Nicht, dass man sein Erdenleben gegen das tiefer gelegte Dasein eines Maulwurfs oder einer Wühlmaus tauschen wollte - aber wenn einem da unten der Geruch einer Kaiserkrone oder eines blühenden Farns namens Incarvillea in die Nase stiege, bliebe nichts anderes als die Flucht. Und zwar sehr flott. Im Sinne der Nächstenliebe kann man nur hoffen, dass diese Unter-Tage-Wesen keinen besonders guten Riecher haben, sonst wird es nämlich bitter für sie.
Denn so hübsch Kaiserkrone und Incarvillea oberirdisch blühen mögen: Unter der Erde stinken sie, dass es - pardon - die Sau graust, ähnlich übel wie Fuchsurin, heißt es. Im Umkreis von zehn bis 20 Quadratmetern wird sich keiner der bei Gärtnern mäßig beliebten Kleintiere blicken lassen. Was man nicht alles tut, um nicht über Maulwurfshügel stolpern zu müssen.
Zu entdecken gibt es der Halle C3 nicht nur Wissenswertes über Pflanzen und deren über- und unterirdische Wirkung. Die rund 80 Aussteller haben noch bis Sonntag bei der "Garten München" so einiges im Angebot, das bei der Gestaltung des eigenen Stückchens Grünfläche inspiriert. Grob gesagt reicht das Angebot von Gartenmöbeln über Pflanzen und Accessoires bis hin zu Mährobotern, Hochbeeten, Pools und Grillausstattung.
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Den mit Abstand meisten Platz nehmen die Whirlpool-Landschaften ein - nicht gerade das, was man auf einer Garten-Messe erwartet, aber wenn sich hier so viele Anbieter tummeln, wird es wohl einen Markt dafür geben. Da ist zum Beispiel dieses Trumm des Herstellers Swimspas, in das eine ganze Fußballmannschaft passen würde: vier Meter lang, 2,28 Meter breit, chlorfrei, bis 40 Grad aufheizbar, falls man auch mal bei Schneetreiben im blubbernden Wasser sitzen will. Der Clou an der Riesen-Wanne: Sie verfügt über eine Gegenstromanlage, ist also auch noch Schwimmbad. Zu haben für 38 000 Euro, Messepreis: 24 900 Euro - ein Schnäppchen geradezu.
Gleich nebenan gibt es etwas für den nicht ganz so dicken Geldbeutel. Obwohl: 14 000 Euro muss schon hinlegen, wer sich eine Grill-Kota leisten mag, ein hobbitkleines Gartenhäuschen aus Polarkiefer mit inkludiertem Grillkamin. Drinnen sitzt man auf Fellen, direkt neben glühenden Kohlen. Sieht gemütlich aus, vor allem, wenn draußen der Schnee leise rieselt.
Überhaupt die Grillerei! Schon klar, dass es da längst nicht mehr nur um das Durchbraten von Steaks und Würsten geht. Aber die Preise, die für so manchen Feuerspender aufgerufen werden, sind schon irre. 3000 Euro kostet etwa der aus dem Hause Designfire, bei dem es vor allem ums Gesellige geht: Rundherum verlaufende Abstellflächen aus Holz machen aus dem schicken Grill einen kommunikativen Stehimbiss, inklusive Bierflaschenhalter. Dagegen kommen Saunafässer und Outdoor-Infrarot-Kabinen fast schon bieder daher.
Neben all dem Luxus-Kram für die oberen Zehntausend hat der Blumenstand von John William aus Amsterdam etwas angenehm Bodenständiges. Hier gibt es 20 Wildtulpen für zehn Euro, je zwei Stück Rittersporn oder Fackellilien für zehn Euro - und die Besucher stehen Schlange, zücken gern den Geldbeutel. Ähnlich beliebt: der vergleichsweise verschwindend kleine Stand mit Bio-Saatgut. Braucht halt nicht so viel Platz wie die Pool-Landschaften der Messe-Kollegen.
Apropos Platzsparen: Ein sogenanntes Homegardening-Erlebnis der besonderen Art verspricht die Schweizer Firma FrugalTec mit dem Farmii, einem vertikalen Garten in Turmform. Die Idee: frische und nährstoffreiche Salate, Kräuter und Gemüse selbst anbauen, sommers wie winters, frei von Pestiziden und anderen Schadstoffen. Auch Schnecken, Engerlinge und andere kriechende Ärgernisse sind hier kein Thema. Das Konzept ist ein hydroponisches, heißt: Die Pflanzen wachsen dank eines mineralischen Flüssigdüngers, ohne Erde, nur mit Wasser. Der Samen wird in ein Biopolymer gesteckt und in einem Mini-Gewächshaus zwei Wochen lang großgezogen, bis die Wurzeln zu keimen beginnen. Dann erfolgt der Umzug in den 1,65 Meter hohen und 24 Pflanzen fassenden Turm, wo die Wurzeln in das sich bedächtig drehende Gebilde hinein wachsen, das per 35-Liter-Tank automatisch alle zehn Minuten bewässert wird. Es ist ein System, das der Hobby-Gärtner auch mal in einem 14-tägigen Urlaub allein lassen kann, ohne dem Nachbarn die Gießkanne in die Hand drücken zu müssen. Nur der ph-Wert muss ab und an gecheckt werden.
Für die Drinnen-Winter-Version gibt es zwei Lampen, denn ohne Fotosynthese geht natürlich nichts. Stromverbrauch laut Hersteller: 52 Kilowattstunden im Monat, was in etwa zwölf Euro entspricht - Portokasse im Vergleich zu dem, was man auf dem Wochenmarkt für Kräuter und Gemüse ausgibt. Und was wächst im Turm? "Grundsätzlich alles", sagt FrugalTec-Mitgründerin Brigitte Bäuerle: Erdbeeren, Tomaten, Kohlrabi, Salat und Kräuter aller Art. Allerdings müsse man fruchttragende Pflanzen von Grünpflanzen trennen, da erstere mehr Nährstoffe brauchen und sich sozusagen am Dünger überfressen würden, zum Leidwesen der Grünpflanzen. Kostenpunkt der Ganzjahres-Version mit Lampen: 1300 Schweizer Franken.
Und sonst so? Fahrbare Edelstahl-Gartenkamine, überdachte Hollywoodschaukeln, Steinkunst: ein hüfthoher Buddha für 342 Euro oder ein 200 Kilo schweres, 471 Euro teures Gebilde namens Matterhorn, was der Form dieses markanten Bergs in der Schweiz jedoch so gar nicht entspricht. Oder für chronisch vergessliche Gießer: smarte Bewässerung für Balkonpflanzen. Wer etwas Natürliches für Sicht-, Wind- oder Lärmschutz sucht, lernt: eine Efeuhecke im Format drei Meter mal 1,20 Meter schlägt mit 450 Euro zu Buche.
Kreativ und informativ geht es am Treffpunkt "Mein schöner Garten" zu, wo Vorträge und Shows geboten sind, zum Beispiel: alternative Stecktechniken und die hohe Kunst der Gefäßbefüllung. Vier junge Frauen führen vor, was sie in der Ausbildung "Two in one" an der Meisterschule in Weihenstephan lernen. Eine, die sich schon Gestalterin für Blumenkunst nennen darf, fasst ihre Motivation in zwei Worte: Emotion verschenken! Das ist in der Tat eine Kunst.