Schäftlarn bei München:So geht es nach dem S-Bahnunglück weiter: Bergung startet am Donnerstag

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Nach dem S-Bahnunglück südlich von München können die Züge noch nicht geborgen werden. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Nach dem Frontalzusammenstoß zweier S-Bahnen wird am Mittwoch die Bergung der Züge vorbereitet. Doch die Spezialisten können erst loslegen, wenn sie die Freigabe der Ermittler haben.

Nach dem Zusammenstoß zweier S-Bahnen bei Schäftlarn soll an diesem Donnerstag die Bergung der verunglückten Züge beginnen. Wie lange diese dauern wird, lässt sich nicht genau sagen, fest steht laut einem Bahnsprecher, dass ein Tag nicht reichen wird. Denn die Deutsche Bahn (DB) muss dazu einiges an Aufwand betreiben. Die beiden Züge sind unterschiedlich stark beschädigt. Zunächst müssen die vordersten Teile vom Rest der Züge abgetrennt werden, dann versuchen die Spezialisten, den weniger demolierten Zugteil mit einem Straßenkran wieder auf das Fahrgestell zu heben, damit er auf der Schiene abgeschleppt werden kann. Für den Fall, dass der Straßenkran nicht ausreicht, stellt die DB auch noch einen Schienenkran bereit. Die Front des anderen Zuges ist dagegen so stark zerstört, dass sie mit einem Tieflader abtransportiert werden muss. Die Fahrdrähte der Oberleitung hat die DB bereits in der Nacht auf Mittwoch abmontiert, ebenso einen beschädigten Oberleitungsmast.

Die Trasse hat ebenfalls Schäden davongetragen, vom genauen Ausmaß kann sich die DB aber erst ein Bild machen, wenn die Gleise wieder frei sind. Eine Prognose, wann die Strecke wieder freigegeben werden könne, ist laut DB noch nicht möglich. Der Streckenabschnitt zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen bleibt deshalb bis auf Weiteres gesperrt. Die S 7 in Richtung Wolfratshausen verkehrt bis Höllriegelskreuth, von dort geht es mit Ersatzbussen weiter.

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Die beiden mit 95 Menschen besetzten Bahnen waren am Montagnachmittag auf eingleisiger Strecke frontal zusammengestoßen. Ein Fahrgast kam dabei ums Leben, 18 wurden verletzt. Die Ursache wird derzeit noch ermittelt. Berichte der Bild-Zeitung über menschliches Versagen werden in Polizeikreisen als "reine Spekulation" bezeichnet.

Die Zeitung hatte in diesem Zusammenhang Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zunächst mit den Worten zitiert: "Ein technisches Problem wird derzeit ausgeschlossen." Herrmann legte jedoch Wert darauf, dass er sich bei dem Gespräch am Dienstag keineswegs festgelegt habe. Sein korrekter Wortlaut habe gelautet: "Nach meinem momentanen Zwischenstand, aber das ist noch nicht belastbar, gibt es im Moment jedenfalls keine Hinweise auf technische Probleme, (...) so dass sich wohl jetzt dann auch die weiteren Ermittlungen darauf konzentrieren, inwieweit hier menschliches Versagen vorliegt." Aus den Reihen der Ermittler heißt es dazu: "Solange man eine Fehlleistung der Technik nicht ausschließen kann, wäre es fahrlässig, menschliches Versagen zu behaupten."

Die Unfallstrecke ist mit einer elektronischen Sicherung ausgestattet, die Züge im Notfall automatisch bremst. Dieses System hat offenbar auch angeschlagen und mindestens einen Zug gebremst. Grundsätzlich kann ein Lokführer diese Sicherung wieder deaktivieren. Um Klarheit über den Unfallverlauf zu gewinnen, stellten die Ermittler die Fahrtenschreiber der beiden Triebwagen sicher; die beiden Lokführer waren bislang noch nicht vernehmungsfähig.

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