Öffentlicher Nahverkehr in München:71 Millionen Euro mehr: Tram-Ausbau wird teurer - und verzögert sich

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Weil teilweise Strecken umgeplant werden mussten, gehen die West- und die Nordtangente später in Betrieb als vorgesehen. Eine bereits bestehende Linie fällt vorerst komplett aus - wegen Personalmangels.

Von Andreas Schubert

Vor einem Jahr hat der Stadtrat im Rahmen des ersten ÖPNV-Bauprogramms unter anderem den Bau von vier Tram-Neubaustrecken beschlossen: die Tram-Westtangente, die Tram Münchner Norden und die Tram-Nordtangente inklusive der Tram Johanneskirchen. Doch die zunächst auf knapp 531 Millionen Euro geschätzten Baukosten sind nach neuester Schätzung auf gut 602 Millionen Euro gestiegen. Das macht 71 Millionen Euro mehr. Grund sind nach Angaben der Verwaltung unter anderem die gestiegenen Baukosten. Weil die Projekte teilweise umgeplant werden müssen, gehen die Strecken zum Teil auch erst später in Betrieb als vorgesehen.

An diesem Mittwoch hat der Mobilitätsausschuss des Stadtrats nun beschlossen, mehr Geld für die Maßnahmen auszugeben. So wird unter anderem die Westtangente fast 145 Millionen Euro kosten - 34 Millionen mehr als bislang veranschlagt. Für den Tram-Betriebshof Ständlerstraße werden voraussichtlich rund 209 Millionen Euro fällig (plus 16 Millionen), für die Nordtangente 49 Millionen (plus 14 Millionen) und für die Tram Münchner Norden 70 Millionen, also zehn Millionen mehr.

"Wir machen das, weil's wichtig ist", sagte Paul Bickelbacher, Verkehrsexperte der Grünen. Die Fraktion von CSU und Freien Wählern hingegen lehnte das erste Bauprogramm wie schon vor einem Jahr ab, hauptsächlich wegen der Westtangente. Diese musste wegen der neuen Vorgaben des Radentscheids für breitere Radwege umgeplant werden. Die Verwaltung geht dennoch davon aus, dass sie bis zum Jahr 2025 in Betrieb gehen kann, was die CSU stark bezweifelt. Deren Fraktionschef Manuel Pretzl nannte diese Angaben eine "Chimäre", also ein Hirngespinst. Bis Ende 2024 werde höchstens der Spatenstich erfolgt sein, schätzte er.

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Wegen der Umplanung hatte man sich vergangenes Jahr darauf geeinigt, bis Ende 2025 einen Teilabschnitt der Trasse zwischen Romanplatz und Waldfriedhof zu bauen. Der südwestliche Abschnitt bis zur Aidenbachstraße soll dann 2027 in Betrieb gehen. Im Bereich der Boschetsrieder Straße und der Drygalskiallee musste die Gleisführung geändert werden, um breitere Radwege zu ermöglichen. Aktuell läuft das Planfeststellungsverfahren für die geänderten Pläne zur Westtangente.

Verzögerungen ergeben sich allerdings bei der Tram-Nordtangente. Die wird nicht, wie früher kommuniziert, schon 2025 in Betrieb gehen können, nicht zuletzt, weil die Trassierung auf der Leopoldstraße nach einem Stadtratsbeschluss im Juli dieses Jahres noch einmal neu geplant werden muss, damit die Tram auf dem 700 Meter langen Abschnitt zur Münchner Freiheit eigene Gleise bekommt. Nun geht die Verwaltung von einem Baubeginn erst im Jahr 2027 aus. Den Baubeginn für den Abschnitt durch den Englischen Garten terminiert sie für 2025. Der dritte Bauabschnitt bis Johanneskirchen soll indes bereits 2024 starten.

Eine schlechte Nachricht hatte die MVG am Mittwoch für alle Fahrgäste der Tram 29, die zwischen Willibaldplatz und Hochschule München verkehrt: Weil es in den Werkstätten wegen Krankheit und allgemeinem Fachkräftemangel an Personal fehle, entfällt der Betrieb vorerst bis Ende Februar.

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