Schanigärten in München:Schau nur hin

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Die Holzpaletten und die Schirme stehen fast schon überall, nun müssen nur noch die Gäste und die Sonne kommen, damit die Schanigärten-Saison in München so richtig beginnen kann. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Die Saison der Schanigärten beginnt. Warum die liebevoll gestalteten Freischankflächen aus der Stadt nicht mehr wegzudenken sind und ein Lebensgefühl verstärken.

Von Ulrike Heidenreich

Woher der Name Schanigarten genau kommt, wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Sicher ist aber, dass diese oft liebevollst gestalteten Schankflächen im Freien eine wahre Bereicherung für das Stadtbild sind. Und ein Gewinn für die Lebensfreude der Münchnerinnen und Münchner sowieso. Manche, die ihr Auto gerne direkt vor der Haustüre abstellen möchten und in deren Parkbuchten nun plötzlich wieder Tische, Stühle und Bänke herumstehen, sehen das anders, auch Geschäftsinhaberinnen und Lieferanten haben da eigene Meinungen entwickelt.

Jetzt, wenn so langsam die Temperaturen wieder nach oben über 20 Grad Celsius klettern (am Samstag soll es ja endlich mal wieder warm werden), steigt bei vielen aber eher die Vorfreude auf die Schanigärten - und die Gastronomen holen ihre Kissen, Decken, Lichter, Topfpflanzen und Dekorationen vom vergangenen Sommer hervor, stellen Holzpaletten auf, schmücken sie mit Bast und Bambus.

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Eigentlich waren sie aus der Not entstanden, diese kleinen Gastro-Inseln auf Münchens Straßen. Im Sommer 2020 sollten die erweiterten Freischankflächen der Gastronomie helfen, besser durch die Pandemie zu kommen. Für viele Betriebe waren die zusätzlichen Flächen überlebensnotwendig nach den Phasen der Lockdowns und Kontaktbeschränkungen. Mehr Umsatz, mehr Abstand - auch die Tische konnten breiter verteilt aufgestellt werden, um die mögliche Ansteckungsgefahr zu verringern. Inzwischen gibt es in der Stadt etwa 650 Schanigärten.

Zu finden sind die kleinen Schanigärten überall in der Stadt - etwa im "Vinaiolo" in der Steinstraße,... (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)
...vor dem "Gute Nacht Wurst" in der Klenzestraße... (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)
...oder vor dem "München72" in der Holzstraße. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Aus dem Provisorium ist längst ein schöner Dauerzustand geworden: Mit Beschluss des Stadtrats vom Mai 2021 blieben die Schanigärten, dürfen von April bis einschließlich September betrieben werden.

Und woher der Name nun kommt? Der Begriff ist eng mit der Wiener Kaffeehauskultur verknüpft. Da gab es zum Beispiel den Italiener Giovanni "Gianni" Taroni, der dort einst einen Gastgarten vor seinem Café einrichtete. Das kam bei der Wiener Bevölkerung so gut an, dass viele Gastronomen seinem Beispiel folgten. Wurde aus "Giannis Garten" also der Schanigarten?

Es könnte aber auch so gewesen sein: Schani ist ein in Wien verbreiteter Begriff für Kellner, ursprünglich leitet sich das vom französischen Vornamen Jean ab. Oder ist Schani eine Silbenverkürzung von "Schau nur hin"? Diese Theorie gibt es, weil die Schankflächen draußen frei einsehbar waren und sind.

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