Prozess in München:Angestellte soll Laden in die Luft gesprengt haben

Lesezeit: 2 min

Der Laden in Pasing nach der Explosion im Jahr 2020 (Foto: Schorer; Feuerwehr München)

Eine 55-Jährige soll den Brand in der italienischen Pasticceria "Lu e Lu" in Pasing gelegt haben - weil sie die Kündigung befürchtete. Das Gas-Luft-Gemisch explodierte schließlich in dem Laden.

Von Susi Wimmer

Brandfahnder gehen immer nach dem Ausschlussprinzip vor. Sie prüfen mögliche Brandursachen und haken sie nacheinander ab. Das Bild, das sich vergangenen August den Spezialisten nach der Explosion in einer sizilianischen Pasticceria in Pasing bot, sprach aber eine deutliche Sprache: Der Rauchgashorizont an der Wand, die herausgesprengten Schaufenster, der starke Benzin-Geruch - als hätte jemand Benzin verschüttet und angezündet. Jetzt sitzt die ehemalige Angestellte Jela C. vor dem Landgericht München I. Die 55-Jährige soll nach Ansicht von Staatsanwältin Charlotte Ruf den Brand gelegt haben, weil sie wohl eine Kündigung fürchtete. Sie selbst bestreitet über ihre Verteidigerin die Tat.

Die Brandfahnder, sie stochern nicht nur in Rußpartikeln, sie fügen auch Teil für Teil zusammen auf der Suche nach einem möglichen Täter. Die italienische Konditorei Lu e Lu liegt an der Landsberger Straße, zum fraglichen Zeitpunkt, dem 15. August, waren gerade Betriebsferien. Um exakt 7.59 Uhr explodierte in dem leeren Laden das Gas-Luft-Gemisch. Die Splitter der Schaufenster flogen 30 Meter weit bis auf die andere Straßenseite. Eine Kamera im gegenüberliegenden Waschsalon filmte die Explosion sowie einen Kunden, der erschreckt in Deckung ging. Nicht unweit des Geschehens wartete eine Radlerin mit ihrem Kind an der roten Ampel. "Ein glücklicher Zufall, dass die Ampel gerade rot war", sagte sie später der Polizei.

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Noch am Tatort, so erzählt der Brandfahnder der Kammer unter dem Vorsitz von Richter Bernhard Geismar, ergaben sich erste Verdachtsmomente gegen die Angestellte C. Eine Stammkundin aus der Nachbarschaft hatte die Explosion bemerkt und sofort Jela C. am Handy angerufen, was denn da los sei. Doch ans Telefon ging die Tochter von Jela C. und erklärte, ihre Mutter liege mit Brandverletzungen im Krankenhaus. Dies gab die Stammkundin an die Chefin der Pasticceria weiter.

Noch in der Klinik erklärte man Jela C. die Festnahme. Sie sagte, ihre Verletzungen stammten von einem Karton, den sie an der Feuerstelle vor ihrer Wohnung am Vormittag verbrannt habe. "Aber die Verbrennungen zweiten Grades an den Sprunggelenken rundum, an der Rückseite der Beine sowie am Gesäß passten da nicht so", meinte der Ermittler. Die hätten eher so ausgesehen, als habe sie "mitten im Feuer gestanden". Auch eine Rekonstruktion der Fahrt von der Wohnung im Kreis Dachau zur Konditorei und zurück ergab, dass auf Videobildern von Tankstellen ein blauer Fiat Punto zu sehen ist - einer, wie ihn Jela C. fährt. Dazu würde laut Polizei die Tatzeit passen, ebenso der Notruf, den die Tochter von Jela C. um 8.47 Uhr abgesetzt hatte, dass ihre Mutter sich Verbrennungen zugezogen habe.

Jela C. hatte laut Aussagen der Chefin Probleme am Arbeitsplatz: Sie soll Anweisungen nicht befolgt und keine Maske getragen haben. Es soll Beschwerden von Kunden und schlechte Bewertungen gehagelt haben, weil Jela C. so unfreundlich sei. Bei einem Gespräch soll sich C. uneinsichtig gezeigt haben. Am 9. August legte die Besitzerin Jela C. eine Abschrift des Gespräches vor, eine Art Abmahnung. Daraufhin sei C. grußlos in die Ferien verschwunden.

Verteidigerin Julia Weinmann erklärte, bereits 2018 sei in der Tiefgarage in dem Anwesen der Wagen von Jela C. angezündet worden. An der Stelle, wo normalerweise der Inhaber des Cafés parkte. Sie spricht von einseitigen Ermittlungen. Der Prozess dauert bis Anfang August.

© SZ vom 16.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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