Szene München:Der Nockherberg ist für Anfänger voller Tücken - wie die Wiesn

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Wiesn oder Starkbierfest - egal: Endlich ein Grund, Lederhosen zu tragen! Da ist es auch egal, ob das Wetter schon so weit ist. (Foto: Getty Images for Advanced Academ)

So manche Neu-Münchner Kurzdirndlträgerin fragt: "Zwölf Euro sechzig?! Da bekommen wir aber zwei Bier für, oder?"

Kolumne von Elisa Britzelmeier

Der bierfestbegeisterte Münchner ist zurück. Die schwerste Zeit des Jahres - die qualvolle, drei Monate lange bierfestlose Lücke zwischen Herbstdult und Starkbierzeit - hat er hinter sich. Er erwacht aus dem Winterschlaf, schmeißt sich in Lederhose und Dirndl (oft ist der bierfestbegeisterte Münchner auch eine bierfestbegeisterte Münchnerin) und stürmt los zum Nockherberg.

Da steht er dann am Einlass und wartet, natürlich ist viel los. Der bierfestbegeisterte Münchner friert, leider erwacht die Sonne oft erst nach der Starkbierzeit so richtig aus dem Winterschlaf, aber eingestehen würde er sich das nie. Einlass 12,60 Euro, heißt es auf einem Schild am Bauzaun, das beinhaltet den Eintritt und einen Getränkegutschein. Eine Gruppe Bierfestbegeisterter wartet etwas lauter als die anderen. "Zwölf Euro sechzig?!", große Augen bei einer Kurzdirndlträgerin, "da bekommen wir aber zwei Bier für, oder?"

Es folgt eine wortreiche Diskussion über die Stärke des Starkbieres, dreimal hört man "Maas", und man ist sich sicher, dass es hier nicht um den Bundesjustizminister geht. Oft sind bierfestbegeisterte Münchner eben auch bierfestbegeisterte Neu-Münchner. Oder Italiener.

Der Nockherberg nähert sich immer mehr der Wiesn an, dem Bierfest aller Bierfeste. Dass der Festsaal in der Au nur für 2500 Menschen bestuhlbar sein soll, mag man kaum glauben, trifft man doch sogar in der Maxvorstadt Kurzdirndlträgerinnen aus Köln im Wirtshaus; sie glühen vor, natürlich.

Dass es viele bierfestbegeisterte Menschen gibt, wird so auch dem nicht so bierfestbegeisterten Münchner bewusst. Bald ist es vorbei mit dem Starkbier, will man ihm zuraunen, auch wenn danach der Maibock, dann das Frühlingsfest, die Maidult und die Sommerdult kommen - denn diese eine Hoffnung bleibt: Ein klein wenig Unterschied macht der Bierfestbegeisterte, er stürzt sich nicht auf alle Feste mit dem gleichen Enthusiasmus. Und immerhin gibt es noch den Biergarten. Da kann man sein Bier auch mit ganz wenig Begeisterung trinken.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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