Tarifstreik in München:Fast die Hälfte aller Kitas dicht

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Deutliches Signal: 1000 Beschäftigte in Kindertagesstätten legten die Arbeit nieder und zogen vom Königs- zum Odeonsplatz. (Foto: Robert Haas)

1000 Münchner Erzieher haben am Mittwoch die Arbeit niedergelegt. Nur 138 der rund 450 städtischen Einrichtungen waren vom Warnstreik gar nicht betroffen.

Von Stefanie Fischhaber, München

Zahlreiche rote Fahnen und Westen waren am Mittwochvormittag auf dem Odeonsplatz zu sehen. Die Gewerkschaften Verdi sowie Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatten einmal mehr zu einem Warnstreik an den städtischen Kitas aufgerufen. Fast die Hälfte aller städtischen Einrichtungen war betroffen.

191 städtische Kitas und Tagesheime seien am Mittwoch dicht geblieben, berichtet Corinna Kreiler, Pressesprecherin des Referats für Bildung und Sport. 177 Einrichtungen mussten teilweise geschlossen bleiben, nur 138 der insgesamt rund 450 städtischen Kindertageseinrichtungen waren gar nicht vom Streik betroffen. Hinzu kommen Einrichtungen, die bis Mittwochnachmittag keine Rückmeldung gegeben hatten.

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Für die Streikenden ist das ein gutes Zeichen. "Der Arbeitgeber gibt kein Signal, dass er auf unsere Forderungen eingeht, und deshalb müssen wir mehr Signale geben", erklärt Gewerkschaftssekretärin Merle Pisarz. Bislang hat es in den Verhandlungen zwischen Verdi und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände keine Einigung gegeben. Die Beschäftigten seien am Ende ihrer Kräfte, meint Pisarz. Grund dafür seien vor allem die Arbeitsbedingungen, schildert Erzieherin Kirstin Prößdorf. Neben den Gehältern gebe es eine weitere Stellschraube. "Wir können mehr und wir wollen mehr", sagt die Erzieherin, "aber der Betreuungsschlüssel ist ein Problem. Wir wollen ja jedes Kind gut begleiten." Doch wegen des Mangels an Personal sei das in der Realität kaum machbar. Viele Kollegen seien einer hohen Belastung ausgesetzt, findet Lutz Richter. Ihn stört vor allem die fehlende Anerkennung des Berufs. "Die Eltern wollen immer mehr. Das fordert aber auch qualitatives Personal. Und das geht nur, wenn wir davon auch leben können", sagt der Heilpädagoge.

Eltern fürchten steigende Kinderbetreuungsgebühren

Ein Problem sei auch der Umgang mit Auszubildenden, findet Rojhat Altuntas. "Mich ärgert, dass Azubis wegen des Personalmangels ins kalte Wasser geschmissen werden", sagt der Erzieher im ersten Ausbildungsjahr. "Ich wünsche mir, dass über die Worthülsen hinaus Maßnahmen ergriffen werden, die Azubis nicht auszunehmen." Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, zeigten die jungen Beschäftigten in einem Demonstrationszug vom Königsplatz zum Odeonsplatz Präsenz. Laut Polizei versammelten sich insgesamt rund 1000 Beschäftigte.

Kritik am Warnstreik gab es von Seiten der Eltern. "Unsere Bitte ist, nicht immer zum Mittel des Streiks zu greifen. Vor allem im Kita-Sektor tut das wirklich weh", sagt Daniel Gromotka vom Gemeinsamen Elternbeirat der städtischen Horte und Tagesheime in München. "Die Leidtragenden sind wie immer die Familien." Zwar habe er Verständnis für die Betreuer, doch der Elternbeirat befürchtet, dass die Gebühren für die Kinderbetreuung steigen könnten, sollten die Forderungen der Erzieher umgesetzt werden.

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