Starkbier:Mehr Promille, als der Wirt erlaubt

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  • Die Starkbierzeit bringt den Wirten nicht nur Umsatz, sondern oft auch Gäste, die bereits betrunken ankommen.
  • Eine Bar in der Au zieht nun die Konsequenzen und hat drei Wochen lang geschlossen.
  • Selbst mit Türstehern sei es ihm zu anstrengend geworden, sagt der Betreiber.

Von Laura Kaufmann

Dass Wirte, die ihr Lokal oder ihre Bar nahe der Theresienwiese führen, den Jahresurlaub gerne auf die Oktoberfestzeit legen oder Gäste in der Tracht an der Tür abweisen, das ist man nun schon gewöhnt in der Stadt. Dass nun aber auch das Starkbierfest zum Nockherberg mit "vorübergehend geschlossen"-Schildern einhergeht, das ist neu. Vor Carlitos Minibar in der Ohlmüllerstraße zum Beispiel hängt jetzt so eines. "Ich habe es drei Jahre lang mit Türsteher probiert", sagt Inhaber Caius Prien, "aber es ist mir zu anstrengend geworden."

Normalerweise geht es in seiner wirklich kleinen Minibar gemütlich zu. Die Gäste sitzen am Tresen oder den beiden kleinen Tischen, trinken Bier, guten Gin, ratschen miteinander. Den Bedarf, einen Ordner vor die Tür zu stellen, hat er normalerweise nicht. Zur Starkbierfestzeit aber war es die vergangenen Jahre unumgänglich. Betrunkene Leute in Lederhosen klopften an die Scheibe, "und in diesem Zustand hört niemand gern ein Nein", sagt Caius Prien.

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Eigentlich ist in seiner kleinen Bar mit dem langgezogenen Tresen Platz für jedermann. Viele Stammgäste hat er, Anwohner aus der Au. Eine große Auswahl an Bars gibt es direkt um ihn herum nicht, den Schwarzen Hahn gegenüber zum Beispiel noch. "Drüben ist mehr Platz, ich glaube, die haben nicht solche Probleme mit den Nockherberggästen wie ich", sagt Prien. In seine Bar passen nur 25 Leute. Bricht ein lärmendes Grüppchen vom Starkbierfest hinein, stört es. Denn einige haben eben nicht in gepflegtem Tempo eine Maß Salvator genossen über den Abend, sondern torkeln vom Bergl herunter wie dem Stierkampf entkommene, halb versehrte Bullen, ähnliche Töne in ähnlicher Lautstärke ausstoßend. 7,5 Prozent hat das Starkbier, noch einmal mehr als Wiesnbier. Damit muss man umzugehen wissen. Und die meisten jungen Münchner lernen das eher auf die harte Tour.

Die Lektion, dass auf zu viel Starkbier nicht unbedingt noch ein Absacker folgen sollte, möchte Prien ihnen aber nicht unbedingt beibringen müssen. "Meistens standen die Leute auch nur im Laden rum, eine Stunde lang ein Bier in der Hand", sagt Prien. Im besten Fall sorgt die kurze Frischluftwatschn vom Nockherberg hinab in die Ohlmüllerstraße dafür, dass den Leuten der Durst vergeht. Oder sie merken beim Blick auf die Karte, dass sie nicht wirklich Lust auf etwas haben. Dass die Lederhosen- und Dirndlträger nicht so viel konsumieren, ist aber noch der günstige Fall. Was die Leute schon durch den Laden und zu ihm gebrüllt haben, möchte Caius Prien nicht wiederholen, "obszön" sei es eben oft gewesen. Und wenn in einer kleinen Bar jemand seinen Mageninhalt nicht mehr bei sich behalten kann, dann muss Prien sein Carlitos für den Abend schließen, die anderen Gäste flüchten dann sowieso schnell ins Freie.

Dieses Jahr erspart sich Prien den Ärger deshalb lieber. Er macht die Bar dicht, während das Starkbier fließt. Ein paar kleinere Renovierungsarbeiten erledigt er derweil im Carlitos. Die Stammgäste hätten Verständnis, "aber sie sind schon auch traurig. Die Bardichte ist hier eben nicht so hoch, und drei Wochen sind lang." Wenn er am Montag, 3. April, aufsperrt, hofft er, dass sie alle schnell wieder am Tresen sitzen. Dann ist auch der versäumte Umsatz alsbald wettgemacht. Und vom Nockherberg oben, da torkelt dann niemand mehr herunter.

© SZ vom 21.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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