Wo früher der Lebensmittelkonzern Kraft Foods eine Dependance hatte, sollen nun 60 bis 80 Wohnungen entstehen - und zwar im selben Gebäudekomplex: Unter der Überschrift "Umnutzung von Gewerbehallen in Wohnen" läuft ein Bauprojekt an der Unterbiberger Straße 15, ein paar Fußminuten entfernt von der S-Bahn-Station Perlach. Es wurde in der Stadtgestaltungskommission, die Verwaltung und Stadtrat bei besonderen Bauprojekten berät, öffentlich vorgestellt und bekam viel Lob. "Was die Umnutzung angeht, ist das wirklich spannend und zukunftsweisend", erklärte etwa der Berliner Architekt Matthias Sauerbruch.
Es habe auch die Überlegung gegeben, mit Abriss und Neubau vorzugehen, erklärt Florian Zielinski vom Münchner "Architekturbüro su und z", das den Entwurf zusammen mit den Landschaftsarchitekten von Studio B, ebenfalls aus München, erarbeitet hat. Zwei Teams hätten sogar parallel beide Varianten durchgespielt. Aber dann habe sich der Bauherr, das Unternehmen UBM Development Deutschland, für die Umnutzung des Bestandsgebäudes aus den Siebzigerjahren und der zwei Erweiterungen aus den Neunzigerjahren entschieden. Dass an der Stelle Wohnungen entstehen, ist folgerichtig, weil das Grundstück bereits von Wohngebäuden umgeben ist.
"Die Abmessungen der Gebäude sind aber nicht ideal für Wohnungen, deshalb mussten wir uns überlegen, wie wir die Belichtung hinbekommen", sagt Zielinski. Die Lösung: Die Architekten entnehmen dem Hauptgebäude, das ein Ausmaß von etwa 45 mal 30 Metern hat, in der Mitte einen Teil, so dass ein Lichthof entsteht, in dem die Bewohner sich aufhalten können und über den Laubengänge zu den Wohnungen führen. Zudem bekommen die Bestandsgebäude auf dem Dach Aufbauten, in denen ebenfalls Wohnungen unterkommen. Auch eine Kita ist eingeplant. Zur Unterbiberger Straße hin soll zudem ein zweigeschossiger Neubau entstehen. In ihm sind kleinteilige Büroflächen vorgesehen, in die sich Bewohner der Anlage einmieten könnten, zugleich soll der kleine Riegel Verkehrslärm abschirmen. Die derzeit noch wenig ansprechende Fassade soll mit einer einheitlichen Holzvertäfelung aufgewertet werden. Die Landschaftsarchitektin Elke Berger ergänzte, dass der "waldartige Laubbaumbestand", der das Grundstück umgibt, erhalten bleiben soll und dass zudem die Freiräume zwischen den Gebäuden nutzbar gemacht werden.
"Das Projekt hat mir viel Spaß gemacht", sagte der Münchner Architekt Manfred Kovatsch in der Diskussion. "Die Grundrisse der Wohnungen sind bei diesen tiefen Baukörpern sehr gut, die Fassade ist sehr ruhig und angenehm." Matthias Sauerbruch merkte lediglich an, beim Umgang mit Holz an der Fassade sei "vielleicht noch nicht das letzte Wort gesprochen. Da sollte man die alte Struktur des Betonskelettbaus noch spürbarer machen". Er regte einen Wechsel von alten und neuen Teilen an. Bettina Messinger, die als Stadträtin der SPD ebenfalls in der Kommission sitzt, sprach von einem "Highlight für dieses so unterschiedliche Quartier". Ihre Fraktionskollegin Heide Rieke, die die Sitzung leitete, fasste die Wortbeiträge so zusammen, dass die Stadtgestaltungskommission "das Projekt uneingeschränkt begrüßt und sich auf die Umsetzung freut". Das Votum dafür war einstimmig.
Nun können die Planer die nächsten Schritte angehen. Weil das Grundstück derzeit noch als Gewerbefläche gewidmet ist, steht eine Änderung des Bebauungsplans an. Florian Zielinski rechnet damit, dass das etwa zwei Jahre dauert. Es wird bei den Gesprächen mit der Stadt auch darum gehen, wie der geförderte und preisgedämpfte Wohnraum nach den Regeln der sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) aufgeteilt wird. Dann braucht es noch eine Baugenehmigung. Baubeginn soll in etwa drei Jahren sein.