Verkehr in München:MVV führt 365-Euro-Ticket ein

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Für Schüler und Azubis wird der ÖPNV deutlich billiger. (Foto: Johannes Simon)

Damit wird der öffentliche Nahverkehr für Schüler und Auszubildende deutlich günstiger. Die Jahreskarte soll zum Start des nächsten Ausbildungsjahres im Sommer 2020 kommen.

Von Andreas Schubert, München

Für einen Euro am Tag in einem Gebiet von 5500 Quadratkilometern unterwegs sein: Das ist vom kommenden Sommer an für Schüler und Auszubildende möglich. Die Gesellschafter des Münchner Tarif- und Verkehrsverbunds (MVV) haben am Freitag beschlossen, ein 365-Euro-Ticket einzuführen. Es handelt sich dabei um eine Jahreskarte, die im gesamten MVV-Netz gelten soll. Geplanter Start ist zu Beginn des nächsten Ausbildungsjahres im August 2020. Doch zunächst müssen alle Gesellschafter, das sind neben dem Freistaat die Stadt München und die acht Verbundlandkreise, noch zustimmen.

Eine Altersgrenze für das 365-Euro-Ticket wird es nicht geben. Doch für Studierende kommt das Ticket vorerst nicht. Bis der Vertrag des MVV mit dem Studentenwerk über das Semesterticket im Jahr 2022 ausläuft, werde man sich aber schon Gedanken darüber machen, sagte Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der Sprecher der Verbundlandkreise im MVV. Bislang zahlen Studierende zusätzlich zum Solidarbeitrag von 67,40 Euro pro Semester 195,70 Euro für ihre ein halbes Jahr gültige Fahrkarte. Nach Niedergesäß' Einschätzung wird das 365-Euro-Ticket für Studierende aber über kurz oder lang kommen.

360 000 Schüler und Auszubildende können von dem neuen Ticket profitieren, das rund um die Uhr gilt. Die Jahreskarte stand in der Stadt München und den acht Verbundlandkreisen schon länger zur Diskussion, scheiterte aber bisher an der Finanzierung. Der MVV rechnet mit bis zu 30 Millionen Euro an Mindereinnahmen pro Jahr, die aus den Haushalten ausgeglichen werden müssen. Erst nachdem die Staatsregierung auf Initiative von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine finanzielle Beteiligung zugesagt hatte, zogen die Gesellschafter das Ticket wieder in Betracht. Zwei Drittel des Fehlbetrags übernimmt nun der Freistaat, der Rest wird - abhängig von der Schülerzahl - auf die Landeshauptstadt und die Landkreise verteilt. Für München fallen nach Einschätzung von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) etwa fünf Millionen Euro jährlich an, die es auszugleichen gilt. Zum Vergleich: Der Landkreis München zahlt etwa 1,2 Millionen Euro. Diese Summen basieren allerdings auf Schätzungen - niemand weiß vorab, wie viele Kunden tatsächlich das Ticket nutzen werden. Sollten es mehr Fahrgäste sein als erwartet, zahle man auch gerne etwas mehr, sagte Niedergesäß. Wie viel mehr, wird die Zukunft zeigen: Mit weiter wachsenden Bevölkerungszahlen dürfte der Zuschussbedarf in den kommenden Jahren immer weiter steigen.

Münchens OB Dieter Reiter sprach dennoch am Freitag von einem "tollen Tag". Er gehe davon aus, dass auch der Münchner Stadtrat zustimmen wird, sagte er. "Das Ticket gilt immer, egal ob auf dem Weg in die Schule oder abends in den Club, und ist damit ein weiteres gutes Argument dafür, das Auto stehen zu lassen und lieber mit Bus, U-Bahn oder Tram zu fahren." Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) denkt dabei schon an die Zukunft: "Sollten sich alle Landkreise und Städte für einen MVV-Beitritt entscheiden, die derzeit einen solchen Schritt untersuchen lassen, könnten die Kinder und Jugendlichen in Zukunft für 365 Euro von Garmisch bis Dachau und von Landsberg bis Landshut fahren. Dabei unterstützen wir den MVV gerne", teilte er mit.

Das neue Angebot soll junge Menschen früh an öffentliche Verkehrsmittel binden. MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch ist sich sicher, dass dies gelingt. Gleichwohl erinnern Verkehrsverbände wie auch OB Reiter oder Landrat Niedergesäß an die Dringlichkeit eines weiteren Ausbaus des öffentlichen Nahverkehrs. Reiter hält angesichts schon überfüllter Busse und Bahnen vorerst keine weiteren Vergünstigungen für sinnvoll. Erst müsse man das Angebot leistungsfähiger machen. Als Beispiel nannte er einen Busring rund um München, der - wenn es nach ihm geht - bereits 2021 starten soll.

© SZ vom 07.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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