Hertzkammer:Protest mit Sextoys

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Die queere Künstlerin Nura kommt mit ihrem aktuellen Album "Periodt" nach München ins Technikum. Hier eine Archivaufnahme aus dem Sommer 2019. (Foto: Gregor Fischer/dpa)

Die queere Rapperin Nura vereint auf ihrem neuen Album starke Statements und gute Stimmung.

Von Vivian Harris

"Gewalt, Missbrauch, sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, Rassismus, Sexismus, Homophobie, Diskriminierung, Misogynie." Auf all diese Dinge weist die Trigger-Warnung vor dem Musikvideo zu "Eine gute Frau" hin. Und übertrieben ist das nicht. Ungewohnt aber auch nicht: In der Singleauskopplung - das ganze Album "Periodt" erscheint am 6. Oktober - zeigt sich Rapperin Nura wie üblich unzensiert und provozierend. Ihre Reime zielen ab auf gesellschaftliche Probleme und Rollenbilder, die inzwischen vielleicht weniger verbreitet, aber noch lange nicht vorbei sind.

Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der Menschen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, weiter angestiegen. Und etwa 70 Prozent dieser laut Bundesinnenministerium knapp 250 000 Opfer sind Frauen. "Privatsphäre oder Rechte hab' ich keine", rappt Nura also: "Da-da-dafür krieg' ich seine Rechte, bis ich weine." Und während die nächsten Lyrics von Vergewaltigungen auf dem nächtlichen Nachhauseweg handeln, von "Slutshaming" und einem toxischen männlichen Selbstverständnis, schwingt sie angriffslustig Sextoys in der Luft herum oder hackt aggressiv auf phallisches Gemüse ein.

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Das kann man jetzt prollig finden, nicht subtil genug oder metaphorisch wertlos. Dass Nura, die als Dreijährige mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern von Kuwait nach Deutschland geflüchtet ist, zu viele Schimpfwörter verwendet, wurde ihr ja nicht erst einmal vorgeworfen - Stilmittel und Selbstermächtigung hin oder her.

Auf "Periodt" soll es aber nicht nur starke, ungemütliche Botschaften geben. Die queere Künstlerin will mit ihrem dritten Soloalbum und der anschließenden Tour auch für gute Stimmung sorgen: Auf "Für den Vibe" sampelt sie deshalb Chrystal Waters' Deep-House-Nummer "Gypsy Woman" und macht daraus einen Up-Tempo-Dance-Track. Mit La-da-di-la-da-da-Lyrics fühlt sich Nuras Version nach dem besungenen flirty Feierabend an. Nach Spätsommer-Party, Bootyshake und einem Drink zu viel. "Sidebitch" klingt dagegen fast melancholisch und die jüngste Single "Bella" kommt mit Dancehall-Rhythmen und provokantem, Sex-positivem Text daher. In "Fat A$$" sitzt jede Hook und der Bass schallert, wenn Nura davon rappt, wie sie den Typen die Frauen wegnimmt.

Nura, Sonntag, 8. Oktober, 19.30 Uhr, Technikum, Speicherstraße 18

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