Mehrere Tage sind schon vergangen, seit es zuletzt geschneit hat, doch noch immer gibt es Beeinträchtigungen in vielen Bereichen des städtischen Lebens. Pendler leiden unter den Ausfällen im Nahverkehr, die Post meldet Verzögerungen bei der Auslieferung von Paketen und Briefen, die Müllabfuhr kann die Tonnen nicht im gewohnten Umfang leeren, und wegen der Schneelast sind Friedhöfe gesperrt. Ein Überblick über die Folgen des Wintereinbruchs:
Verkehr
Meter für Meter arbeiten sich die Mitarbeiter der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) vor, um die Tramschienen auch am Dienstag per Hand freizukratzen. Das größte Problem sind die Vereisungen, die dazu führen können, dass Trambahnen entgleisen. Verstärkt wird das Ganze noch an Stellen, wo Autos die Tramgleise kreuzen und mit ihrem Gewicht den Schneematsch in die Rillen drücken. Die Linie 19 zwischen Berg am Laim und Pasing war am Dienstagnachmittag immer noch die einzige, die wieder komplett fuhr, die Tram 20 verkehrte zumindest im Abschnitt zwischen Stachus und Lothstraße.
Kritik an den Ausfällen kam vom Fahrgastverband Pro Bahn und dem Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr. Sie warfen der MVG vor, dass sie keine hochflurigen Trambahnen mehr in Betrieb habe, mit denen Vereisungen angeblich verhindert werden könnten. Die Rathausfraktionen von CSU/FW und ÖDP/München-Liste forderten von der MVG, sich besser für derartige Wetterlagen auszurüsten.
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OB Dieter Reiter (SPD) dagegen warb um Geduld. "Ich kann den Unmut über die aktuelle Situation im öffentlichen Nahverkehr verstehen, natürlich bin ich auch nicht glücklich darüber. Ich bitte aber um Verständnis, dass wir es hier mit den größten Schneemassen im Dezember seit Jahrzehnten zu tun haben." Alle zur Verfügung stehenden Mitarbeiter der MVG arbeiteten rund um die Uhr daran, den Nahverkehr bestmöglich zum Laufen zu bringen.
Bei der S-Bahn konnte der Verkehr in den Außenbereichen zumindest auf einzelnen Abschnitten wieder aufgenommen werden. Die Linien S1, S2, S6 und S8 verkehrten auf Teilstrecken. Die S3 fuhr als erste Linie wieder auf dem gesamten Linienweg. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger bezeichnete die Situation bei der S-Bahn als peinlich und kritisierte, dass offenbar kein eigenes Räumfahrzeug zur Verfügung stehe.
Auf den Straßen kam es wegen der Glätte am Morgen zu mehreren Unfällen, vor allem auf der Autobahn 99 zwischen den Anschlussstellen München-Nord und München-Süd. In Richtung Norden waren an einem Massenunfall 13 Fahrzeuge beteiligt, in der Gegenrichtung waren es drei Verkehrsunfälle. Die Autobahn wurde am Morgen in beide Richtungen gesperrt.
Friedhöfe und Parks
Wegen der Schneemassen bleiben sämtliche städtische Friedhöfe die gesamte Woche geschlossen. Bestattungen finden jedoch weiter statt, die Trauergäste werden am Eingang abgeholt und wieder an den Ausgang begleitet - aber sonst darf keiner rein. Zu groß sei die Gefahr durch herabgestürzte oder instabile Bäume, teilte das für die Friedhöfe zuständige Gesundheitsreferat mit.
