Derblecken auf dem Nockherberg:Ein neuer Söder betritt die Bühne

Lesezeit: 2 min

Thomas Unger übernimmt auf dem Nockherberg die Rolle von Markus Söder, Sina Reiß spielt die Grüne Katharina Schulze. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Schauspieler Thomas Unger wird beim Singspiel auf dem Nockherberg erstmals als bayerischer Ministerpräsident auftreten. Und er ist nicht der einzige Neuling, der in die Rolle eines Politikers schlüpft.

Von Thomas Becker

Natürlich hat sich Thomas Unger zuletzt viel mit seiner neuen Figur beschäftigt, Pressekonferenzen verfolgt, Youtube-Videos geschaut, Interviews studiert. Aber wie sich so ein Leben im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses tatsächlich anfühlt, davon hat der Schauspieler nun einen Vorgeschmack bekommen. Als er sich in einem Nebenzimmer der "Münchner Stubn" zu einer Presserunde an den Tisch setzt, hat der 52-Jährige im Einsdreifix ein Bündel Mikrofone vor der Nase und ein beutehungriges Journalisten-Rudel auf der Pelle - eine Situation, in der sich der ruhig und besonnen wirkende Unger sichtlich unwohl fühlt, ganz im Gegensatz zu seiner Figur.

Hilft aber nix: Wer am 3. März beim Singspiel am Nockherberg den Söder Markus geben will, muss da jetzt durch, Rede und Antwort stehen, erklären, wie er es mit der Politik hält und wie man als gelernter Schriftsetzer und angehender Sonderpädagoge auf die Schauspielerei verfallen konnte.

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15 Jahre lang hat Stephan Zinner die Söder-Rolle gespielt, von den Anfängen als Generalsekretär bis zum Ministerpräsidenten. Im vergangenen Jahr gab Zinner seinen Rücktritt bekannt. Kein Grund zur Panik, wie die Singspiel-Autoren Stefan Betz und Richard Oehmann meinen: "Thomas Unger bringt alles mit, was man für die Rolle als Markus Söder braucht. Hintergründigen Humor, eine gute Bühnenpräsenz und ein beachtliches musikalisches Talent."

Der in Unterhaching aufgewachsene Unger ließ sich zum Schriftsetzer ausbilden, studierte dann noch Lehramt für Sonderpädagogik, brach das Studium aber kurz vor Schluss ab: "Die Schauspielerei hat mich immer schon interessiert", sagt er, "ich bin mit dem Pumuckl im Ohr eingeschlafen und wieder aufgewacht, habe im Fernsehen die Komödienstadel-Verfilmungen gesehen, später dann Filme von Jo Baier und Josef Bierbichler."

Das seien Erzählungen, Geschichten, Schauspieler und Stimmen gewesen, die ihn begleitet hätten. "Und ich habe gemerkt, dass ich eine Stimme in mir wahrgenommen habe, die sagt: Das kannst du auch! Das willst du auch! Das ist eine Welt, die hat etwas mit dir zu tun." Dazu sei sein Faible für Musik gekommen, "und so musste es Schauspiel werden - eine tolle Welt!"

Unger ging nach Berlin an die Hochschule der Künste, bis 2002. Sein erstes größeres Engagement bekam er am Badischen Staatstheater in Karlsruhe, bevor er 2007 in "Das große Hobeditzn" sein Fernsehdebüt feierte und danach im "Tatort", "Taunuskrimi", bei den "Garmisch-Cops" sowie an der Seite von Bully Herbig in "Boandlkramer und die ewige Liebe" spielte. Seit 2018 ist er in der ARD-Heimatfilmreihe "Daheim in den Bergen" zu sehen. Nun also der Söder. Für Münchner Ohren klingt Ungers Fränkisch sehr passabel, dennoch entschuldigt er sich vorab schon mal bei allen Muttersprachlern "dafür, was ich für Fränkisch halte".

Viele neue Gesichter auf dem Nockherberg: Roland Schreglmann (von links), Thomas Limpinsel, Thomas Unger, Christian Pfeil und David Zimmerschied schlüpfen beim Singspiel in Politiker-Rollen. (Foto: Stephan Rumpf)

Premiere auf dem Nockherberg wird auch sein Kollege Christian Pfeil feiern, als Finanzminister Christian Lindner. Pfeil absolvierte seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig und war danach im Fernsehen und Kino zu sehen. Ein weiteres neues Gesicht: David Zimmerschied als CDU-Vorsitzender Friedrich Merz. Mit zwölf stand er erstmals vor der Kamera, unter der Regie seines Onkels Sigi Zimmerschied, bei den Dreharbeiten zu "Schartl". Schon 2020 hätte Thomas Limpinsel am Nockherberg den Grünen Robert Habeck gespielt, doch die Pandemie machte einen Strich durch die Rechnung, und so feiert er heuer ebenfalls Premiere, wie auch Roland Schreglmann. Der spielte schon mit zehn in "Die Ehrabschneider" mit und später in mehreren Filmen von Marcus H. Rosenmüller.

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