prangt jetzt ein überdimensionales, neues Logo, daneben ein blaues Neonröhren-Schild, das darauf hinweist, dass hier Löwenbräu-Bier gezapft wird. Das Regal hinterm Tresen wirkt leerer und zugleich heller als früher, und auch die Toiletten erscheinen in ganz neuem Glanz.

Freilich, sie hatten es sicherlich nötig, mal wieder gründlichst gereinigt zu werden. Aber die Toiletten des alten Jennerweins an der Ecke Belgrad- und Clemensstraße, sie waren eben nicht nur ein Ort für die Notdurft, sie waren mit den vielen hingeschmierten Sprüchen und Stickern auch ein Relikt aus den viel beschworenen guten, alten Zeiten.

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Wer nun denkt: Das Zum Jennerwein, das gibt's doch gar nicht mehr, liegt nicht ganz falsch. Tatsächlich war die einstige Schwabinger Kultkneipe lange geschlossen, und das nicht nur coronabedingt. Genau vor einer Woche hat sie aber wieder ihre Türen geöffnet. Und auch wenn man auf den ersten Blick meint, allzu viel habe sich bis auf den neuen Betreiber nicht verändert - die kleine Eckkneipe ist mit den vielen Geweihen an den Wänden und den schwarzen Tischen, die an vielen Stellen längst ihre Farbe verloren haben, schließlich immer noch so eigenwillig eingerichtet wie eh und je -, es hat sich bei genauerem Hinsehen eben doch einiges verändert.

Und wie immer, wenn sich etwas verändert, dauert es einen Moment, bis man sich entschieden hat, ob man es immer noch mag, sogar besser oder einfach aus Prinzip furchtbar findet . Auch die neuen Betreiber selbst scheinen zu wissen, dass man sich nicht nur einen Gefallen damit tut, in große oder zumindest bekannte Fußstapfen zu treten, denn in der Instagram-Bio der Bar heißt es ganz bescheiden: "ehemalige Kultkneipe und jetzt nur noch Kneipe im Herzen Schwabings".

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Der erste Besuch, wenige Tage nach der Wiedereröffnung, schließlich will man dem Neuen ja doch eine Chance geben: Nur eine kleine Gruppe, die einen 49. Geburtstag feiert, steht am Samstagabend noch am Tresen. Man selbst wird kurz für die Polizei gehalten, die offenbar schon mal da war an diesem Abend. Nachdem klar ist, dass man in Frieden kommt, wird man freundlich eingelassen. Der Barkeeper bringt zum Gin Tonic (8,50 Euro) noch ein Rüscherl aufs Haus, zum Einstand sozusagen. Letzteres schmeckt zwar erwartbar scheußlich, aber es ist die Geste, die zählt. Außerdem spielt er hervorragenden Old-School-Hip-Hop.

Und während man so den Gin Tonic aus den unpraktischen, aber für die Umwelt besseren Papierstrohhalmen schlürft, denkt man sich, dass, wenn man ehrlich ist, früher auch nicht alles besser war und ein leicht gentrifiziertes Jennerwein immer noch besser ist als gar keins. Außerdem dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auf den Klos wieder die ersten Tags auftauchen.

Adresse: Belgradstraße 27, 80796 München, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 18 bis 1 Uhr, Freitag und Samstag 18 bis 3 Uhr.

© SZ vom 29.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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