Rauswurf von Gergiev:Stille nach dem Paukenschlag

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Nicht mehr Chefdirigent der Münchner Philharmoniker: Valery Gergiev. (Foto: Lisi Niesner/Reuters)

Trotz der Trennung von Chefdirigent Valery Gergiev sollen die betroffenen Konzerte der Münchner Philharmoniker stattfinden. Nach einem Nachfolger wird gesucht.

Von Anna Hoben und Michael Zirnstein

Bruckners achte Symphonie steht auf dem Plan der Münchner Philharmoniker am 17. März in der Isarphilharmonie. Unter "Dirigent" heißt es bei dem Konzert im Online-Kalender des Orchesters allerdings: N.N. - nomen nominandum, der Name muss noch genannt werden. Es sind einige Fragen offen, nachdem die Stadt sich am Dienstag von Valery Gergiev getrennt hat, dem bisherigen Chefdirigenten des städtischen Orchesters. Dieser hatte zuvor ein Ultimatum von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) verstreichen lassen und sich nicht von Putins Angriffskrieg in der Ukraine distanziert.

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Zu den Fragen gehört auch jene, was aus den geplanten Konzerten in nächster Zeit wird, die Gergiev hätte dirigieren sollen. Die Leitung der Philharmoniker will diese beibehalten und sucht dafür nach einem neuen Dirigenten. Grundsätzlich dürfte mit der Suche nach einem Nachfolger eine knifflige Aufgabe auf die Stadt zukommen. Nicht viele Dirigenten sind auf dem Markt "verfügbar", und dann muss es ja auch passen. Zum Klang des Orchesters, auf menschlicher Ebene und dazu, wen die Stadt sich leisten kann.

Das Kulturreferat äußert sich nicht speziell zum Fall Gergiev, sondern nur grundsätzlich zur Suche nach Nachfolgern bei einer plötzlichen Lücke in der Orchesterleitung. Diese Suche sei Aufgabe des Intendanten der Philharmoniker, Paul Müller, er sei dazu in engem Kontakt mit dem Referat. Vorschläge würden dem Philharmonischen Rat unterbreitet, in dem auch Stadtratsmitglieder sitzen. Den Vertrag mit einem neuen Dirigenten werde schließlich Kulturreferent Anton Biebl mit einer Beschlussvorlage zur Abstimmung in den Stadtrat einbringen.

Auch zum bis 2025 laufenden Vertrag mit Gergiev äußert sich die Behörde nicht, aus arbeitsrechtlichen Gründen. Aus Rathaus-Kreisen war zu hören, dass es sich um einen freien Dienstvertrag handle, wie man ihn üblicherweise mit Künstlern abschließe - Gergiev ist also kein städtischer Angestellter. Wie teuer die Auflösung des Vertrags mit einer möglichen Abfindung für die Stadt werden könnte, auch dazu schwieg das Kulturreferat.

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