Winter in München:Wo Eis und Schnee den Nahverkehr noch ausbremsen

Lesezeit: 3 min

Fahrzeuge befreien, die Infrastruktur reparieren: Die Schneemassen stellen nicht nur die Aufräumarbeiter der Deutschen Bahn vor große Herausforderungen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bei Bussen und U-Bahnen kommt es zu Unregelmäßigkeiten, die erste Tramstrecke dürfte erst am Montagabend wieder bedient werden - und bei der S-Bahn geht außerhalb der Stadt fast nichts.

Von Andreas Schubert

Auch am Montag ist der Nahverkehr in München noch gestört. Die Buslinien werden zwar wieder bedient, dennoch kommt es weiter zu Verspätungen und Ausfällen. Nebenstraßen, die nur geräumt, aber nicht gesalzen werden, sind für die großen Busse teilweise nicht befahrbar. Dazu kommt, dass beim Räumen der Straßen der Schnee am Fahrbahnrand und daher auch an Bushaltestellen landet. Wo zu viel Schnee liegt, können die Busse kaum anhalten. Wo sie doch halten, treten die Passagiere oft in Schneehaufen. Wer mit einem Kinderwagen unterwegs ist, kann ohne Hilfe kaum aussteigen.

Auch bei der U-Bahn kommt es bis zum Nachmittag noch immer zu Unregelmäßigkeiten, vor allem bei der U6, die zwischen Studentenstadt und Garching-Forschungszentrum weitgehend oberirdisch fährt. Dort kommt es wegen des schlechten Wetters zu Verspätungen und vorzeitigen Wendungen. Auch andere Linien sind betroffen, da viele Fahrerinnen und Fahrer am Montag Probleme hatten, zur Arbeit zu kommen. Zudem sind die meisten U-Bahnen oberirdisch abgestellt und müssen ebenfalls von Schnee und Eis befreit werden. Unterirdische Abstellmöglichkeiten, wie unter der Theresienwiese, reichen nicht aus.

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Die Trambahnen fahren auch am Montag erst mal nicht. Zwischen Stachus und Westfriedhof hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auf der Strecke der Tramlinie 20 einen Ersatzverkehr mit fünf Bussen eingerichtet, die unregelmäßig verkehren. Im Laufe des Abends ist geplant, die Linie 19 abschnittsweise in Betrieb zu nehmen. Am Dienstag soll die Linie 20 streckenweise wieder fahren.

Dass es so lang dauert, die Straßenbahnen wieder einzusetzen, liegt vor allem an der Kälte. Die MVG räumt die Strecken zwar mit einem Spezialfahrzeug frei; ein weiteres ist beim Räumen jedoch entgleist. Zusätzlich werden die Oberleitungen von Eis befreit, dazu sind zwei sogenannte Solewägen im Einsatz, die Salz verstreuen. Das Problem: Gleise und Weichen vereisen schnell wieder, vor allem, wenn Autos darüber fahren und Eis und Schnee mit ihrem Gewicht in die Rillen drücken.

"Wenn wir fertig sind, können wir eigentlich wieder von vorn anfangen", sagt MVG-Sprecher Maximilian Kaltner. Und solange die Gefahr des Entgleisens bestehe, werde man keine Trambahnen mit Fahrgästen fahren lassen. 2006 lag der Trambahnverkehr schon einmal lahm, doch auf die heftigen Schneefälle damals folgte Tauwetter, erinnert man sich bei der MVG: Die Fahrzeuge konnten schneller wieder zum Einsatz kommen. Kaltner empfiehlt einen regelmäßigen Blick auf die Lage in der MVG-App oder unter mvg.de.

Frühere Straßenbahnen waren sogenannte Hochflurwagen, die auch bei Schnee fahren und sogar mit Schneepflügen ausgerüstet werden konnten. Vor drei Jahren nahm die MVG diese P-Wagen außer Betrieb. Der Fahrgastverband Pro Bahn und der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr regen an, die noch vorhandenen alten Fahrzeuge zu reparieren, um sie wieder für den Winterdienst nutzen zu können. Das ist bei der MVG derzeit aber nicht geplant.

Der Fahrradklub ADFC hat Verständnis, dass beim heftigsten Wintereinbruch seit Langem die Radwege nicht sofort wieder schneefrei waren. Mit vielen Routen sei man zufrieden, sagt Münchens ADFC-Vorsitzender Andreas Schön. Es habe positive Rückmeldungen gegeben, etwa zum Isarradweg. Zwei Tage nach Ende des Schneefalls könne die Lage dennoch besser sein. Auf Bildern, die ihm Mitglieder zuschickten, seien zugeräumte Radwege zu sehen.

Etwa 1000 Mitarbeiter arbeiten im Winterdienst. Um die Vegetation am Straßenrand zu schonen, werden Radwege generell nicht gesalzen. Nur an sieben ausgewählten Strecken läuft in diesem Winter erstmals ein Pilotversuch. Diese bilden allerdings noch kein zusammenhängendes Radwegenetz.

Die S-Bahn zum Flughafen fährt wieder

Auch die Deutsche Bahn (DB) hat am Montag noch schwer mit dem Schneechaos zu kämpfen. Vor allem wegen umgefallener Bäume sind an 80 Stellen im Raum München Oberleitungen beschädigt. Unter der Schneelast hatten sich auch Stromabnehmer gesenkt. Die Folge: Züge, die eine Zeit lang ohne Strom dastehen, können teilweise nicht mehr aktiviert werden und müssen abgeschleppt werden.

Während auf der Stammstrecke seit Samstag wieder S-Bahnen fahren, ist auf fast allen Außenästen nach wie vor kein Verkehr möglich. Seit Sonntag ist die Linie S8 wieder zwischen Westkreuz und Flughafen regulär unterwegs, die S3 verkehrt zwischen Lochhausen und Ostbahnhof. Auch in den kommenden Tagen wird es bei der S-Bahn zu Einschränkungen und Ausfällen kommen. Aktualisierte Informationen gibt es auf s-bahn-muenchen.de/aktuell.

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