Solln:Maibaum im Dunkeln

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Maibäume gehören in Bayern zur Tradition. Bei der nächtlichen Beleuchtung aber will eine Mehrheit im Sollner Bezirksausschuss "ein Zeichen setzen". (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Gehört die nächtliche Illumination zu der urbayerischen Gaudi oder nicht? Diese Frage führt im Bezirksausschuss zu Streit.

Von Jürgen Wolfram

Maibäume sind in den Stadtvierteln fester Bestandteil der Tradition, da sind sich die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln absolut einig. Insofern war es eher Formsache, als das Stadtteilgremium dem Sollner Maibaumverein jetzt für die bevorstehende Aufstellung einen Zuschuss bewilligte. Ob zur urbayerischen Gaudi auch die Illumination des guten Stücks in den Abendstunden gehört, darüber gingen die Meinungen im BA allerdings so weit auseinander wie diffuses Streulicht.

Ganz klar sei dies der Fall, meinte geschlossen die CSU, andere Wahrzeichen würden schließlich auch in gefälliges Licht getaucht. Fraktionssprecherin Claudia Küng warb um volle finanzielle Unterstützung der Idee des Maibaumvereins, denn: "Ein bisschen erleuchtete Freude tut gut." Das sollte der BA "zum Ausdruck bringen". Sabine Gründlinger (CSU) legte sich für die Erhellungspläne der Sollner Traditionsfreunde gleichfalls mächtig ins Zeug und mahnte Großzügigkeit an, "so wie wir es bei anderen Antragstellern ebenfalls halten".

Grün-Rot begründet Ablehnung mit Insektensterben und Lichtverschmutzung

Grüne und SPD hörten die Appelle wohl, brachten jedoch starke Vorbehalte gegen das abendliche Erstrahlen des Maibaums zum Ausdruck. Man müsse "ein Zeichen setzen", dass in diesen trüben Zeiten Energiesparen angesagt sei, hieß es aus deren Reihen. Auch dem Insektensterben und der Lichtverschmutzung wolle man Einhalt gebieten. Am Ende nützten selbst Berechnungen von Sabine Gründlinger und Conrad Lausberg (ÖDP) nichts, wonach die drei geplanten Strahler für den neuen Maibaum an der Herterichstraße nicht mehr Strom verbrauchen würden als eine mittlere Wohnung - der BA blieb mehrheitlich beim Nein zur "Beleuchtungsinstallation".

Die finanzielle Folge der Entscheidung dürfte die Vorfreude des Maibaumvereins indes nur leicht verdüstern; er erhält statt 4800 Euro Zuschuss nach Abzug der Beleuchtungskosten immer noch 4600 Euro. Das entspricht in etwa der Hälfte des Aufwands für die Maibaumaufstellung. Auf einen deftigen Kommentar des Vereinsvorsitzenden wartete man übrigens vergeblich. Denn Reinhold Wirthl (CSU) ist auch BA-Mitglied und erklärte deshalb korrekterweise seine Befangenheit.

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