Haidhausen/Ramersdorf:Alte Linie neu aufgerollt

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Die Rosenheimer Straße mal anders: begrünte Gleise statt grauer Busspur. Visualisierung: Anno Dietz (Foto: N/A)

Lokalpolitiker in Haidhausen, Berg am Laim und Ramersdorf-Perlach wollen die einstige Trambahn vom Ostbahnhof über die Orleans- und Rosenheimer Straße bis Ramersdorf auf der einstigen Trasse reaktivieren. Die damalige 24er hatte 1980 ihre letzte Fahrt

Von Johannes Korsche, Haidhausen/Ramersdorf

Was die Sozialdemokraten im Münchner Osten momentan fordern, ist streng genommen keine Neuerung: Eine Trambahnlinie, die vom Ostbahnhof über Orleans- und Rosenheimer Straße nach Ramersdorf führt und am liebsten erst in Neuperlach endet. Das gab es bereits in den 1970er-Jahren, seither aber nicht mehr. Geht es nach der Initiative der SPD-Fraktionen der drei Bezirksausschüsse (BA) in Haidhausen, Berg am Laim und Ramersdorf-Perlach, soll sich das ändern. Sie fordern die "beschleunigte Wiederinbetriebnahme" dieser Tramverbindung. Der Haidhauser BA hat den entsprechenden Antrag schon einstimmig verabschiedet, weitere Anträge in den benachbarten Stadtbezirken sollen folgen.

Als eine Trambahn die Rosenheimer Straße in Richtung Perlach entlangrollte, hieß der Münchner Oberbürgermeister noch Erich Kiesl (CSU), und die Trams waren noch mit eher unbequemen Holzstühlen ausgestattet: Laut den Freunden des Münchner Trambahnmuseums trat die damalige Linie 24 am 18. Oktober 1980 ihre letzte Fahrt an. Noch heute erkennt man zum Beispiel an der Bushaltestelle "Anzinger Straße", wo damals ihre Gleise verliefen. Auch wenn dort inzwischen nur eine Asphaltdecke zu sehen ist. Heute bedienen mehrere Busse diese Strecke, die Verbindung vom Ostbahnhof nach Ramersdorf ist "die stärkst belastete Busachse im Münchner Stadtgebiet", hat das Planungsreferat bereits 2015 im Nahverkehrsplan der Stadt München festgestellt. Mehr oder neue Busse könnten nur noch bedingt Entlastung schaffen, heißt es da, gerade am Ostbahnhof fehle schlicht der Platz dafür. Eine Straßenbahn, die Haidhausen mit Ramersdorf oder Neuperlach verbindet, solle deswegen geprüft werden.

"Damals hieß es schon, es macht Sinn", sagt SPD-Fraktionssprecherin Nina Reitz in der vergangenen BA-Sitzung in Haidhausen. Die Situation am Ostbahnhof hat sich in den zurückliegenden Jahren darüber hinaus kaum geändert. Durch die Überlastung des dortigen Busbahnhofes werde "der dringend nötige Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs blockiert", argumentiert Reitz. Dass die angekündigte Prüfung noch immer andauert, trifft bei denen, die sich dort eine Tram wünschen, auf wenig Verständnis.

Auch eine genaue Route mit Haltestellen haben die Sozialdemokraten bereits erarbeitet. So soll die künftige Trambahn am Ostbahnhof starten und auf der Orleansstraße einen ersten Halt einlegen, kurz bevor sie nach links, stadtauswärts auf die Rosenheimer Straße einbiegt. Die Rosenheimer Straße geht es entlang, unter den Bahngleisen hindurch, nächster Stopp am: "Kustermannpark". Weiter die Straße entlang in Richtung Nordosten bis zur Haltestelle "Anzinger Straße", nächster Halt "Karl-Preis-Platz" und schließlich an der Kirchseeoner Straße der letzte fixe Halt "Ramersdorf". Für die weitere Linienführung nach Neuperlach, idealerweise zum Pep, wie Astrid Schweizer von der Perlacher SPD sagt, gibt es mehrere mögliche Varianten, beispielsweise über die Ottobrunner Straße.

Bis 1980 fuhr in der Rosenheimer Straße die Tram 24 nach Perlach. (Foto: FMTM e.V.)

Vor allem auf der Strecke entlang der Rosenheimer Straße seien die Gleise ja noch teilweise verlegt, auf jeden Fall aber schon einmal planrechtlich möglich gewesen, da "sollte das Verfahren rechtlich einfacher sein als ein kompletter Neubau", finden die Haidhauser SPDler. Eine Planung, die bei Null beginnt, sei lediglich auf dem vergleichsweise kurzen Stück entlang der Orleansstraße nötig. Ansonsten sei "die Gleisachse schon vorhanden", betont Hans-Peter Meyer (SPD) im Haidhauser Bezirksausschuss. Deshalb sei zu prüfen, ob ein verkürztes Planfeststellungsverfahren möglich sei.

Unterstützung bekommen die Haidhauser aus den benachbarten Stadtbezirken. So sagt Astrid Schweizer, SPD-Fraktionssprecherin in Ramersdorf-Perlach, dass diese Trambahn auch von den Perlacher Bürgern gewünscht sei. "Gerade auf der Strecke des 55er-Busses ist die Aus- und Überlastung der eingesetzten Busse hoch, Verspätungen sind an der Tagesordnung." Die gewünschte Trambahnlinie könnte da eine große Entlastung sein, findet Schweizer. Auch der Vorsitzende des Gremiums in Berg am Laim, Robert Kulzer (SPD), sieht für seinen Bezirk in einer möglichen Tram entlang der Rosenheimer Straße eine "attraktive Ergänzung des öffentlichen Personennahverkehrs".

Nachdem der Antrag im Stadtbezirk Haidhausen einhellige Zustimmung fand, steht noch das Votum der Bezirksausschüsse Berg am Laim und Ramersdorf-Perlach aus. Die nächste Sitzung in Berg am Laim, in der die SPD-Fraktion einen entsprechenden Antrag einbringen will, ist am Dienstag, 25. Juni. Getagt wird von 19 Uhr an in der Mensa der Ludwig-Thoma-Realschule an der Fehwiesenstraße 118. Die Perlacher Amtskollegen planen, einen entsprechenden Antrag in der Juli-Sitzung auf die Tagesordnung zur Abstimmung zu bringen.

© SZ vom 19.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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