Grundstück am Oberwiesenfeld:Wie eine kleine Stadt für Beamte

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"Beamtencity" nannte Ministerpräsident Söder das Projekt schon mal - so soll es aussehen. Simulation: Léonwohlhage Architekten (Foto: N/A)
  • 680 Wohnungen darf die Stadibau südlich des Olympiaparks bauen - mit großzügigen Höfen, belebten Erdgeschosszonen und öffentlichen Grünflächen drumherum.
  • Für die Stadibau ist die Siedlung am Olympiapark "das größte Projekt, das wir jemals gemacht haben", wie Geschäftsführer Helmut Gropper sagt.
  • Doch Hoffnung auf die neuen Wohnungen darf sich nur machen, wer beim Staat beschäftigt ist.

Von Sebastian Krass

Wenn das mit Olympia 2018 in München geklappt hätte, ja, dann stünden die Häuser längst schon, dann hätten dort zunächst die Sportjournalisten aus aller Welt in einem Mediendorf gewohnt, und nun würden dort Münchner wohnen. Es kam bekanntlich anders mit Olympia, und auch die Planung des Grundstücks am Oberwiesenfeld dauerte dann noch ein bisschen. Nun aber kann es endlich losgehen: Am Mittwoch verabschiedete der Planungsausschuss des Stadtrats den Satzungsbeschluss des Bebauungsplans für die "Neubausiedlung Oberwiesenfeld" und schuf damit Baurecht für 680 Wohnungen. Es war nur einer von fünf Satzungsbeschlüssen für insgesamt etwa 2000 Wohnungen, die das Planungsreferat unbedingt noch in diesem Jahr durchbringen wollte.

Bauherr auf dem sieben Hektar großen Grundstück südlich des Olympiaparks und nördlich der Schwere-Reiter-Straße, das derzeit noch teilweise von der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität genutzt wird, ist die Stadibau, die vor allem im Großraum München Wohnungen für Staatsbedienstete schafft. Sie will noch in diesem Jahr den Antrag auf Baugenehmigung einreichen. Der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt der "Beamtencity", wie Ministerpräsident Markus Söder das Projekt einmal nannte, mit 340 Wohnungen ist im dritten Quartal 2020 geplant, die ersten Mieter sollen Ende 2022 einziehen. Der zweite Abschnitt soll 2024 fertig werden. Auch drei Kitas und Gewerbeflächen für die Stadibau sind eingeplant. Sie kalkuliert mit Baukosten von insgesamt 245 Millionen Euro.

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Ganz umsonst waren die Planungen für das olympische Mediendorf aber auch nicht. Denn das städtebauliche und architektonische Konzept, das nun umgesetzt wird, basiert auf dem Siegerentwurf des Wettbewerbs für das Mediendorf aus dem Jahr 2010. Das Architekturbüro Léon Wohlhage darf nun zusammen mit ST Raum a. Landschaftsarchitekten, beide stammen aus Berlin, endlich losbauen.

Der Grundgedanke sei "die Vermittlung zwischen Olympiapark und der angrenzenden dichten Bebauung", heißt es im Bebauungsplan. Entlang der Schwere-Reiter-Straße entsteht deshalb eine geschlossene Bebauung, die das dahinterliegende Quartier vom Verkehrslärm abschirmen soll. Die Erdgeschosszonen sollen belebt werden. Hinter dem Riegel soll die Siedlung einen offenen Charakter haben. "Zwischen den Gebäuden entstehen großzügige grüne Höfe", versprechen die Planer. Die Gebäude werden fünf bis acht Geschosse hoch. Rund um die Baugebiete entstehen öffentliche Grünflächen, die über neue Zugänge einen Anschluss an den Olympiapark bieten. Der bereits bestehende Rosa-Luxemburg-Platz soll im Zuge der Neubebauung aufgewertet und belebt werden.

Der bayerische Bauminister Hans Reichhart (CSU) betont, die Siedlung solle "in Sachen Nachhaltigkeit und bewohnerfreundlicher Architektur mit gutem Beispiel vorangehen. So wird das neue Quartier beispielsweise komplett autofrei." Alle Häuser seien "hoch energieeffizient und in Massivbauweise errichtet". Zudem weist er auf ein spezielles Regenwasser-Konzept hin: Die Decke der Tiefgarage werde so gebaut, dass sie Wasser speichern könne, das dann sukzessive verdunsten könne. "Dadurch können auch Spitzenlasten bei Jahrhundert-Regenereignissen abgefedert werden."

Für die Stadibau ist die Siedlung am Olympiapark "das größte Projekt, das wir jemals gemacht haben", wie Geschäftsführer Helmut Gropper sagt. Weitere große Projekte plant die Stadibau etwa auf den Arealen der McGraw-Kaserne und der ehemaligen University of Maryland in Obergiesing, und in Freiham. Insgesamt soll die Stadibau bis Ende nächsten Jahres den Bau von 1000 neuen Wohnungen auf den Weg bringen. Ein kleineres Projekt in Pasing-Obermenzing soll von Dezember an bezogen werden: An der Lipperheidestraße, zwischen den Schlossanlagen Blutenburg und Nymphenburg hat die Stadibau 31 Wohnungen für Familien gebaut.

Und wer darf sich Hoffnungen auf den neuen bezahlbaren Wohnraum machen? "Anspruchsberechtigt sind sämtliche Bediensteten des Freistaats Bayern", erklärt Gropper, also etwa von Finanzämtern, staatlichen Krankenhäusern, der Polizei oder aus dem Justizbetrieb. Gerüchten, am Oberwiesenfeld würden vor allem Bedienstete des im Bau befindlichen neuen Strafjustizzentrums am Leonrodplatz unterkommen, widerspricht Gropper. Die Zuteilung erfolge streng nach Dringlichkeit.

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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