Nachruf auf Florian von Bayern:Ein Leben für die Armen

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Pater Florian von Bayern bei einer Veranstaltung in München. (Foto: Stark/oh/Missio)

Pater Florian von Bayern, ein Nachfahr von König Ludwig I., ist mit 64 Jahren in Kenia gestorben. Dort setzte sich der Benediktinermönch jahrzehntelang für die Bildung von Kindern ein.

Von Sabine Buchwald, München

Alle zwei bis drei Jahre kam er zurück nach Oberbayern. Rein optisch passte der Pater gut in die liebliche Landschaft rund um den Starnberger See, die ihm von Kindheit an vertraut war. Schon als junger Erwachsener trug er einen veritablen Schnauzer und das blonde Haar oft lässig bis in den Nacken hinein. So kann man es hier auch bei gestandenen Männern auf den Golfplätzen sehen, wie etwa dem Platz bei Gut Rieden. Hier wuchs Pater Florian als Franz-Josef Prinz von Bayern mit seinen sechs Geschwistern auf, mit Landwirtschaft vertraut und doch im standesgemäß adeligen Stil. Gut Rieden war einst das königliche Mustergut seines Vorfahren König Ludwig III.

Dieser Lebensstil aber gehörte zur frühen Vergangenheit des Paters. Wurde er später nach Heimatgefühlen für Oberbayern befragt, dann war die Antwort eher abschlägig. Zu viele Jahre hatte er da schon in Kenia verbracht, hatte aus freien Stücken Bedingungen gewählt, die man nicht vergleichen konnte mit seinen Kindheits- und Jugendjahren. Für Pater Florian aber waren immer die Menschen entscheidend und nicht der Ort, um sich wohlzufühlen. Hier wie dort blieb er zeitlebens mit allen eng verbunden, die ihm am Herzen lagen, die mit ihm lachen konnten, die ihn unterstützten.

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Pater Florian von Bayern kam am 21. September 1957 in Leutstetten bei Starnberg zur Welt. Er trat 1982 in das Benediktinerkloster von Sankt Ottilien ein. Nach seiner Priesterweihe entschied er sich, nach Kenia zu gehen. Nach mehreren Aufenthalten an verschiedenen Missionsstandorten kam er 2002 nach Illeret am Turkana See und gründete eine Pfarrei. Illeret liegt im Norden Kenias an der Grenze zu Äthiopien. Sein Alltag in Kenia sei geprägt von Gebeten, Meditation und Arbeit, erzählte er in Interviews. Das sei in Sankt Ottilien nicht anders gewesen.

Und doch fand Pater Florian in seiner afrikanischen Heimat eine besondere Aufgabe. Er selbst machte keinen Hehl daraus, dass ihm das Lernen in der höheren Schule nicht immer leicht gefallen war. Aber er begriff die Möglichkeiten, die man ihm bot als Bereicherung und Privileg. Ein Privileg, das vielen Kindern dieser Welt verwehrt bleibt.

Pater Florian von Bayern bei einer Tour durch die Turkana Region in Kenia. (Foto: Jörg Boethling/oh/Agenda)

In Illeret setzte sich Pater Florian mit ganzer Kraft dafür ein, dass die Kinder der Daasanach unterrichtet wurden und gründete das Projekt INES (Illeret Nomadic Education System), sammelte eifrig Spenden dafür. Er hatte verstanden, dass die vorhandenen Schulen nicht zum Leben von Nomadenvölkern passen, dass der Unterricht zu den Kindern kommen muss. Er sprach mit den Eltern, überzeugte sie, ihren Nachwuchs zu schicken und setzte sich für die Ausbildung von Lehrern ein.

Pater Florian konnte begeistern, erzählen Menschen, die ihn kannten. Er hatte eine beeindruckende Ausstrahlung, die in den kargen Gegenden Kenias gleichermaßen wie im üppigen Bayern wirkte. Unverkennbar war die Ähnlichkeit mit seinem Vorfahr König Ludwig I., der den Ludwig Missionsverein, das heutige Missio München, gegründet hat. Pater Florian knüpfte mit seiner Arbeit daran an. Sein abenteuerliches, nicht selten beschwerliches Leben hat er in seinem Buch "Weil es etwas Größeres gibt" zusammengefasst.

Nach schwerer Krankheit ist Pater Florian am Abend des 22. Juni im Krankenhaus von Ruaraka verstorben. Seine Mitbrüder in Illeret wollen sein Lebenswerk weiterführen.

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