Pläne für drei Wohnheime:Furcht vor "Gettoisierung" in Perlach

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Auf dem früheren Kraft-Grundstück sind drei Wohnheime geplant: eines für Auszubildende, eine Unterkunft für vulnerable Gruppen sowie ein sogenanntes Flexi-Heim etwa für Wohnungslose, bedürftige Familien oder Geflüchtete (Symbolbild). (Foto: Catherina Hess)

Drei Wohnheime etwa für Wohnungslose und Azubis sollen in einem Gewerbegebiet entstehen. Die Lokalpolitik lehnt die Pläne ab - der Standort sei "seit Jahren problembehaftet".

Im Perlacher Gewerbegebiet, wo vor einigen Jahren noch ein innovatives Wohnbauprojekt geplant war, sollen nun drei Wohnheime errichtet werden. Das geht aus einer Voranfrage hervor, mit der sich der Bezirksausschuss beschäftigt hat. Demnach sollen auf dem ehemaligen Kraft-Grundstück an der Unterbiberger Straße, wo aktuell zwei Gewerbebauten stehen, drei neue Gebäude mit knapp 200 Wohnungen und insgesamt 408 Betten errichtet werden: ein Wohnheim für Auszubildende, eine Unterkunft für vulnerable Gruppen sowie ein sogenanntes Flexi-Heim, in dem etwa Wohnungslose, bedürftige Familien oder Geflüchtete unterkommen.

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Im Bezirksausschuss führten die Pläne zu einer kontroversen Debatte, stießen letztlich jedoch überwiegend auf Ablehnung. Zwar erkannte das Gremium den Bedarf nach solchen Wohnheimen an. Den Standort in einem "seit Jahren problembehafteten Gewerbegebiet" lehne man jedoch ab - auch wegen dessen schlechter Erschließung über die Weidener Straße. Überdies könne die unzureichende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr eine "Gettoisierung" fördern. Das Gremium regte vielmehr an, Wohnungen für Familien zu schaffen - so wie es vor einigen Jahren bereits geplant war.

Damals wollte der Eigentümer die bestehenden Gewerbehallen in 60 bis 80 Wohnungen umbauen; auch eine Kita und Büroflächen waren geplant. Das Konzept kam seinerzeit sowohl im Bezirksausschuss als auch bei der Stadtgestaltungskommission gut an. Jedoch hätten sich der Grundstückseigner und das Rathaus in der Folge nicht darauf verständigen können, welche Gegenleistung der Investor im Gegenzug für die Schaffung von zusätzlichem Baurecht nach dem Sobon-Modell erbringt, sagte der Ausschussvorsitzende Thomas Kauer (CSU). Und so wurde das Areal, auf dem einst der Lebensmittelkonzern Kraft unter anderem an neuen Schokoladensorten getüftelt hatte, an einen neuen Eigentümer verkauft. Und dieser hat nun offenkundig andere Pläne für eine Bebauung.

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