Ein passionierter Eisläufer ist Frank Schönhuber nicht. Aber mit der Familie am Wochenende im Eissportzentrum-West spaßeshalber ein paar Runden zu drehen, für wenig Geld, das haben die Pasinger immer sehr genossen. Vergangenen Winter ging das wegen Corona nicht. Jetzt aber, da Fußballarenen wieder besucht werden können und Clubs rappelvoll sind, sollte der Publikumslauf wieder möglich sein, dachte Schönhuber. Er hat sich geirrt.
Im Eis- und Funsportzentrum (ESZ) West, so heißt das Stadion im Freien an der Agnes-Bernauer-Straße 241, gibt es in der kommenden Saison keinen öffentlichen Eislauf mehr. Es liegt jedoch nicht an der Pandemie, wie Schönhuber einem Aushang und auch der Webseite der Stadt noch vor wenigen Tagen entnehmen konnte. Grund ist die "nochmals gestiegene Nachfrage nach Eisflächen bei den Vereinen", wie Andreas Haas, Sprecher des Referats für Bildung und Sport, erklärt. Im ESZ West fänden wochentags Schuleislauf und Vereinssport statt, die Wochenenden seien durch den Turnierbetrieb belegt.
"Denn nur in diesem Eislaufzentrum gibt es, im Gegensatz zum ESZ Ost, auch die für den Trainings- und Spielbetrieb notwendige Spielstandsanzeige." Dafür biete das Eislaufstadion an der Staudinger Straße 17 beim Ostpark "breite Möglichkeiten für den öffentlichen Eislauf". Zusätzlich zur klassischen Eislauffläche auch noch auf einer "attraktiven 400-Meter-Rundbahn". Außerdem seien die Publikumslaufzeiten im Olympiaeislauf erst erweitert worden.
Vor allem am Wochenende war es immer voll
Frank Schönhuber äußert Verständnis für die Situation der Vereine, die, wie Christian Heindl, Abteilungsleiter beim Eissportclub (ESC) München, bestätigt, "ganz dringend mehr Eiszeiten brauchen". Derzeit, so Heindl, müssten Heimspiele mangels Eiskapazitäten sogar oftmals beim Gegner ausgetragen werden, in Freising, Dingolfing oder Fürstenfeldbruck. Die Entscheidung der Stadt findet Schönhuber trotzdem "schade".
Das Eislaufstadion in Pasing, erzählt er, sei in all den Jahren immer voll von Jugendlichen, Familien und älteren Herrschaften gewesen, die sich zum Eistanz trafen. Musik erklang dann durch die Lautsprecher, in den Abendstunden erleuchtete Flutlicht die glitzernde Fläche. An den Wochenenden war es oft so eng, dass man nicht einmal mehr im Kreis laufen konnte. Wie so viele andere hat auch Schönhubers 13-jähriger Sohn auf dieser Bahn das Eislaufen gelernt. "Ich bin mir sicher, dass jetzt viele Familien traurig sein werden", meint der Vater. "Auch, weil damit wieder so ein Stück München, mit dem man groß geworden ist, stirbt."
Ähnlich sehen das Dieter Wallisch und Frieder Vogelsgesang (CSU). Der Münchner Eislaufverein, dessen Vorsitz Wallisch innehat, trainiert seit Jahren donnerstags und vierzehntägig am Sonntag in Pasing. Wallisch weiß, dass die Eishockeyvereine heute mehr Eiszeit brauchen als früher. "Dass dafür aber der Publikumslauf ausfallen soll, leuchtet mir nicht ein, das muss ich ganz ehrlich sagen." Vereine und Punktspiele, ergänzt Pasings Bezirksausschuss-Chef Vogelsgesang, habe es auch schon vor der Pandemie gegeben. Und dennoch sei öffentlicher Eislauf möglich gewesen. Dem Stadtteilgremium liegen inzwischen mehrere Protestschreiben von Bürgern vor.
Quer durch die Stadt wollen die Läufer nicht fahren
Schönhuber, seine Frau und sein Sohn jedenfalls wollen den Weg bis in den Osten nicht auf sich nehmen, um Schlittschuh zu laufen. "Eine Dreiviertelstunde quer durch die Stadt dafür zu fahren, das ist ja absurd." Sollten aber andere Lösungen in der nahen Umgebung gefunden werden, die dazu einladen, die Schoner von den Kufen zu nehmen, werde man "das natürlich nutzen".
Eine Möglichkeit, die Schließung für Freizeitläufer zumindest teilweise zu kompensieren, könnte die Überflutung einer an die Würm grenzenden Wiese sein. Die Obermenzinger Kinderärztin Irmela Strohhacker verfolgt die Idee schon länger. Bei Minusgraden wie im vergangenen Winter würde solch eine Fläche relativ schnell zufrieren. Die Würm-Kennerin hat bereits ein aus ihrer Sicht ideales Gebiet ausgemacht: einen Bereich östlich des Flusses zwischen Sedelhof- und Feichthofstraße. Bei der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung, der die Fläche gehört, und auch in der Lokalpolitik wird das Projekt begrüßt. Im Baureferat lehnt man es aber ab.
Unklar ist auch, wie es mit der Sanierung des Pasinger Eissportzentrums weitergeht. Vor der Pandemie, im Dezember 2019, lautete der Plan noch, das marode Zentrum abzureißen und von 2022 an ein neues, überdachtes Stadion mit zwei Eisflächen zu errichten. Anschließend war die Sanierung des Eissportzentrums Ost in Neuperlach vorgesehen.
Inzwischen aber ist alles wieder offen, denn eine Machbarkeitsstudie ergab, dass bei der Realisierung von zwei Eissportbahnen in Pasing fremde Grundstücke benötigt würden. Daher soll nun geprüft werden, ob diese zwei Flächen nicht besser im Zentrum im Osten unterzubringen sind. Und auch die Finanzierung steht - angesichts eines klammen, städtischen Haushalts - noch aus.