Olympiapark:Millionen für das weltberühmte Meisterstück

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Das Dach des Olympiastadions in München wird saniert, die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Zeltdach im Olympiapark muss bis zum Jahr 2027 für viel Geld saniert werden. Es ist nicht die einzige Baustelle im Park, auch das Stadion braucht eine Überholung.

Von Heiner Effern

Die Stadt München muss ihr wohl berühmtestes Dach aufwendig sanieren: Die Zeltkonstruktion über dem Olympiastadion, der Halle und dem Schwimmbad weist erhebliche Abnutzungserscheinungen auf. Das seit den Sommerspielen 1972 weltberühmte Architektur-Meisterstück soll für grob geschätzte 85 Millionen Euro komplett überholt werden. So steht es in der Vorlage für den Wirtschaftsausschuss, die am Dienstag einstimmig beschlossen worden ist. Ob die Kosten so hinkommen, lässt sich aber laut Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH, noch nicht seriös vorhersagen. "Die Gesamtkosten für die Zeltdachsanierung lassen sich erst nach den weiteren Planungen ermitteln."

Starten werden die Arbeiten noch in diesem Jahr, enden sollen sie im besten Fall 2027. Dann sollte auch die davon getrennt abzuwickelnde Sanierung des Olympiastadions abgeschlossen sein. Für diese muss die Stadt noch einmal etwa 130 Millionen Euro aufbringen. Dabei geht "es vor allem um die Betriebstechnik, zum Beispiel die Heizung, die Sanitäranlagen oder das Flutlicht, und den Brandschutz", sagte Geschäftsführerin Schöne. Die beiden Sanierungen sollen weitgehend im laufenden Betrieb erfolgen, nur zwischen 2024 und 2026 soll das Olympiastadion für etwa 20 Monate geschlossen werden. Das wird allerdings so gelegt, dass nur eine Sommersaison ausfällt.

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Den Beschluss, das Stadion und das Zeltdach zu sanieren, fasste der Stadtrat bereits im Jahr 2014, seither laufen die Vorbereitungen. Dass das Dach Anfang dieses Jahrzehnt wieder fit für die Zukunft gemacht werden muss, kam nicht überraschend. Bauexperten sagten bei der jüngsten Überholung Mitte der Neunzigerjahre voraus, dass in 25 Jahren eine neue Runde anstehen würde. Damals schon musste München etwa 60 Millionen Euro hinblättern. Unter anderem wurden damals die Plexiglas-Elemente getauscht und der Brandschutz an den Seilen erneuert.

Ursprünglich seien Planer und Bauherr davon ausgegangen, dass das Zeltdach nur 15 Jahre halten könnte, steht in der Beschlussvorlage des Stadtrats. 50 Jahre nach den Olympischen Spielen macht die Stadt für ihren Hingucker nun nochmals einen hohen zweistelligen Millionenbetrag locker, damit eine der großen Attraktionen Münchens noch viel länger glänzen kann. Ganz einfach ist das nicht bei so einem singulären Bauwerk.

Das Flammschutzmittel etwa gibt es nicht mehr am Markt

Die Seilkonstruktion des Zeltdachs mit den Plexiglaselementen überspannt eine Fläche von 78 000 Quadratmetern, das entspricht in etwa acht Fußballfeldern. Deshalb haben die Olympiapark-Gesellschaft und die Stadtwerke als Eigentümer zum Beispiel ein 3-D-Modell erstellt, um mehr über die Statik zu erfahren. Für die Plexiglasplatten wurden eigens Bruchlastversuche durchgeführt, einfach zu ersetzen sind sie nicht. Die Herstellung der drei mal drei Meter großen Platten wurde damals nur für den Olympiapark entwickelt. Das Flammschutzmittel dazu gibt es nicht mehr am Markt, da müssten Alternativen entwickelt oder sogar erforscht werden.

Das Ergebnis der Untersuchungen bescheinigte dem Dach "grundsätzlich" Standsicherheit, heißt es in einer Vorlage für den Aufsichtsrat der Olympiapark-Gesellschaft. "Die Dauerhaftigkeit zahlreicher Bestandteile des Zeltdachs ist allerdings stark eingeschränkt." Die Athleten und Besucher der European Championships, die in diesem Sommer im Stadion stattfinden, brauchen jedenfalls nicht zu befürchten, dass ihnen das Zelt auf den Kopf fällt. "Von baufällig kann keine Rede sein, es muss auch nicht auf die Schnelle vor den anstehenden Großereignissen etwas gemacht werden", sagte Parkchefin Schöne.

Vier Bauphasen schlagen Stadtwerke und Olympiapark-Gesellschaft vor, um die drei Hauptbestandteile Tragkonstruktion, Seilnetz und Plexiglaseindeckung zu überholen. Zuerst kommen die Bauteile dran, die kritisch sind für die Standfestigkeit, danach Schritt für Schritt der Rest. Das umfasst die Seile und die Knoten, die Voll- und Halbmasten der Flutlichtanlage Ost, die Fundamente und am Ende die Installation der neuen Plexiglasplatten.

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