Kultur:Neue Bühne für Pasing

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Die ursprüngliche Planung des Kulturbürgerhauses dürfte sich noch leicht verändern, da das Dach und eine Wand begrünt werden sollen. (Foto: Meck Architekten München)

Noch im Sommer lehnte die Kämmerei das knapp zwölf Millionen Euro teure Kulturbürgerhaus im Westen Münchens ab. Doch nun soll es nach dem Willen des Stadtrats ohne weitere Verzögerungen gebaut werden.

Von Ellen Draxel

Coronabedingt liegt derzeit so manches auf Eis. Nicht nur Veranstaltungen, die gar nicht oder nur noch in eingeschränkter Form stattfinden, um Infektionen zu vermeiden. Auch Bauprojekte hat die Kommune wegen der Finanzlage verschoben, wenn nicht sogar ganz gecancelt. Der Neubau des Pasinger Kulturbürgerhauses an der Offenbachstraße war monatelang eines dieser vertagten Projekte. Vor wenigen Wochen noch schien die Realisierung des neuen Kulturstandorts in weite Ferne gerückt, nachdem die Stadtkämmerei im Sommer ihr Veto gegen die Umsetzung eingelegt hatte. Unter anderem mit dem Argument, unweit des geplanten Neubaus existiere mit der Pasinger Fabrik ja bereits eine kulturelle Einrichtung im Viertel. Doch dann die Kehrtwende: Gegen die Stimmen der AfD befürwortet der Stadtrat nun doch, das Stadtteilkulturzentrum ohne weitere Verzögerung zu errichten.

Die Kosten dafür liegen bei knapp 11,5 Millionen Euro. Bezahlt aus dem Topf des Programms "Bezahlbares Wohnen und Leben in München". Erarbeitet hat diese für viele unerwartete Lösung das Kommunalreferat. Die Stadt, erklärte Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) den Rathauspolitikern, habe eine "unabweisbare Verpflichtung", das Kulturbürgerhaus schnellstmöglich zu bauen. Denn die Pasinger Fabrik allein könne den Bedarf nicht decken. Mit den kulturellen und soziokulturellen Angeboten des neuen Zentrums aber werde "ein Beitrag für ein attraktives und lebenswertes München für Menschen aller Einkommensschichten geleistet und eine große Baulücke geschlossen".

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Außerdem fördere das neue Haus das Vereinsleben, da den Pasingern nach dem Wegfall des Hotels zur Post und dem Abriss des ehemaligen Kopfbaus der historischen Bahnanlagen kein Raum für Vereinstreffen und dergleichen mehr zur Verfügung stehe. Dass das ehemalige Stückgutgelände, auf dem der Neubau errichtet werden soll, in unmittelbarer Nähe des Sanierungsgebiets "Zentraler Geschäftsbereich Pasing" liegt, nennt Frank als dritten Pluspunkt.

Das neue Haus, entworfen vom Münchner Büro Meck Architekten, soll ein Hingucker werden: massiv und doch elegant konzipiert, mit einer nach Süden ansteigenden Dachform und einer Ziegelfassade, die an die Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts und damit an die Klinkeroptik des Pasinger Bahnhofs erinnert. Der skulptural wirkende Baukörper bietet unter anderem Platz für einen Veranstaltungssaal, zwei Gruppenräume und zwei Musikübungsräume mit Nebenräumen. Ob, wie von einigen Stadträten und Lokalpolitikern gefordert, ergänzend noch eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage auf dem Dach installiert werden soll, wird noch geprüft.

Ebenso wie ein möglicher Einsatz von regenerativen Baustoffen oder eine Fassadenbegrünung. Wann die Bauarbeiten starten und wie lange es dauert, bis das Kulturbürgerhaus dann tatsächlich nutzbar ist, können Kultur- und Kommunalreferat allerdings "noch nicht konkretisieren". Vor einem möglichen Baubeginn sei "noch die Entwurfsplanung unter Berücksichtigung der erteilten Stadtratsanträge bis hin zur Baugenehmigung zu erstellen", erklärt Maren Kowitz vom Kommunalreferat. Und das dauere erfahrungsgemäß zwei bis drei Jahre.

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