Tradition im Englischen Garten:Wissenswertes zum Kocherlball

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Tanz in der Morgensonne: Kocherlball im Juli 2022. (Foto: Leonhard Simon)

Tausende Menschen strömen jedes Jahr in aller Herrgottsfrühe zum Chinesischen Turm, um zu tanzen: Wann, wo und weshalb der Kocherlball stattfindet - und wie man sich am besten vorbereitet.

Von Miriam Treitinger

Woher hat der Kocherlball seinen Namen?

"Kocherl" ist ein alter, umgangssprachlicher Begriff für Hausbedienstete. Auf diese geht die Tradition des Balls zurück. Heutzutage ist aber jeder willkommen - gesellschaftliche Unterschiede sollen auf dem Kocherlball keine Rolle spielen. Auch für den frühen Schluss gibt es eigentlich keinen Grund mehr, muss doch kein Dienstbote mehr zu seinen Pflichten eilen. Doch es ist eben schöne Tradition. Und im Biergarten am Chinesischen Turm kann man nach dem Tanz immer noch sitzenbleiben.

Seit wann wird getanzt?

Erstmalig soll der Kocherlball etwa um 1880 stattgefunden haben. Hausangestellte wie Dienstboten, Mägde oder Köche versammelten sich frühmorgens, um ausgelassen zu feiern, bevor sie sich am Vormittag wieder ihrer Arbeit zuwenden mussten. Weil die Herrschaft wartete, traf sich das Personal jeden Sonntagmorgen von fünf bis acht Uhr - bis der Tanz in den Sonntag 1904 verboten wurde. Die Begründung: "mangelnde Sittlichkeit". Erst 1989 wurde die Tradition wiederbelebt, um 200 Jahre Englischer Garten zu zelebrieren.

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Wann und wo ist der Kocherlball?

Jedes Jahr treffen sich Münchnerinnen und Münchner am dritten Julisonntag - heuer am 16. Juli - frühmorgens am Chinesischen Turm, um von sechs Uhr an so beschwingt zu tanzen wie sonst höchstens am späten Abend. Nach vier Stunden ist der Spaß vorbei.

Was erwartet die Besucher?

Auf dem Programm stehen, wie immer, bayerische Tänze und Volksmusik. Dieses Jahr treten der Niederbayerische Musikantenstammtisch und der Rengschburga Musikantenstammtisch auf. Laut Veranstalter besuchen jedes Jahr bis zu 12 000 Menschen das Fest. Im vergangenen Jahr waren es etwa 10 000. So oder so dürfte es recht eng werden um den Chinesischen Turm. Der Eintritt ist frei, Reservierungen sind nicht möglich.

Die Tanzlehrer Katharina Mayer und Magnus Kaindl beim traditionellen Kocherlball. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Wie bereitet man sich am besten auf den Kocherlball vor?

Falls die Zeit für einen der Tanzkurse im Hofbräuhaus fehlte, verbannt das nicht auf einen Zuschauerplatz: Die Tanzmeister Katharina Mayer und Magnus Kaindl zeigen auf dem Ball für alle nochmal die Schrittfolgen.

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:Fast so schön wie der Kocherlball

Bevor am Sonntag frühmorgens 10 000 Münchnerinnen und Münchner am Chinesischen Turm tanzen, treffen sich Junge, Alte, Begabte und einfach gut Gelaunte zum kostenlosen Training mit Ansage im Hofbräuhaus.

Von Thomas Becker

Wer erst mal nur allein - oder besser zu zweit - übt, bildet sich online fort: Mayer und Kaindl erklären auf einem vom Kulturreferat geführten Youtube-Kanal bayerische Tänze Schritt für Schritt, etwa den "Dreher aus Riedelsbach", den "Siebenschritt" oder die "Höllmannsrieder Mazurka". "Allerweil a weng" geht immer und ist offenbar auch tanzbar.

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Und die Verpflegung?

Speisen darf man selbst mitbringen, Getränke - wie in Biergärten üblich - nur vor Ort bestellen. Von Wurstsalat über belegte Brote bis zum Obazdn gibt es alles, was man von einer traditionellen bayerischen Brotzeit erwartet. Wer erst einmal frühstücken will, wählt Schmalznudeln zum Kaffee. Bier wird natürlich ausgeschenkt, auch als Mass. Die Ochsensemmel gibt es auf zweierlei Art: mit Fleisch oder vegetarisch.

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