Münchner Freiheit:Die Räder sollen unter die Erde

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Ein Vorbild für die Münchner Freiheit? Fahrradabstellplätze am Pasinger Bahnhof. (Foto: Catherina Hess)

Die Schwabinger Lokalpolitik wünscht sich 800 Fahrradstellplätze im U-Bahnhof. Dafür müssten jedoch die Läden im Sperrengeschoss weichen.

Von Benjamin Stolz

Der Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann fordert den Bau einer Fahrradgarage an der Münchner Freiheit. Freie Grüne und CSU hatten eine videoüberwachte, rund um die Uhr geöffnete Abstellmöglichkeit beantragt, die nahe an den öffentlichen Verkehrsmitteln liegt und für Dauerparker kostenlos sein soll. "Die Fahrradplätze an der Münchner Freiheit reichen nicht aus", sagte Jürgen Howe (Freie Grüne).

Howes Rechnung nach könnten im Sperrengeschoss der U-Bahn-Station, wo sich heute Läden und Einkaufsmöglichkeiten befinden, 800 Fahrräder unterkommen. "Ich halte es für machbar, diese Ladenzeilen dafür zu verwenden. Es muss geprüft werden, ob man aus diesen Verträgen zeitnah rauskommt", erklärte Howe seine Pläne. Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen, nun muss die Stadt über den Bau entscheiden.

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Für Dorothea Wiepcke (CSU) wäre dies nur ein erster Schritt. "Wir müssen in einem zweiten Schritt über die Platzgestaltung der Münchner Freiheit reden", sagte Wiepcke. Die Rad-Garage und zukünftige Pläne für einen der bekanntesten Plätze im Stadtgebiet "müssen gut austariert sein und den gestalterischen Gegebenheiten vor Ort Rechnung tragen". Der Wunsch nach Veränderung ist nicht neu. Seit Jahren wird im Bezirksausschuss gefordert, die doppelspurig zur Münchner Freiheit führende Ungererstraße abzuhängen und zu verkleinern, um Platz zu gewinnen. "Flächen gibt es da ja nicht en masse", sagte Wiepcke.

Die geplante Tram-Nordtangente könnte den Druck auf den Verkehrsknotenpunkt erhöhen

Gegenwind für den Antrag wehte vor allem vonseiten der Schwester-Fraktion der nur zwei Mitglieder zählenden Freien Grünen. Erst seit wenigen Monaten gibt es im BA zwei Fraktionen, die unter dem Banner der Grünen formell getrennt Politik machen. Ekkehard Pascoe (Grüne), Vorsitzender des Unterausschusses für Mobilität, hielt den Vorschlag im Plenum für einen "Unsinnsantrag". "Es ist einfach komplett unrealistisch", erläuterte Pascoe auf Nachfrage. "Die Münchner Verkehrsgesellschaft wagt es niemals, ein teures Parkhaus zu bauen, wo relativ wenige Fahrräder untergebracht werden können." Auch Fraktionssprecher Klaus Nürnberger (Grüne) hatte "Bedenken bezüglich der Realisierbarkeit". Für ihn bedürfe es vielmehr eines Gesamtkonzeptes.

"Ich glaube, es ist ein Trennungsschmerz, der hier eine Rolle gespielt hat", erklärte sich Howe die Reaktion seiner Parteigenossen. Nürnberger entgegnete, seine Fraktion habe mehrheitlich für den Antrag gestimmt. Zum Vorwurf des Trennungsschmerzes kommentierte Pascoe: "Ist doch Blödsinn. Ich bin der Überzeugung, dass wir nur Dinge machen, die wirklich funktionieren."

Nicht zuletzt durch anstehende infrastrukturelle Großprojekte ist die Verkehrssituation an der Münchner Freiheit wieder in den Fokus der Lokalpolitik gerückt. Die geplante Tram-Nordtangente könnte den Druck auf den Verkehrsknotenpunkt ebenso erhöhen wie der Radschnellweg in den Münchner Norden. "An der Münchner Freiheit ist ein Wandel vorgesehen", zeigte sich Wiepcke überzeugt. Für ihren Kollegen Howe ist der Platz trotz der Einwände "ein ideales Gelände, um ein Fahrradparkhaus zu bauen".

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