Die Sonne brennt auf den Max-Joseph-Platz vor der Oper herunter, doch für aufgeheizte Stimmung sorgen Trillerpfeifen und Plakate. Kinder und Eltern demonstrierten am Sonntagnachmittag gegen die Stadt München und ein wenig auch gegen das Land Bayern, weil ihre Kita-Gebühren zum 1. September drastisch steigen werden. "Wer leise ist, verliert", rief Nicole Heldeisen, eine selbst betroffene Mutter, von der improvisierten Bühne herunter. "Wir bleiben laut."
Die Familien, die zur Demonstration für faire Kita-Gebühren gekommen sind, fühlen sich als Verlierer der städtischen Reform zur Förderung von Krippen-, Kinder- und Hortplätzen. Nach einer Niederlage vor Gericht musste München ein neues System aufsetzen, das viele Träger privater Einrichtungen als unzureichend ablehnen. Sie steigen im Herbst aus der Förderung aus, das lässt die Gebühren für die Eltern explodieren. Auf einem Pappschild an einem Kinderwagen auf der Demo steht geschrieben, dass die Krippengebühren in nur einem Jahr von 200 auf 1200 Euro gestiegen seien.
Es könne nicht sein, dass ein Platz in einer städtischen Kita wie "ein Sechser im Lotto" sei und der Rest selbst sehen muss, wie er zurechtkomme, sagte Mutter Heldeisen auf der Bühne. "Allen Kindern die gleichen Chancen", rief sie Eltern und Kindern zu und erntete wildes Getriller und Beifall.
Die Stadt verweist darauf, dass rechtlich nicht mehr möglich sei und immerhin 90 Prozent der Plätze gefördert würden. Das glaubt Nicole Heldeisen nicht. Aus ihrer Sicht macht es sich die Stadt zu leicht. "Wir sind mehr als zehn Prozent", sagte sie, das wolle man immer wieder öffentlich zeigen. Dazu brachen Eltern und Kinder kurz vor 16 Uhr zu einem Demonstrationszug mit vielen Hundert Teilnehmern durch die Innenstadt auf.