Den Waldfriedhof habe es ganz besonders erwischt. Nach ersten Schätzungen habe es hier mehr als 100 Bäume getroffen, Astbruch nicht mitgerechnet, sagte ein Sprecher. Bestattungen auf dem Waldfriedhof sind deshalb weiterhin nicht möglich, erst am Mittwoch könne man den Betrieb wieder aufnehmen. Die Gräber, an denen bestattet wird, sowie die Wege dorthin würden priorisiert freigeräumt und gesichert. Auch auf den Nebenfriedhöfen des Waldfriedhofs (Waldfriedhof Solln, Friedhof Solln sowie Friedhof Sendling) seien erst am Mittwoch wieder Beisetzungen möglich. Wie viele Gräber insgesamt Schaden genommen haben, lässt sich laut dem Sprecher zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Eine Warnung spricht auch die Bayerische Schlösserverwaltung aus, die für die Parkanlagen zuständig ist. Der Nymphenburger Schlosspark müsse bis einschließlich Freitag geschlossen bleiben, aufgrund hoher Schneebruchgefahr und umgestürzter Bäume. Man versuche mit den Aufräumarbeiten so weit voranzukommen, dass zumindest das Innenparterre im Schlosspark am Samstag wieder für Besucher zugänglich ist.
Hohe Schneebruchgefahr bestehe außerdem im Englischen Garten - bewaldete Bereiche sollen deshalb nicht betreten werden. Auch der Zugang zum Monopteros sei derzeit gesperrt. Die Wasserwacht des Münchner Roten Kreuzes warnt zudem eindringlich davor, Eisflächen auf Gewässern zu betreten. "Es besteht Lebensgefahr", heißt es. Eltern seien besonders angehalten, ihre Kinder über die Gefahren aufzuklären. Das Betreten von Eisflächen sollte zudem niemals allein erfolgen, lautet die Warnung.
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Tierpark
Die Gemütslage zum aktuellen Wetter ist ziemlich gemischt im Münchner Tierpark Hellabrunn. Bei den Angestellten sei vor allem Erschöpfung zu bemerken, denn das Räumen oder das Aufbrechen der zugefrorenen Wasserfläche im Pelikangehege müssen sie im Zoo schon selbst machen, neben den anderen Aufgaben. Am Montag kam immerhin einmal die Feuerwehr zu Hilfe und hat die beiden Volieren mit Wasser abgespritzt. Sowohl die Statik wäre sonst gefährdet gewesen als auch das Tier- und Besucherwohl durch herabstürzenden Schnee, sagte Tierpark-Sprecherin Lisa Reininger.
Bei den Tieren sind die einen eher angetan, wenig überraschend vor allem die Bewohner der Polarwelt. "Die Eisbären rutschen auf dem Bauch den verschneiten Hang hinten runter", sagt Reininger. Die Giraffen dagegen müssen eher drinnen bleiben, zum einen haben sie kein Winterfell, und zum anderen drohen sie auf den glatten Schneeflächen auszurutschen. Rutschende Eisbären oder frierende Giraffen bekommen allerdings in den nächsten Tagen nur die Zoo-Mitarbeiter zu sehen. Bis einschließlich Freitag bleibt der Tierpark wegen der Gefahr durch herabfallende Äste geschlossen.
Müllabfuhr
Aufgrund des Blitzeises konnte der Einsammeldienst des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) am Dienstag erst später ausrücken. Noch immer seien zudem viele Seiten- und Nebenstraßen nicht mit den Lkw befahrbar, Zugänge zu Standplätzen nicht ausreichend gesichert, heißt es. Der AWM behalte sich auch in den kommenden Tagen vor, nur jene Tonnen zu leeren, die für die Mitarbeiter gefahrlos erreichbar sind.
Die Wertstoffhöfe in der Lindberghstraße, Bayerwaldstraße, Mauerseglerstraße, Arnulfstraße sowie in der Thalkirchner Straße waren am Dienstag wieder geöffnet. Ob und wann weitere Wertstoffhöfe öffnen können, hänge von der Wetterlage ab. Der AWM rät jedoch aufgrund der begrenzten Kapazitäten der geöffneten Höfe, derzeit nur unaufschiebbare Entsorgungsfahrten zu unternehmen. Unter awm-muenchen.de können Anwohner sich über den aktuellen Stand der Dinge informieren, die Seite wird fortlaufend aktualisiert.