Satire-Programm von Matthias Egersdörfer:"Sie brauchen keine Angst zu haben, er tut Ihnen nichts"

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Vorsicht, der Egers! Hinter dem mürrischen Blick und den statischen Bewegungen lauert die Abteilung Attacke des deutschen Kabaretts. Noch bei den kleinsten Kleinigkeiten kann Matthias Egersdörfer atemberaubend aus der Haut fahren. (Foto: STEPHAN MINX)

Als Schauspieler und Kabarettist ist er eine Erscheinung. Nach etlichen Corona-Verschiebungen hat Matthias Egersdörfers neues Bühnenprogramm endlich Premiere, es heißt: "Nachrichten aus dem Hinterhof".

Von Oliver Hochkeppel

Das namenlose Bühnen-Alter-Ego von Matthias Egersdörfer ist in gewisser Weise das Gegenbild zu Frank-Markus Barwassers Erwin Pelzig, auch wenn sie beide zunächst als fränkische Biedermänner daherkommen. Ist der Hütchen- und Täschli-Träger Pelzig doch ein großer Menschenfreund, der selbst im Zorn eher leise und hinter der Maske des Einfältigen der Schlauheit seines Schöpfers verbunden bleibt. Egersdörfers in knalligen Farben auftretende Figur hingegen ist ein misogyner Misanthrop. Ein rauchender Vulkan, der pyroklastisch ausbrechen und seine Schimpfkanonaden lautstark über alle anderen ergießen lassen kann. Nichts und niemand - auch im Publikum nicht - ist dann sicher vor ihm, und seine Ausfälle steigern sich mitunter ins irreal Absurde.

Inzwischen hat Egersdörfer, vor allem in Programmen mit Partnern wie Martin Puntigam oder Gankino Circus, mit dieser eingeführten Figur auf einer zweiten Ebene gespielt ("Ich will nicht mehr so sein") und ihr in seiner Rolle als Spurensicherer Michael Schatz im Franken- Tatort eine fast sympathische, höchstens fatalistische Version an die Seite gestellt. Was man nun im Netz zu seinem neuen Programm "Nachrichten aus dem Hinterhof" finden kann, deutet wieder auf den Hardcore-Egersdörfer hin: Der Weg ins Mietshaus bis zur Wohnungstür wird da beschrieben: "Dahinter haust der Egers mit der Frau. Treten Sie ein! Hinten in der Wohnung, da liegt er im Bett und träumt seine lustigen Nachrichten. Im Wohnzimmersessel sitze er und schüttelt den Kopf deswegen. Kommen Sie mit in die Küche, da hat er gerade ein Käsebrot gegessen, man kann den Käse noch riechen." Und so weiter, bis einem folgender Satz Angst macht: "Doch Sie brauchen keine Angst zu haben, er tut Ihnen nichts."

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Im Januar sollte es ursprünglich mit der Tour losgehen. Nach etlichen Corona-Verschiebungen geht die Deutschland-Premiere jetzt am 20. August im Garten der Seidlvilla über die Bühne. Die Wartezeit hat Egersdörfer übrigens kreativ und witzig genutzt: Mit seiner Regisseurin Claudia Schulz und dem Filmer Martin Fürbringer hat er unter dem Titel "Hinterhaus Nachrichten" zehn sehenswerte Videoclips über die Proben gedreht und auf seine Homepage ( www.egers.de) gestellt. Im letzten wird angedeutet, dass man auch einen neuen Egersdörfer erleben kann: Auch er ist nun unter die Puppenspieler gegangen. Was vermutlich auch nicht gerade heiter enden wird.

Matthias Egersdörfer , Freitag und Samstag, 20. und 21. August, 19.30 Uhr, Seidlvilla, Nicolaiplatz 1b, Telefon 344974, Infos unter www.lachundschiess.de

© SZ vom 19.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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