Kitas in München:Krach machen für die Eltern-Kind-Initiativen

Lesezeit: 2 min

Sie halten Schilder hoch für ihre Kita: Etwa 7000 Münchner Kinder werden in Krippen, Kindergärten und Horten betreut, deren Träger Elterninitiativen sind. (Foto: Catherina Hess)

Mehr als 100 Kinder marschieren ins Rathaus, um auf die schwierige Situation dieser besonderen Kitas aufmerksam zu machen. Sie brauchen dringend Geld - und fürchten, dass ärmere Familien ausgeschlossen werden.

Von Kathrin Aldenhoff

Alles, was Krach macht, haben sie mitgenommen aus den Kitas: Rasseln, Schellenkränze und Handtrommeln, ein paar Trillerpfeifen und selbst gemalte Plakate dazu. Nun sitzen mehr als 100 Kitakinder mit ihren Erzieherinnen und Erziehern sowie einigen Eltern im Rathaus. Sie trillern und rufen, klatschen und skandieren: "Kita, Kita, Geld für die Kita!" Vor dem Münchner Rathaus parken an diesem Dienstagmittag Kinderwagen und Bollerwagen, mehrere Eltern-Kind-Initiativen (Eki) aus dem Glockenbachviertel, dem Westend und dem Dreimühlenviertel sind hergekommen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen und eine Petition des Bündnisses "Ekis für alle" zu überreichen.

Eine Einrichtung sucht etwa verzweifelt ein neues Haus, vor allem aber geht es um eine gute Finanzierung der Eltern-Kind-Initiativen. "Mein Hauptanliegen ist die soziale Gerechtigkeit", sagt Maria Beimborn, eine der Initiatorinnen des Bündnisses. "Wir brauchen eine bunte soziale Mischung in den Einrichtungen." Doch das wird immer schwieriger: Viele Ekis haben finanzielle Probleme. Die Ausgleichszahlungen der Stadt wurden seit 2018 nicht erhöht, während die Kosten für Miete, Personal und alles andere gestiegen sind. Manche Kitas erheben nun zusätzlich zu den Kita-Gebühren monatliche Beiträge von den Eltern, die einen 40 Euro, andere sogar 150 Euro.

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Das können sich nicht alle Familien leisten und die Ekis verlieren so ihre Vielfalt, sagen die Initiatorinnen des Bündnisses "Ekis für alle", Maria Beimborn, Monique Kaiser und Rebecca Kilian Manson. "Alle Kinder sollen die Möglichkeit haben, in einer Eki betreut zu werden", heißt es in ihrem Brief an Münchens Politikerinnen und Politiker. "Die individuelle, qualitativ hochwertige und familiäre Betreuung in Ekis ist eine wichtige und sinnvolle Ergänzung zu großen Einrichtungen."

Mehr als 100 Kinder sind mit ihren Erzieherinnen ins Rathaus gekommen, um Krach zu machen für ihre Kitas. (Foto: Catherina Hess)

Doch dafür brauche es mehr Geld. "Unsere Ersparnisse sind aufgebraucht", sagt Maria Beimborn. Die Eki, die ihre Tochter besucht, hat keinen finanziellen Puffer mehr. "Und Leute, die sich ehrenamtlich zwischen 23 Uhr und ein Uhr nachts um die Finanzen kümmern, die kriegen Panikattacken, wenn das Geld nicht stimmt." Grünen-Stadtrat Sebastian Weisenburger hört ihr zu, nickt. Ende März hatte der Stadtrat das Bildungsreferat beauftragt, Anpassungen bei den Ausgleichszahlungen zu erarbeiten, die von Januar 2024 an umgesetzt werden sollen.

Weisenburger ist selbst seit acht Jahren Mitglied in einer Eltern-Kind-Initiative, auch sein Sohn ist mit seiner Kitagruppe ins Rathaus gekommen, um ihm und zwei Grünen-Stadträtinnen die mehr als 1000 Unterschriften zu überreichen. "Das mit den Mitgliedsbeiträgen mögen wir auch nicht, das ist ein Problem für Familien, die sich das nicht leisten können", sagt der Stadtrat. "Wir wollen zu einer Förderung kommen, bei der solche Beiträge nicht mehr nötig sind."

Stadtschulrat Florian Kraus (Grüne), der spontan dazukommt, hat vor vielen Jahren eine Eki mitgegründet. Er spricht von dem neuen Kita-Fördersystem, das die Elterninitiativen finanziell deutlich besserstellen werde, und vom Freistaat, der in der Pflicht sei und nicht alle Aufgaben auf die Kommunen abwälzen könne.

Währenddessen haben ein paar Kinder ihre Gummistiefel ausgezogen. Sie setzen sich auf den Boden und packen ihre Brotzeit aus, essen Brezen, Paprikaschnitze und Himbeeren. Im Herbst wird der Stadtrat voraussichtlich über das neue Kita-Fördersystem entscheiden, das zum Kindergartenjahr 2024/2025 in Kraft treten könnte. Ob sich die Situation der Ekis dann verbessert, wird sich zeigen.

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