Nun, da in dieser Woche sowohl das Oktoberfest als auch die Passionsspiele in Oberammergau, Deutschlands schönste sinnstiftende Erlebnisse mit Musik, zu Ende gegangen sind, grassiert in München und ganz Bayern ein ganz neues Gefühl der inneren Leere. Die Frage, die sich jetzt alle stellen: Wohin mit den lustigen Kostümen, mit dem unbedingten Willen zum Kollektivrausch? Wer oder was erlöst uns jetzt, wo Jesus sich die Haare abgeschnitten hat und das letzte bierselige "Angels" verklungen ist? Und vor allem: Wohin jetzt mit der freigewordenen Energie?
Praktisch wäre natürlich, es ließe sich eben jene Energie direkt in Wärme für überteuerte Münchner Altbauwohnungen umwandeln, aber davon sind selbst die tüchtigen Bayern noch ein paar Jahrzehnte technische Entwicklung entfernt.
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Sich über die Berliner Rapper von K.I.Z zu empören, die sich in einem Song über das Oktoberfest lustig machen, wäre vielleicht eine hübsche Idee. Die Band hatte, so schrieb die Bild diese Woche, "unsere Wiesn" als "Suff-Koks-Kotz-Vergewaltigungs-Arie" dargestellt. Das dazugehörige Musikvideo mit filmischen Schnipseln von Menschen unten ohne und betrunkenen Kopulationsversuchen auf dem Oktoberfest war von Youtube gelöscht worden, aber eher wegen der pornografischen Inhalte, nicht wegen des Angriffs auf "unsere Wiesn". Empörung ist immer eine Option, nicht nur für die Bild, allerdings auch etwas kleingeistig und nicht sehr zeitfüllend. Zumal K.I.Z vielleicht ausnahmsweise auch ein kleines bisschen recht haben mit ihren Beobachtungen.
Hier also ein paar andere, praktische wie sinnlose Vorschläge, die Zeit bis zum Advent zu investieren: Mit Laubbläsern herumblasen. Sich vor Corona zu Hause verstecken. Oder aber den München-Marathon rückwärts laufen, so wie das eine Moderatorin eines Münchner Privatradiosenders am Wochenende vorhat, eine sogenannte "Challenge". Zitat der Moderatorin: "Rückwärts laufen, das ist ja eine ganz andere Nummer. Man muss dauernd zurückschauen." Völlig richtig.
All das sind legitime Tätigkeiten. Die freigewordene Energie sollte nur bitte bloß nicht in Zubereitung, Aushöhlung, dekoratives Arrangement oder ins Fotografieren von Kürbissen aller Art gesteckt werden. Denn Kürbisse, das muss an dieser Stelle mal gesagt werden, sind wirklich das Allerletzte. Diese zu orangefarbenen Haufen aufgetürmte Nutzlosigkeit, diese Penetranz in Vorgärten und Schaufenstern. Der Kürbis ist die furchtgewordene Umständlichkeit, nur gemacht, um Menschen irgendwie bis Halloween zu beschäftigen. Dabei sind Kürbisse, einmal ausgehöhlt, sowieso nach fünf Tagen verschimmelt. Die geschmackliche Bedeutungslosigkeit, ach, ist da noch das kleinste Problem. Also bitte: nicht drauf reinfallen.