Musik aus München:Der Zombie in der Ritterrüstung

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Schulterlange Haare und gerne Frauenkleidung: Albert Pöschl hat Jason Arigato vor mehr als zehn Jahren als Kunstfigur erfunden. (Foto: Gerald von Foris)

Der Münchner Musiker Jason Arigato alias Albert Pöschl widmet sich auf seinem neuen, nach langer Pause erscheinenden Album dem vertrauten Thema Isolation.

Von Jürgen Moises

Bibliothekarin oder Zombie Girl? Dazwischen, könnte man meinen, liegen Welten. Aber nicht für Jason Arigato. Der besingt auf seinem neuen Album "Jason B. Sad/Jason B. Glad", das er am Dienstag, 5. April, live in den Kammerspielen vorstellt, zuerst das "Zombie Girl" im gleichnamigen, düsteren Eröffnungsstück. Und gleich darauf im beschwingteren Ton die Bibliothekarin "Karen", die ihm dabei hilft, Hemingway, Genet, Brecht, Chandler und James Joyce zu finden. Dass Jason Arigato mindestens zwei Seiten hat, das zeigt aber ja schon der Albumtitel. Und tatsächlich hat er auch zwei Identitäten. Denn hinter Jason verbirgt sich Albert Pöschl, Musiker und Betreiber des feinen Münchner Indie-Labels Echokammer. Genau dort wird "Jason B. Sad/Jason B. Glad" am 8. April auch erscheinen.

Jason Arigato, der Name tauchte im Jahr 1999 erstmals auf. Damals trat Albert Pöschl unter diesem Pseudonym der Münchner Synthiepop-Band Queen Of Japan bei, von der die internationale Musikwelt zeitweise glaubte, sie stamme tatsächlich aus Japan. Vor zehn Jahren erschien dann das erste Solo-Album dieser Kunstfigur, die im Gegensatz zu Pöschl dunkle, schulterlange Haare und nicht selten Frauenkleidung trägt. Seine "Ritterrüstung" nennt der Musiker diese Verkleidung und verweist auf Vorbilder wie David Bowie oder Klaus Nomi, die sich ständig neu erfanden. So wie es auch Pöschl in den vergangenen 40 Jahren in etwa genau so vielen Musikprojekten getan hat. Projekte, die sich meist irgendwann im Nichts verlieren und dann oft plötzlich wieder auftauchen.

Musikalisch geht es zurück in die Sechziger

Jason Arigato ist jedenfalls nun zurück mit 13 neuen Liedern, die eigentlich auf zwei EPs verteilt erscheinen sollten. Weil Vinyl aber recht rar und teuer ist, hat er sich für die Album-Variante entschieden. Das zentrale Thema: Isolation. Aber das nicht aus romantisch-stilisierter, wie es heißt, sondern jugendlich-existenzialistischer Sicht. Musikalisch geht es mit psychedelischen, fuzzigen Gitarrensounds in die Sechziger zurück, gepaart mit Achtziger-Jahre-Synthie-Einlagen. "Oh Yeah, Oh Well" ist schmissiger Surfrock, "America, Here Is My Boy" eine sehr schöne, melancholische Western-Ballade. "World Of Glass" und "Waves Of Death" bieten verspulten Elektro-Minimalismus und beim an John Carpenter erinnernden Instrumental "Fear" gehen gezupfte Akkorde in schlingernde Beats über und schließlich in Rauch auf.

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Das Ergebnis ist ein vielschichtiger, meist melancholischer und bestechender Retro-Kosmos, den Jason Arigato mithilfe der befreundeten Musiker Salewski, Tom Wu, Josip Pavlov, Ivi Vukelic und Leo Hopfinger entworfen hat. Das weinende Frauengesicht auf dem Cover hat die Künstlerin Anna McCarthy gemalt. Auch auf der Bühne hat Arigato Unterstützer, namentlich: Salewski an Percussion und Synthesizer, Miyagi von Coconami an diversen Saiteninstrumenten und Simon Dieu ( Grexits, Das Weiße Pferd) am Bass, die sich als Band die "Sayonaras" nennen. Auf den Lautsprechern werden, so heißt es, von Miyagi gebastelte Minizombies stehen.

Jason Arigato: Jason B. Sad/Jason B. Glad (Echokammer); live am 5. April in den Kammerspielen (Werkraum) , Hildegardstr. 1

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